Montags-Demos gegen Schulden - mehr nicht?
Tja, diese vielen Schulden - das treibt die Leute um, möchte uns die nB weismachen und lässt den eifrigsten Verfechter gegen die bundesbefohlenen Schuldenberge recht ausführlich zu Wort kommen. (nB v. 6.1.10, Titelseite und Seite 5)
Neuerdings wird's ja offenbar Mode, dass Obrigkeiten aller Länder die Massen auf die Straße rufen, um für irgendwelche eigenen Regierungs-Belange zu prostestieren. Neulich bpsw. sogar eine Gewerkschaft, die ihre eigenen Arbeitnehmer gegen Lohnerhöhungen protestieren ließen. Merkwürdige Zeiten!
Dabei gewinnt man den Eindruck, dass der selbsternannte Braunschweiger OBer-Rebell himself gegen seine eigene Partei mutig voranschreitet und seine Untertanen zu wahren Revolten aufhetzt gegen Merkel, FDP und Schräuble persönlich. Dabei haben doch die meisten wählenden Mitbürgerlein genau das gewählt, was ihnen jetzt offenbart wird, nicht wahr?
Oder haben sich die Wähler nur geirrt und OB Hoffmanns Partei hat sie in Unkenntnis darüber gelassen, was sie in der neu beginnenden Legislaturperiode in Angriff nehmen möchte?
Ohne Nutzen in die Kälte gescheucht
Völlig außer Acht gelassen wird, dass die Regierung das Schuldenmachen längst beschlossen hat und selbst wenn ganz Braunschweig nebst OBer-Rebell auf die Barrikaden geht, wird das das Merkel kaum jucken. Und so muss auch die Redaktion der nB (auf Seite 5) ein paar Zeilen weiter zugeben, dass dieser OBerste Appell "vergeblich" ist, weil "Das umstrittene Gesetz in Kraft ist". Rund 6,5 Millionen Steuern fehlen deshalb, weil man einer kleinen Klientel ein paar Geschenke gemacht hat.
Mittelknappheit - selbst gemacht!
Dass Braunschweigs Kassen klamm, der OBrige zum großen Teil persönlich dafür gesorgt hat, weil er das Tafelsilber verscherbelt hat und nun schmerzvoll Kultur- und soziale Einrichtungen die Mittel kürzen muss, wird ebenfalls mit keiner Silbe erwähnt.
OBer-Rebellisch - das Volk soll für mich streiten!*
Der Artikel - wenn also der OB-Appell keinerlei Einfluss hat - scheint eher für unseren OBerhirten verfasst, damit er seine gestrengen Sparmaßnahmen im kulturellen wie auch im sozialen Bereich möglichst kämpferisch unters Volk streut und dennoch am Ende als glorreicher Verfechter der gegenteiligen Meinung glänzend dastehen kann.
Demo effizienter nutzen
Wie aber wäre es, wenn man sich schon untertänigst auf die Straße zu einer von der OBrigkeit angeregten Demo begibt und sich von ihm instrumentalisieren lässt, auch gleich für das zu demonstrieren, was nicht nur koalitionär sondern auch städtisch im Argen liegt? Da könnte man viele Brennpunktthemen prima verbinden - in einem Aufwasch sozusagen.
Zum Beispiel: Gegen unsinnige Schuldenmacherei bei Fassadenschlösslein, Ottomanien, Stibiox-Gelände-Entgiftung, gegen Steuergeschenke für Klientelpolitik, für weniger Privatisierung und gegen den Ausverkauf städtischer Vermögenswerte, für mehr Bildung und für gute Schulen hier in Braunschweig, dafür auch ruhig mehr ausgeben, für die bessere Entlohnung im öffentlichen Dienst, die der OB als purer Unsinn betitelt, für Mindestlöhne bei den Müllwerkern, das ist ein echtes Konjunkturprogramm. Für die Rekommunalisierung von "Stattwerken" und Abfallentsorgung etc. etc. Also mir fallen da echt mehr Gründe ein, als bloß dem OB zuliebe gegen eine bereits beschlossene bundesregierliche Schuldenpolitik zu demonstrieren...
meint Ulensp
egel
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Cartoon by Ulenspiegel