Einstürzende und marode Schulbauten in Braunschweig -
einfach nur mächtig Glück gehabt!?
Wir sollten uns zukünftig nicht nur auf das Glück verlassen müssen, wenn wir unsere Kinder in Braunschweigs Schulen schicken, eine lückenlose Aufklärung ist hier für die zukünftige Sicherheit an unseren Schulen wichtig.
Bereits kurz nach dem Deckeneinsturz in dem Musikraum der Gaußschule in der Nacht zum 26. August 2011 zeigte sich auch der SPD-Ratsfraktionsvorsitzender Manfred Pesditschek geschockt und bestürzt. „Wir können nur von Glück reden, dass die Decke nachts einstürzte und nicht am Vormittag, während sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Schülerinnen und Schüler in dem Raum befunden hätten“, sagte Pesditschek. Der war selbst einst Lehrer und Schulleiter und kann sich sicher ausmalen, wie die herabstürzenden Rigips-Platten in einem Musiksaal auf die Schüler gewirkt hätten, wären die schon lose hängenden Deckenplatten während des Unterrichts herab gekommen. Man kann hier Herrn Pesditschek nur Recht geben, das war wahrhaft ein Glücksfall.
Glück gehabt!
(Screenshot
newsclick
)
Nicht nur Glück für die Schüler und deren Familien, nicht nur Glück für das Lehrpersonal, das sich ja mit in den betroffenen Räumen täglich aufgehalten hat. Hier hatten auch die Verantwortlichen mächtig viel Glück, dass hier bislang nur offenbar Sachschaden entstanden ist an den nahezu erst kürzlich "sanierten" Schulen.
"Meine Stimme für sanierte Schulen" auf einem Wahlplakat - ob man die noch geben sollte?
Besonders peinlich für jene, die gerade zur Kommunalwahl stehen und mit dem Thema "Millionen für die Schulsanierung" werben. Man weiß nicht so recht, ob man gerade diese Werbung jetzt für besonders prekär halten soll oder ob sie nun die Betroffenen und die Bürger auffordert, ihre Stimme für die Sanierung der jetzt eingestürzten Decke und Reparaturen der maroden Schulen zu geben? Man stelle sich nur vor, wie gerade in einem täglich frequentierten Musiksaal oder -raum jede dort stattfindende Erschütterung auf eine nicht ordnungsgemäße Deckenbefestigung wirkt.
Das Thema scheint nun aber wieder völlig vom Tisch, nachdem die Stadtbaurätin über die Presse informieren ließ, dass alle Schulen nun nach dem beauftragten Gutachten weniger Schäden aufwiesen als zuerst vermeldet und die sieben gesperrten Räume der Gaußschule zu einem späteren Zeitpunkt nochmals geprüft und saniert würden. Braunschweig scheint gut im Schweigen. Wer beispielsweise bei Suchmaschinen recherchieren möchte, findet nach knapp einer Woche kaum noch Spuren dieses Vorfalls. Man muss schon gezielt nach "Deckenplatte" plus "Gaußschule" suchen, wer aber tut das schon?
Gibt man nur "Gaußschule" ein, weil man wissen möchte, was dort los war, gerät man zuerst zur Internetseite der Gaußschule.
Die Gaußschule selbst berichtet aber rein gar nichts zu dem Vorfall.
Und so wirken die Eintragungen unter Rubrik AKTUELLES nun nach diesem schrecklichen Vorfall doch etwas wie eine böse Satire:
"Die Gaußschule ist in Braunschweig und Umgebung das einzige Gymnasium, das aufgrund seiner personellen und räumlichen Voraussetzungen sowie seiner vorzüglichen Ausstattung in der Lage ist, ein spezielles Angebot für musikinteressierte Jugendliche zu machen, den Musikzweig. Im Rahmen einer ersten Information für diesen besonderen schulischen Ausbildungsgang wollen wir an dieser Stelle Antworten auf die Fragen geben, die uns am häufigsten von interessierten Eltern und ihren Kindern gestellt werden...."
www.gaussschule-bs.de/musikzweig
Aktuelles auf
www.gaussschule-bs.de/neuigkeiten
Da die Gaußschule als eines der renommierteren Braunschweiger Gymnasien gillt, wirkt diese Art der Information für betroffene Eltern, Schülern, des Personals und weiterer Interessenten, doch etwas lückenhaft, um nicht zu sagen, merkwürdig verschwiegen. Weshalb, so mag man sich beispielsweise als interessierter Schüler oder Elternteil fragen, informiert die Homepage nicht über diese Vorfälle?
[url=http://www.spd-ratsfraktion-braunschweig.de/aktuell/nachrichten/2011/340384.php
]SPD fordert lückenlose Aufklärung des Deckeneinsturzes in der Gaußschule[/url]
SPD-Ratsherr Pesditschek scheint ebenfalls Informationslücken zu erkennen, kündigte an, sich mit Nachdruck für eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle einzusetzen: „Nun gilt es die Gründe und Ursachen schnellstmöglich und vor allem bis ins kleinste Detail aufzuklären. Es muss geprüft werden, ob in dem Gebäude der Gaußschule noch mehr Decken vom Einsturz bedroht sind, um ein höchstmögliches Maß an Sicherheit zu gewährleisten. So etwas darf in Braunschweig nie wieder passieren“, forderte Pesditschek abschließend. Deshalb reichte die SPD-Fraktion einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag für die Sitzung des Bau- und Feuerwehrausschusses am kommenden Mittwoch (31. August 2011) umgehend bei der Verwaltung ein.
Dies ist nicht nur aufs Dringlichste zu begrüßen gewesen, so etwas ist notwendig.
