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BILD - Mauerspende

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14 Jahre 4 Monate her - 14 Jahre 4 Monate her #29 von Rosenbaum
Peinliche Vorstellung nun im Rat am 17.11.09, wo seitens CDU, FDP und vor allem seitens OB Hoffmanns hauptsächlich dem angeblich ehrenwerten Axel C. Springer gehuldigt wurde.

Fester Grundsatz des Verlagshauses Springer sei neben dem unermüdlichen Festhalten an der deutschen Einheit z.B. immer auch die deutsch-jüdische Aussöhnung gewesen.

Leider nicht zur Kenntnis genommen wurden dazu folgende Fakten:

Axel C. Springer trennte sich bereits 1938 von seiner halb-jüdischen Ehefrau;

Eine der Springer-Zeitungen, die "Altonaer Nachrichten" titelte am 2. August 1940 zum Thema "Lösung der Judenfrage":


Das Blatt bejubelte die Errichtung des Warschauer Ghettos und feierte, dass die "Judenfrage im Gouvernement" (= Generalgouvernement; besetztes Polen) nunmehr "gelöst" werde. Im Kommentar des Springerblattes hieß es dazu zynisch: "Zum erstenmal seit Jahrhunderten wurde jetzt der Jude zu einem geordneten Lebenswandel gezwungen, der in erster Linie die Pflicht zur Arbeit in sich trägt ... Die Juden sind als Fremdkörper im Generalgouvernement gekennzeichnet."
www.rechtes-regensburg.net/deutschland/axel-springer-konzern.htm


So wollte Hoffmann aber seine Hervorhebung deutsch-jüdischer Versöhnung offenbar nicht bezogen und verstanden wissen; der Hinweis auf diese ganz und gar nicht ehrenhafte Vergangenheit von Axel C. Springer kam nicht von Hoffmann, sondern von Gisela Ohnesorge (Linkspartei).

Hoffmann dürfte sich täuschen, wenn er während der Ratssitzung seiner Hoffnung Ausdruck verlieh:

"Ich denke diese Sache, Diskussion um Axel Springer, ist jetzt eigentlich vorbei..."

(Hoffmann in seiner Würdigung des BILD-Verlegers Axel Cäsar Springer in der Ratssitzung vom 17.11.2009)



Hier deshalb zur Dokumentation die ganze Rede:

Transkription Rede OB Hoffmann zu TOP 3
Ratssitzung 17.11.2009


„Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren,
lassen sie mich einige ergänzende Worte zu dieser ihnen vorliegenden Mitteilung über diesen Altbeschluss, der ihnen ja auch bekannt ist und ausführlich diskutiert worden ist, sagen. Die Sache selber, dieses Mauerdenkmal, was da drüben ja nun schon steht und zu sehen ist, ist anscheinend oder scheinbar nicht wirklich Gegenstand intensiver Kontroversen im Rat und der Öffentlichkeit und der Politik gewesen. Sodass ich darauf, meine ich, auch nicht mehr eingehen muss, warum das Denkmal da steht, woran es erinnert, was uns in diesem Zusammenhang wichtig war. Das scheint doch, sage ich etwas vorsichtig, ob das für Alle gilt, weiß ich nicht, aber soweit ich das verfolgt habe, Konsens zu sein.

Die Kontroverse hat sich entzündet an der Stifterplakette und deswegen sage ich dazu noch einige ergänzende, rechtfertigende Sätze. Sie hat sich entzündet an der Plakette, die BILD-Zeitung erwähnt und insbesondere Axel Springer mit seinem Eintreten für die Wiedervereinigung. Mit der Befürchtung, Sorge, Kritik, es wäre in Wirklichkeit eher dann ein Axel Springer-Denkmal als ein Mauerdenkmal. Lassen sie mich offen sagen, ich persönlich glaube, dass wir diese Debatte um eine Plakette nicht gehabt hätten, wenn der Stifter die ZEIT-Stiftung, die Volkswagen-Stiftung, die Familie XY oder sonstwer gewesen wäre, wir hätten diese Plakette der Familie XY oder der Stiftung 17.Juni oder was dort angebracht und es hätte keine Debatte darüber gegeben, wie so oft über Stifterplaketten. Es hat die Debatte gegeben wegen der BILD-Zeitung und speziell Axel Springer, was einerseits verständlich ist, bei den Kontroversen, die gerade auch Axel Springer zeitlebens und jetzt, wie wir sehen, auch nach seinem Ableben ausgelöst hat und noch auslöst, auf der anderen Seite, muss ich ehrlich sagen, war ich doch überrascht von der Heftigkeit der Reaktion und der Intensität, weil ich vermutete so nach dem Motto „ Iss eh‘ vorbei“, diese Schlachten, die eigentlich eher den Älteren bekannt sind aus der berühmten Zeit der 60er Jahre – große Plakat „Enteignet Springer!“, erinnern wir uns noch – diese Schlachten wären eigentlich vorbei.

