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Braunschweigs eigener STADTTROJANER?

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12 Jahre 5 Monate her #6151 von Helmhut
Scharmützel?
Im braunschweig-spiegel betitelt man die Anstrengungen der Piratenpartei das über das gesetzliche Maß hinaus vorgenommene Protokollieren von Daten im Fraktions-Emailverkehr und einer kritischen Überprüfung dessen als Scharmützel .
Scharmützel sind zeitlich wie örtlich begrenzte kleinere Kämpfe kleinerer Einheiten.

Unser aller Datenschutz

Dabei geht es nicht um Kleingefechtchen, wie das Wort Scharmützel vermuten lässt, es geht eigentlich um unser aller Datenschutz, dem in heutigen Zeiten gerade eine größere und wichtige Bedeutung zukommt.

Es geht darum, dass interne politische Arbeit einer Besuchergruppe des Rathauses, denn nichts anderes ist eine Fraktion, durch Verwaltung und Verwaltungschef, in diesem Falle CDU-Mitglied und Oberbürgermeister, die Daten anderer überwacht.

Zu der Kritik an der Stadtverwaltung in Sachen Internetzugang der Fraktionen hat die Verwaltung auf Medienanfragen wie folgt Stellung genommen:


"Die Fraktionen des Rates haben seit Jahren Zugang zum Internet über das städtische Netz. Beschwerden darüber und über die Anerkennung der entsprechenden Dienstanweisung hat es bisher nicht gegeben...


:laugh: "Wenn sich keiner beschwert, ist nichts verkehrt?"

Zum Wegschmeißen!
Nur weil zuvor niemand bemerkt hat, dass diese Datenüberwachung per Inhalt einer herumgereichten und von ALLEN widerspruchslos unterzeichneten selbstverfassten städtischen "Dienstanweisung" möglich ist, dass also viele wohl nicht das technische Verständnis dafür hatten, heißt das doch nicht, dass es nicht kritikwürdig wäre.

Was soll denn dieses Statement seitens der Datenverantwortlichen?

Wer sich zuvor über Vorratsdatendatei, Handyortung, Trojaner, Stasi, Gestapo und Geheimdienste aufgeregt hat, sollte auch sehen, was heute im eigenen Rathaus und im Einwohnermeldeamt vorgeht. Eben Hinsehen!

Glauben ist eben nicht Wissen

Selbst, wenn hier seitens der Verwaltung und Hoffmann betont darauf hingewiesen wird, man würde davon "nichts verstehen" und die Daten weder lesen noch sichten, heißt das ja nicht, dass das nicht möglich wäre.

Es geht also um mehr als um Scharmützel. Die ledigliche Aussage, dass hier nichts überwacht wird, verlangt von den Betroffenen, rein nach Vertrauen, weniger nach sicherem Wissen zu agieren.

Eine Stadtverwaltung ist eben nicht die Telekom

Aus dem Statement der Stadtverwaltung:

"Wie bei kommerziellen Telekommunikationsanbietern werden sie lediglich protokolliert, um die Funktion der Systeme aufrecht zu erhalten und eine Fehlersuche zu ermöglichen sowie sie für den Fall strafrechtlicher Verdachtsmomente unter Beteiligung des IT-Sicherheitsbeauftragten sichten zu können. Dazu sind nur wenige Systemadministratoren befugt und in der Lage."


Eben, weil eine Stadtverwaltung nicht kommerziell ist und weil sie gegenüber all ihren Bürgern als auch der Einhaltung gesetzlicher Vorlagen verpflichtet ist, kann sie nicht schalten, walten und tun, was ein privater Anbieter wie beispielsweise die Telekom einer ist. Was soll dieses Statement?