Auf einen weiteren Missstand machte SPD-Ratsherr Frank Flake in der Sitzung aufmerksam. Kürzlich stellte die SPD-Fraktion bei einer, in der
IGS Volkmarodestattfindenden Fraktionssitzung fest, dass im neuen Eingangsbereich der gesamte Deckenbereich offenliegt. Ein Zustand der für mehrere Jahre anhalten soll. Auch der Fußboden in diesem Bereich war eher ein Provisorium. Flakes Nachfrage bezüglich der Gründe konnte die Verwaltung ad-hoc nicht beantworten. Auch hier wird es in kürze eine Mitteilung der Verwaltung geben.
www.spd-ratsfraktion-braunschweig.de/aktuell/nachrichten/2011/340853.php
Hat man hier etwa an Sicherheit gespart?
"Der scheidende Fachbereichsleiter Hochbau, Ltd. Baudirektor Knobbe, wies daraufhin, dass es offensichtlich erforderlich sei, vor Anbringung der Deckenverkleidung eine Abnahme der Tragkonstruktion durchzuführen, wies aber darauf hin, dass das zu Mehrkosten und zeitlichen Verzögerungen führen würde.
Ratsherr Frank Flake, Sprecher der SPD im Bauausschuss: „So wichtig schnelles und preisgünstiges Bauen ist – die Sicherheit der Kinder und Lehrer muss Vorrang haben.“
www.spd-ratsfraktion-braunschweig.de/aktuell/nachrichten/2011/341006.php
Die Begutachtung, die Frau Stadtbaurätin Maren Sommer beauftragt hatte, sollen ja nun abgeschlossen sein, wie sie bekannt gemacht hat, die Ergebnisse stehen fest. Im Falle der Gaußschule sollen "übliche" Kunststoffdübel (Foto in der newsclick) verwendet worden sein statt der "üblichen" Metalldübel. Selbst das Bauunternehmen, das die Arbeiten verrichtet hat, hatte gleich im ersten Artikel zum Thema (Braunschweiger Zeitung) völlig klar zugegeben, dass man hier statt der Metall- diese Kunststoffdübel verwendet hat. Wenn aber im Nachhinein beides als "üblich" deklariert wird, warum dann erst der deutliche Hinweis auf diese Plastikdübel?
Anbringung der Deckenplatten sachgercht und ordnungsgemäß?
Im Bauwesen wird, so wissen wir, vieles strengen DIN-Normen unterworfen, was heißt, dass da keinesfalls jeder dübeln kann, wie er meint und möchte. Auch die ordnungsgemäße Deckenaufhängung fällt unter diese DIN-Norm und so ist in jedem Falle auf sach- und fachgemäße Anbringung von Bauteilen als auch Befestigungselementen zu achten.
Kunststoffdübel - im Hintergrund wohl die herabgestürzten Decke im Musikraum der Gaußschule (fälschlich von der Redaktion der newsclick zur Überschrift "Heidbergschule" zugeordnet)
Und für weitere Verwirrung sorgt dann auch noch eine weitere Meldung am 30.08.2011 in der newsclick, dass sich nun auch in der Heidberggrundschule "zwei Unterdecken herabgesenkt" hätten, was später jedoch dementiert wurde seitens der Stadtbaurätin. Es habe sich lediglich um eine Decke (Flurstück) im Flur gehandelt.
Es müsste doch zu klären sein, ob denn nun die Plastikdübel ordnungsgemäß und sachgemäß verwendet wurden? Natürlich kann ein Qualitätsprüfer, sobald die Decke komplett befestigt wurde, nicht mehr feststellen, ob dort ordnungsgemäß gearbeitet und das sachgerechte Material verbaut wurde, aber es muss doch möglich sein, während der fortschreitenden Arbeiten Materialien und Teilbereiche der noch nicht ganz fertig gestellten Deckenaufhängung zu begutachten?
Die Schule selbst, die Firmenpolitik, die Presseinformation?
Was ebenfalls merkwürdig ist, dass obwohl sich die beauftragte Firma gleich zum Einbau dieser "üblichen" Plastikdübel bekannt hat, nicht namentlich erwähnt wurde. Wenn sie alles richtig gemacht hat, liegt kein Grund vor, diese während des Interviews nicht namentlich zu benennen. Im Gegenteil, es wäre sogar für die beteiligte Firma eine gewisse Chance gewesen, zu erläutern, weshalb sie die Plastik- und nicht die Metalldübel guten Gewissens hatte verwenden können.
Teilweise ist ja bei besonders alter Bausubstanz der vorgefundene Untergrund bereits so bröckelig, also im Durchschnitt nicht mehr so beschaffen, dass hier Metalldübel ratsam gewesen wären, weil die dann noch schlechter diese Deckenplatten hätten halten können. Somit hätte die Firma für ihre Fachkompetenz und ihren Ruf dann ein für sie und uns alle recht nachvollziehbares fachliches Statement offen abgeben können. Warum das bislang nicht geschehen ist, wirkt daher eher merkwürdig. Auch dass hier die Presse so wenig recherchiert, mag verwundern.
Genügend offene Fragen
Es bleiben also nach den Gutachten noch genügend Fragen offen, die unter Berücksichtigung, dass unsere Schüler und das Lehrpersonal zukünftig beruhigter in ihre Klassen- und Schulräume zum Unterricht gehen können, einer lückenlosen Aufklärung, so wie sie Herr Pesditschek zurecht gefordert hat, bedürfen. Man kann nur hoffen, dass hier Herr Pesditschek und die SPD dran bleiben und die lückenlose Aufklärung um die Sanierungsarbeiten an allen Vorfällen, die die bauliche und technische Sicherheit unserer Schulen betreffen, weiter forciert. Wir können ja nicht immer auf reine Glücksfälle hoffen und dass Wochenende ist, wenn eine Decke abstürzt.[/size]
Gruß
Helmhut