Gut, das kann man unterschiedlich sehen, viele sehen anscheinend heute noch, lange nach dem Tode, Axel Springer sehr kritisch und haben große Probleme auch mit einer solchen Plakette. Ich persönlich kann nur sagen: Mir ist klar dass Springer, der Springer-Verlag und die BILD-Zeitung Kontroversen auslöst, wie übrigens alle Zeitungen, wenn sie auch oft Dinge ja schreiben, die nicht allen, auch nicht mir allen, uns allen gefallen. Das kann ich nachvollziehen. Auch sicher war Axel Springer ja jemand, der äußerst profiliert engagiert war und das zieht immer mehr Widerspruch und Widerstand nach sich. Ich persönlich habe deshalb da keine Probleme mit gehabt und habe sie nicht, im Gegenteil, halte es für ganz angemessen, weil bei mir, ich habs bei der Veranstaltung ja offen gesagt, als gebürtiger Berliner des Jahrganges 46 Axel Springer immer verbunden ist in erster Linie und darauf reduziert es sich fast bei mir – es gibt noch einen zweiten Punkt – mit dem Eintreten für die Wiedervereinigung, mit dem Protest gegen die Mauer, den Mauerbau und den SED-Unrechtsstaat.

Ich sehe immer - das Bild ging eigentlich auch oft durch die Zeitung, das fällt mir deshalb ein, weil ich auch neulich las in irgendeinem Leserbrief, Springer wäre ein Gegner von Willy Brandt gewesen und umgekehrt - ich sehe immer noch vor mir dieses Bild, wie der regierende Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt und Axel Springer dort den Grundstein legen für das Springer-Haus, extra dort an der Mauer, was ein Symbol sein sollte, ich war damals noch in Berlin und Schüler, kann sagen das war für Berlin auch ein tolles Symbol und Willy Brandt hat sich dafür ausdrücklich bedankt im Namen der Berlinerinnen und Berliner, dass gerade Berlin in dieser Phase, das ja sehr gefährdet war, gesichert blieb. Ein Zeichen war, wir investieren dort, wir bekennen uns zu Berlin und bekennen uns eben zu dem Ziel der Wiedervereinigung.

Ich darf abschließend vielleicht einmal zitieren aus den 5 Unternehmensgrundsätzen des Axel Springer-Verlages, die von Springer zum Teil selbst formuliert sind, jetzt nachdem die Wiedervereinigung natürlich da ist, in dem Punkt angepasst waren. Er hat 5 Ziele.
Die heißen: Das unbedingte Eintreten für den freiheitlichen Rechtsstaat Deutschland als Mitglied der westlichen Staatengemeinschaft und die Förderung der Einigungsbemühungen der Völker Europas. 2. Das Herbeiführen einer Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen. Hierzu gehört auch die Unterstützung der Lebensrechte des jüdischen Volkes. Das war eigentlich neben der Wiedervereinigung das entscheidende persönliche Anliegen von Axel Springer, das mir natürlich auch wichtig ist. 3. Die Unterstützung des Transatlantischen Bündnisses und die Solidarität der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika, das ist erst nach seinem Tode 2001 reingekommen. 4. Die Ablehnung jeglicher Art von politischem Totalitarismus, 5. Die Verteidigung der Sozialen Marktwirtschaft.

Dafür stand er letztlich bei allen Kontroversen. Und deshalb finde ich es nicht für uns negativ, im Gegenteil, das diese Plakette da ist und ich hoffe auch und vermutete, oder umgekehrt, vermute und hoffe, dass dann mit dem heutigen Tag und der jetzigen Aussprache dann auch diese Erörterung, dieser Streit um die Plakette damit indirekt auch um das Mahnmal beendet ist, in der Bevölkerung scheint es mir nicht wirklich noch auf den Nerv gegangen zu sein. Ich denke diese Sache, Diskussion um Axel Springer, ist jetzt eigentlich vorbei.“

Letzte Änderung: 14 Jahre 4 Monate her von Rosenbaum.

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14 Jahre 4 Monate her #35 von bruno
Rosenbaum schrieb:

Peinliche Vorstellung nun im Rat am 17.11.09, wo seitens CDU, FDP und vor allem seitens OB Hoffmanns hauptsächlich dem angeblich ehrenwerten Axel C. Springer gehuldigt wurde. [...]


Im BIBS-Forum war doch noch die Rede von der nachträglichen Baugenehmigung:
bibs.kostenloses-forum.tk/bibs-post-11142.html#11142

Was ist daraus geworden, hat das auch wieder die Stadt selbst erledigt, oder die BILD-Zeitung und welche Kosten hat das verursacht?

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  • Ulenspiegel
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14 Jahre 4 Monate her - 14 Jahre 4 Monate her #63 von Ulenspiegel
Aus Hoffmanns Memoiren:

[...] Willy Brandt und Axel Springer dort den Grundstein legen für das Springer-Haus, extra dort an der Mauer, was ein Symbol sein sollte, ich war damals noch in Berlin und Schüler, kann sagen das war für Berlin auch ein tolles Symbol und Willy Brandt hat sich dafür ausdrücklich bedankt im Namen der Berlinerinnen und Berliner, dass gerade Berlin in dieser Phase, das ja sehr gefährdet war, gesichert blieb. Ein Zeichen war, wir investieren dort, wir bekennen uns zu Berlin und bekennen uns eben zu dem Ziel der Wiedervereinigung.[...]



Icke mit den Jungs beim NHB*

Mit dieser Schilderung, Willy Brandt als Springer-Freund hinzudeuten und auf Brandt nur in Verbindung mit Springer Lobeshymnen abzulassen, ist kaum stichhaltig, wenn der kleine Berliner Schüler dann direkt nach dem Abi gleich zur NPD übergelaufen ist, das macht die ganze Rede besonders delikat und die Ehrung Springers durch das Braunschweiger Mauerteil umso suspekter...

konstatiert Ulensp!egel

___________
* Näheres siehe > bibs.kostenloses-forum.tk/bibs-about398.html
Letzte Änderung: 14 Jahre 4 Monate her von Ulenspiegel.

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