Die Verwaltung bringt sich mit solch unqualifizierten Aussagen in Teufels Küche. Der derzeit prüfende Landesdatenschutzbeauftragte aus Hannover wird sich wundern müssen, wie Braunschweigs Rathaus und Stadtverwalter Datenschutzrichtlinien auffassen und umgesetzt haben. Außerdem sollten die zugriffsberechtigten Systemadminstratoren öffentlich genannt werden, damit man zuordnen kann, wer denn derzeit die Daten sichten darf und in welchen Händen unsere Daten liegen?

Keine Ahnung schützt uns nicht

"Zu Vorwürfen im Netz, Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann habe persönlich die „Überwachung von Fraktionen“ angeordnet, sagt er: „Ich habe davon natürlich nichts gewusst, verstehe von solchen Dingen nichts und interessiere mich auch nicht dafür. Das wird auch so bleiben."
presseservice

"Das wird auch so bleiben!" ;)
Klar, dazulernen scheint schwierig!

Natürlich bedarf es nicht der Ablenkung, der OB selbst habe diese delikatie Dienstanweisung gegeben, das tun schon der Angestelltenstab, vielleicht auch das Unternehmen, das diese Technik so installiert hat und die Juristen, die die Dienstanweisung formuliert haben.

Aber da müsste dennoch der OB auch Ahnung haben, denn er steht dem Ganzen ja vor, ist ja der Chef. Wenn er hier unumwunden zugibt, dass er das selbst ohne Ahnung, also quasi ahnungslos, die Dienstanweisung unterzeichnet, mitgetragen oder so gestattet hat, dann fragt man sich als mündiger Bürger, ob bei so viel Unwissen, Unkenntnis und Inkompetenz die eigenen Daten im Rathaus sicher sind?

Was tun die denn da eigentlich?

Die Piraten nehmen dazu Stellung:
"... Dabei werden die folgenden Daten erfasst:
• Adresse des jeweiligen Arbeitsplatzrechners im lokalen Netz
• Benutzername
• Datum und Uhrzeit jeder Datenübermittlung zwischen dem lokalen Netz und dem Internet
• Art und Umfang der übermittelten Daten sowie die jeweilige Internet-Adresse des Absenders bzw. des Empfängers der Daten
• zusätzlich bei Emails Betreffzeile
Das bedeutet nicht nur die Protokollierung der ausgehenden Emails, sondern auch jeder Email, die als Anfrage, Hinweis oder Tip von Bürgern an die Fraktionen geht. Auch jede unaufgefordert gesendete private Email ist von dieser Protokollierung betroffen. .."

Schreib' eine Email an die Stadtverwaltung oder eine Fraktion -
wupps, schon biste protokolliert


"... Potenziell wird also jeder, der mit der Stadt in Kontakt tritt, überwacht.
Entgegen der Aussage, dass die Datenspeicherung zur Aufrechterhaltung der Funktion der Systems erforderlich sei, bleibt eindeutig festzustellen, dass eine so detaillierte Überwachung dafür keinesfalls notwendig ist – und zumindest bei einem normalen Provider auch schlicht illegal wäre."
Piratenpartei Braunschweig

Hier werden also nicht nur die Verbindungsdaten der städtischen Angestellten, der im Rat vertretenen Fraktionen (CDU/FDP, SPD, GRÜNE, LINKE und BIBS) kontrolliert, sondern auch jeder brave Bürger, der sich vertrauend per Email ans Rathaus oder an eine einzelne Fraktion wendet.

Liebe Mitbürger, überlegen Sie nun, was sie einst alles vertraulich mitzuteilen hatten, es wäre, war und ist technisch der Stadtverwaltung und damit auch der schwarz-gelben Fraktion also definitiv möglich, ihre Anfragen, die Häufigkeit ihrer Anfragen, den Betreff ihrer Anfragen, ihren Namen und Email-Adresse zu ermitteln und zu lesen.

Und wenn sich Herr Hoffmann hier auch als Dilettant und in technischen Dingen inkompetent gibt, es wird jemand da sein, der ihm das gelistete Verbindungsprotokoll ausdruckt und sogar vorliest, sofern man das wünscht.
Scharmützel? Kein Grund, das zu verniedlichen.
Eher nicht, hier klären uns technikversierte Leute auf.
Es wäre höchste Zeit, dass sich auch die anderen Fraktionen "schlau" machen.

