Heiner schrieb:Landtagsgswahl 2013... Grün wählen?... lieber nicht
Die Landtagswahl in Niedersachsen stellt einerseits für Niedersachsen entscheidende Weichen und ist andererseits auch für die anstehende Bundestagswahl ein wichtiger Meilenstein. Was also soll man wählen?
Hallo Heiner,
man muss ja nicht, weil man grün lebt, auch immer grün wählen. Aber vieles, was Sie schreiben, ist sehr wohl wahr, aber damit löst man eher wenig. Was also wählen, lautet die oder Ihre Frage immer noch. Ich frage lieber
WIE soll man wählen?
Antwort: Strategisch sollte man wählen, das führt zu mehr! ...
Und wir Wähler müssten allmählich mündiger, rationaler und auf Fernziele wählen lernen.
(Das nun Folgende ist meine persönliche Ansicht, nicht die des Forums)
Das Problem der links verorteten Parteien...
ist, dass sie sich zunehmend wegen ähnlicher oder sogar persönlicher Befindlichkeiten selbst spalten, daher gibt es die Linke und nun auch noch Piraten. Und die Grünen (ebenfalls eher links zu verorten) gehören dazu. Leider spielt das doch genau jenen konservativen Kreisen in die Hände, CSU/CDU-Stammwähler beispielsweise, wählen oft treu ergeben - egal, was deren Parteien tun. Diese leben von einem Mythos der Sicherheit und Wirtschaftsmächtigkeit, dass es bei deren Wähler oftmals überhaupt keine Rolle spielt, obwohl die Parteien konkret sogar gegen die Interessen des kleinen Manns agiert.
Ohne Grüne - kein Sterbenswörtchen von Energiewende und Umweltschutz
Die Linke hingegen spaltet sich zunehmend. Aus schlechter SPD wurden erst die Grünen, dann die LINKE und nun die Piratenpartei.
Zu den Grünen, die übrigens alleine dadurch was getan haben, Heiner, dass wir heute überhaupt von so etwas wie Umweltbewusstsein, Friedenspolitik, Erneuerbaren, Nachhaltigkeit, Anti-Atompolitik und Gleichstellung der Frau sprechen. So weit wären wir ohne die Grünen heute noch nicht bei der reaktionären Politik von Union und bei der neoliberalen Einstellung einer reinen FDP-Politik.
Später wird es genau so heißen können, ohne die Piratenpartei keine Netzpolitik, so wird es kommen. Ehrlich, diese Probleme hat die Union einfach nicht so. Aber die links verorteten machen sich hier selbst Konkurrenz, freut gewiss die Union. Bedeutet aber nicht, dass man deswegen gar nicht mehr grün oder generell nicht mehr wählen kann.
Hilfreiche Fragen zu einer strategischen Wahl
1.
IN WELCHE GROB-RICHTUNG SOLL ES GEHEN?
Dass die Grünen wegen Fukushima und "Nichtstun" Zuwachs hatten, ist klar, aber soll man deswegen neidisch werden? Ist die Idee, mit Atomkraft aufzuhören, nicht weitgehend wichtiger als sich darüber zu streiten, wer die Wählerstimmen nach Hause trägt. Vom Mythos leben, wie bereits oben gesagt, auch CSU/CDU, auch die alte SPD und die FDP ebenfalls, die zwar freie Märkte predigt, aber dennoch die Märkte durch Klientel- und Lobbypolitik verzerrt.
Mir persönlich ist am wichtigsten, wo es lang gehen soll demnächst. Und zwar das Wichtigste zuerst: Mit kaputtem Planeten wäre meine und die Existenz aller anderen wohl sehr gefährdet. Dann stellt sich die Frage nach Arbeitsplatz und Rentenhöhe oder nach Zukunft schon nicht mehr.
Daher sind für mich Umwelt, erneuere Energieform und vor allem Bildung, damit wir alle nicht weiter so unerhört verdummen am wichtigsten. Und NEU - damit könnte man auch ohne Weiteres auch mal die Piraten wählen, die haben das ebenfalls alles im Programmpäckchen mit bei.
