Von einer Schließung der Grasseler Strasse betroffen: Nordbezirke und der Landkreis Gifhorn
Am 16. Juni 2010 war es soweit: OB Dr. Hoffmann wollte die Bürgerinnen und Bürger im Norden Braunschweigs über die möglichen verkehrlichen Alternativen und ihre Auswirkungen nach der beabsichtigten Schließung der Grasseler Straße informieren. Die steht einer Verlängerung der Start- und Landebahn des Braunschweiger Flughafens im Wege. Auf ihrem Gang zur Versammlung in der Aula der Grundschule Waggum trafen die Bürgerinnen und Bürger allerdings zunächst auf ein großes Polizeiaufgebot, das sich weiträumig um das Versammlungslokal positioniert hatte.
Mindestens fünf Polizeibullies und ebenso viele Streifenwagen wurden gesichtet. Zum Schutz für einen dem Anschein nach verunsicherten Hoffmann? Die 350 Teilnehmer der Versammlung (ca. 40 hatten aus Platzgründen keinen Einlass erhalten) gaben sicherlich keinen Anlass für ein derartiges martialisch anmutendes Polizeiaufgebot. Man grüßte freundlich die Damen und Herren der Polizei und die grüßten ebenso freundlich zurück. Mittlerweile hat sich wohl auch bei der Polizei herumgesprochen, dass Bürgerinnen und Bürger neben den sachlichen Inhalten zu Recht gegen das vorgehen, was der frühere CDU-Landtagsabgeordnete Harald Menges als „despotisches und parteischädigendes Verhalten“ bezeichnet hatte und der deswegen gegen Hoffman ein Parteiordnungsverfahren angestrengt hatte.
Als alle saßen, erschien Hoffmann dann erwartungsgemäß durch einen Hintereingang, der ihm den Gang durch die Mitte seiner eingeladenen Gäste ersparte.
Auf dem Podium saßen seitens der Stadt die Herren Leuer (Tiefbau, Verkehr), Lehmann und OB Dr. Hoffmann, für den Ortsrat Kliesch und seitens der Gutachter Michael (WVI) und Elias (Kuhn und Partner). In der zweiten Reihe tummelten sich dann die Herren Gelfert (Flughafengesellschaft), Stegemann (Stadt) und einige andere.
Die Versammlung lief seitens der Veranstalter wie üblich ab: Vorträge der Gutachter und des Tiefbauamts. Welche Verkehrsvariante denn nun genommen werde, blieb aber wie erwartet offen. Hoffmann: der Rat hält weiter an der sogenannten Ostumfahrung fest, entschieden wird jedoch durch die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr in Wolfenbüttel. Gerade so, als ob es hier keine Verbindung gäbe. Die Grasseler Straße werde im übrigen im November 2010 gesperrt.
Ganz anders das Engagement der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Diejenigen, die Fragen stellen durften (u.a. war der unmittelbar betroffene Landkreis Gifhorn ausdrücklich ausgenommen worden), öffneten ein weites Spektrum ihrer Betroffenheit und Enttäuschung sowohl über die geplante Schließung der Grasseler Strasse als auch zur Rolle des Stadtbezirksrats mit Ortsbürgermeister Kliesch (CDU), durch den sich viele Menschen nicht vertreten sahen. In nicht einer der ca. 20 Wortmeldungen war hinsichtlich der Verkehrswegeplanung nach Schließung der Grasseler Straße Zustimmung erkennen. Schließlich die Frage eines der ältesten Versammlungsteilnehmer an Hoffmann: Der Bundespräsident konnte zurücktreten, warum nicht auch Sie?
Pfarrer Dedekind aus Waggum brachte das generelle Unbehagen vieler Anwesender auf den Punkt: Der soziale Friede sei durch das Vorgehen der Verwaltung gegenüber den vom Flughafenausbau und von der Schließung der Grasseler Strasse betroffenen Bürgern gestört. Selbst einer Einladung zu einem vermittelnden Gespräch unter Leitung von Landesbischof Prof. Weber sei Hoffmann nicht gefolgt. (Anmerkung: wenig später hatte der betroffene Landkreis Gifhorn die gleiche Erfahrung machen müssen.)
Als Hoffmann zu seinem Schlusswort anhob, begann der Auszug der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Vorbei an Transparenten gegen die Schließung der Grasseler Straße und verabschiedet mit einer Einladung zur nächsten Versammlung der Bürgerinitiative gegen die Startbahnverlängerung und gegen die Schließung der Grasseler Strasse am Dienstag, den 29. Juni 2010, 19 Uhr, im ev. Gemeindezentrum, Kirchblick 3, 38110 Braunschweig-Waggum.