Schon lange hat die BIBS darauf hingewiesen, dass hier engagierte und aktive Bürger als auch Bürgerinitiativen strafrechtlich verfolgt wurden. Dass nun auch die Piraten ihre Entdeckung hinsichtlich merkwürdiger Datensammlung im Rathaus öffentlich kundtun, ist eigentlich von uns Bürgern und eigentlich auch von allen anderen Fraktionen eher zu begrüßen.
Den Piraten danke ich persönlich für ihre Aufklärungsarbeit.[/size]

Gruß
Helmhut

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12 Jahre 4 Monate her #6268 von Helmhut
Wir sind im Fernsehen - mal wieder! ;)
Und mal wieder mit gelungenen Themen...


"Piraten warnen vor Netz-Kontrolle im Rathaus"

"Die Stadtverwaltung protokolliert die Internet-Aktivitäten im Rathaus.
Kaum ins Braunschweiger Rathaus eingezogen, machen die Piraten Druck. Es geht - wie sollte es anders sein - um das Internet. Die Piraten fühlen sich beobachtet und überwacht. Grund: Die Stadtverwaltung behält sich das Recht vor, die Internet-Nutzung Einzelner im Rathaus stichprobenartig zu überprüfen.

Auch die Grünen haben das Thema nach einer entsprechenden Anfrage der Piraten im Rat nun für sich entdeckt. Man habe das "Kleingedruckte" zunächst wohl nicht richtig gelesen, gibt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gerald Heere zu."
(NDR)

Videos:

www.ndr.de/regional/niedersachsen/harz/piraten277.html

Wir verstehen nichts davon und das besonders viel!

"Ich verstehe von solchen Dingen nichts"

versichert der Sprecher der Stadt, Jürgen Sperber (NDR)

... und damit ist er nicht alleine, wie wir wissen. Sprecher und Oberbürgermeister haben keine Ahnung, und davon besonders viel.

Was bleibt da übrig, auf die wachen kompetenten jungen Piraten zu hören und die Bedenken ernst zu nehmem? Schön, dass es auch die Grünen nun bemerkt haben.

Nun werden andere technische Lösungen "geprüft", heißt es verwaltungstechnisch.

"Diese seien unproblematisch, ist sich der Pirat Schicke-Uffmann sicher. Er findet das bisherige Verfahren in Braunschweig besonders rigide. In den meisten anderen Städten werde deutlich weniger oder gar nicht protokolliert. Vielleicht liegt das auch daran, dass Braunschweigs Oberbürgermeister Gert Hoffmann (CDU) nach eigenem Bekunden von "solchen Dingen nichts versteht". So jedenfalls heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Weiter heißt es dort: "Ich interessiere mich auch nicht dafür. Das wird auch so bleiben."(NDR) [/size]


Tja, mögen die Stadtverwaltungskompetenzien jetzt ein wenig "alt" aussehen, die Braunschweiger Piratenjungs bringen Braunschweigs angeschlagenes Image dann doch wieder etwas auf Glanz. ;)

Danke!
Helmhut

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12 Jahre 4 Monate her - 12 Jahre 4 Monate her #6290 von Helmhut
:woohoo: Wow, das Thema "Braunschweig und Internet-Überwachung im Rathaus" weitet sich in inzwischen aus. Das nicht nur versierte sonder auch politisch interessante Experten-Online-Magazin "Netzpoltik.org" interessiert sich nun auch für das "Braunschweig-Problem" und damit ist nicht nur der rein technische Aspekt angesprochen, wie aus den zahlreichen Kommentaren zu ersehen ist.

STADTTROJANER wird POLITISCH

Die ganze Angelegenheit scheint teils purer Ahnungslosig- bis Unwissenheit teils aber auch der mangelnden Verantwortung des Braunschweiger OB und seiner politischen Haltung zugeordnet zu werden.