Ohne Lebensfähigkeit des Planeten und Energieformen, die nachhaltig sind, ist das ist alles (Wachstum, Lebensqualität, Bildung, Eigenheim, Nahrung, Arbeit etc.) nichts. Dann erst käme m.E. soziale Gerechtigkeit, Rentenerhöhung, Arbeitswelt und Steuern oder Hühnermastprobleme.
Meine Wahl wird keine Prompt-Erfüllung, sondern eine Stellschraubenwahl, die die Richtung voreinstellt, in die es dann weiter gehen soll - und dabei völlig unemotional, welchen Hickhack die Tagespresse wieder von sich gibt.
2.
WOFÜR WÄHLE ICH GERADE WAS?
Da kann es also sein, dass in meiner Stadt und vor meiner Haustüre irgendwas so immens wichtig für mich, meine Familie, Freunde oder das Gedeihen meiner Wohngegend ist, dass ich auch hier mal eine andere Partei wählen müsste, um die richtige Stellschraube zu drehen. Also stupide immer nur die gleiche Partei kommt bei strategischer Wahl eher nicht infrage. Kann also Unterschiede geben, wie z.B. eine Bürgerinitiative, die sich kommunal zur Wahl stellt oder dass gewisse Parteien vor Ort wirklich mehr bewegen als die Bundespartei, die ich sonst eher wähle.
Und damit wird eine mehr oder weniger wichtige Wahlkampfaussage der Grünen gerade für Niedersachsen auch ziemlich am Allerwertesten vorbeigehen und ich sie oder die Piraten (die echt kaum Aussage-Plakate bringen) oder bei sozial wichtigen Belangen die LINKE dennoch wählen können. Die Grünen sind die einzige Partei, die das Prob mit dem Atommüll immer gesehen hat, auch wenn sie das jetzt nicht extra noch für Wahlplakatgläubiger auf Plakate malen und wiederholen. Das zählt für mich mehr als Plakatsprüche. Und man weiß längst, dass nicht nach Plakataussagen gewählt wird, Heiner!
Den Grünen wird - genau wie Ursprungspartei SPD - weil sie zu alt wird, die Aktualität der Themen abhanden kommen. Die Piraten werden sie ablösen können, haben längst auch Anti-Atom-Programm und übertrumpfen die Grünen im Technik-Knowhow. Da kommt Claudi Roths Kaffeetantenclub nicht mit. In Braunschweig vermisse ich die Grünen leider auch, aber da gibt es ja Alternativen. Bei dieser Landtagswahl gilt es jedoch, jede Stimme gegen Union zu sammeln, die Piraten werden also schwarzgelbe Politik nicht ablösen können, die Linke auch nicht. Wer aber kann es bedeutend sicherer?
Die LINKE ist in Opposition UND mit ihr will derzeit niemand koalieren, darum kann die z.B. alle die Wahrheiten lauf den Tisch legen und vertreten, was die anderen weniger oder nicht können. Das ist doch gut so. Da erfährt man als Wähler also wichtige Infos, was wiederum gut zur Stellschraubenwahl ist.
Wenn wir Plakaten glauben, dann profitiert nämlich nur eine Partei, die nämlich, die genau das schon immer so gemacht hat mit "Wählt uns! Weiter so! Keine Experimente!" und dergleichen.
Meiner Meinung sollte sich eine geeintere Linke positionieren, um den konservativen und bürgerferneren Haufen halbwegs sicher abwählen zu können. Da spielt insbesondere leider die alte Tante SPD immer mal wieder nicht mit und gelegentlich denken auch die Grünen, sie könnten schwarze Politik überdecken. Dies scheint, wie die Geschichte zeigt, eher ein Trugschluss.
Solange es keine linke Einigkeit gibt, wählt darum erst einmal strategische Richtungswahl...
der Ulensp!egel