Hier Artikelauszüge aus Netzpolitik.org und einige Kommentare der dortigen Leser:

Piratenfraktion gegen Internet-Überwachung ihrer Arbeit
Von markus | Veröffentlicht am: 06.12.2011 um 18:07h |

"... Kaum ins Braunschweiger Rathaus eingezogen, machen die Piraten Druck. Es geht – wie sollte es anders sein – um das Internet. Die Piraten fühlen sich beobachtet und überwacht. Grund: Die Stadtverwaltung behält sich das Recht vor, die Internet-Nutzung Einzelner im Rathaus stichprobenartig zu überprüfen. Auch die Grünen haben das Thema nach einer entsprechenden Anfrage der Piraten im Rat nun für sich entdeckt. Man habe das “Kleingedruckte” zunächst wohl nicht richtig gelesen, gibt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gerald Heere zu.

Laut Piratenfraktion speichert die Stadtverwaltung folgende Daten:

- Adresse des jeweiligen Arbeitsplatzrechners im lokalen Netz
Benutzername


- Datum und Uhrzeit jeder Datenübermittlung zwischen dem lokalen Netz und dem Internet


- Art und Umfang der übermittelten Daten sowie die jeweilige Internet-Adresse des Absenders bzw. des Empfängers der Daten


- zusätzlich bei Emails Betreffzeile

Das bedeute “nicht nur die Protokollierung der ausgehenden Emails, sondern auch jeder Email, die als Anfrage, Hinweis oder Tip von Bürgern an die Fraktionen geht”.

Auch jede unaufgefordert gesendete private Email sei von dieser Protokollierung betroffen. Potenziell werde also jeder, der mit der Stadt in Kontakt tritt, überwacht, so die Piratenfraktion.

Aber keine Sorge, verkündete wohl der CDU-Bürgermeister in einer Pressemitteilung:

Zu Vorwürfen im Netz, Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann habe persönlich die „Überwachung von Fraktionen“ angeordnet, sagt er: „Ich habe davon natürlich nichts gewusst, verstehe von solchen Dingen nichts und interessiere mich auch nicht dafür. Das wird auch so bleiben.“

Auf der NDR-Seite gibt es auch kurze Video-Interviews zum Thema zu sehen."


B) Besonders interessant, die vielen Kommentare...

Braunschweig … Braunschweig … war das nicht dort, wo man eine eigenartige Auffassung für den öffentlichen Raum hat?
Der öffentliche Raum in Braunschweig dient ausschließlich dem Verkehr, also dem Transfer von Wohnung a zu Wohnung b, von Wohnung a zu Geschäft b oder von Geschäft a zu Geschäft b.

Das wurde dem Initiator des Flashmob Picknicks 2009 im Vorfeld mitgeteilt.
Nun, zumindest erklärt es auch den befremdenden Umgang mit vertraulichen Daten.

das ist noch gar nix. fragen sie mal google nach “gert hoffmann” und “jugendsünde”

Meine Fresse. Der Hoffmann ist ja herzallerliebst. Wenn auch nur die Hälfte in seinem Wikipedia-Artikel stimmt…
Und dann wundert man sich, dass es in Deutschland einen neorechten Geist gibt.

“verstehe von solchen Dingen nichts [...] Das wird auch so bleiben.”
ist doch typisch CDU…

Beschwerden darüber und über die Anerkennung der entsprechenden Dienstanweisung hat es bisher nicht gegeben.
Das berüchtigte Beamten-Credo. “War noch nie anders, soll auch nie anders sein.”
Die Verbindungsdaten der städtischen Mitarbeiter wie der Fraktionen wurden und werden nicht überwacht oder ausgewertet. Wie bei kommerziellen Telekommunikationsanbietern werden sie lediglich protokolliert [...]
Aja, das ist ja etwas ganz andreas. :D

Das wird auch so bleiben.
Igitt, lernen, neue Erfahrungen, Wissen, pfui Deibel.


Sehen wir dumm aus, verantwortungslos oder braun?

Braunschweig wird also auch entschieden über die Aussagen und Taten seines OB von Außenstehenden wahrgenommen. Da möchten sich OB und der "Sprecher", der Öffentlichkeitsarbeit machen soll, ein paar differenzierte Gedanken drum machen.

Gruß
Helmhut
Letzte Änderung: 12 Jahre 4 Monate her von Helmhut.

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12 Jahre 4 Monate her #6321 von Helmhut
Weltfremde Dienste und Ignoranz - gefährliche Mischung in modernen Zeiten

Der braunschweig-spiegel veröffentlicht nun ein Antwortschreiben der ahnungslosen Stadtverwaltung in Sachen "Mitarbeiter-Überwachung"

;) Und es ist nicht nur rein von der Optik recht blass!

Peter Rosenbaum kommentiert das Ganze:

Wenn´s auffliegt, wäscht Herr Hoffmann seine Hände in Unschuld...
Das Thema findet ja nun bereits auch überregionale Beachtung und sogar ein eigenes Weblog wurde gegründet, wie man hier dazu lesen kann:
www.braunschweig-online.com/bibs-forum/25-allgemeine-politik-in-bs/6012-braunschweigs-eigener-stadttrojaner.html?limit=6&start=6#6290


Von gestern?

Tja, wozu gibt's sonst die Ahnungslosigkeit und Gedächtnislücken? Ein probates Mittel der Politik!
Allerdings, ob bei dieser hochsensiblen Thematik, wo es doch um den Schutz der ihm unterstellten Mitarbeiter und Ratsmitglieder als auch sämtlicher lokaler Fraktionen geht, Nichtwissen, Schulterzucken, Ignoranz, Ahnungslosigkeit und Lernunwille die besten Äußerungen eines in Amt und Würden stehenden Oberbürgermeisters sind? Ich weiß ja nicht?! Vielleicht geht so etwas auch nur in Braunschweig bislang?

Diese selbstgefällige Haltung kann sich negativ auswirken auf das Vertrauen, das man einem Mann in solch' exponierter Stellung sonst entgegen zu bringen sucht als auch auf seine Eignung als OB in den jetzigen modernen Zeiten.

Dabei wäre dieses selbstgerechte Abwehren - "und das bleibt auch so!" gar nicht notwendig. Gibt es doch heutzutage schon reichlich Knowhow und Support von netzaktiven und technikaffinen jungen (Fach)Leuten, von denen man sich Beratung holen könnte. Dies zeigte zumindest, Bereitschaft, den Anforderungen einer modernen Welt gerecht werden zu wollen und auch gewachsen zu sein.

Piraten bieten Nachhilfe, Tools & Support

Am 09.12.2011 erfolgte dann auch prompt der Support aus den Reihen der Braunschweiger Piratenpartei:

"...Wir haben für die Ratssitzung am nächsten Dienstag einen Antrag eingebracht, der den Internet-Überwachungs-Spuk in der Stadt mindestens für die Fraktionen und ihre Mitarbeiter beenden soll.

Die Verwaltung hat jetzt zu begründen versucht, warum die von uns gewünschten Änderungen nicht möglich sein sollen:

Die Verwaltung behauptet, eine Ausnahmebehandlung sei aus technischen Gründen nicht möglich, da es sich um ein einheitliches Protokollierungssystem handelt.

Da aber die IP-Adressen der Fraktionsrechner bekannt sind (oder leicht in Erfahrung gebracht werden können), kann aber im Zweifelsfall immer durch gesonderte Routing-Regeln [Hervorhebungen red.] dafür gesorgt werden, dass der Internetverkehr der Fraktionen das Protokollierungssystem nie erreicht. Alternativ wären auch VPN-Lösungen denkbar. Oder Tunnelling durch HTTP. Oder, oder, oder… Leider verbietet die aktuelle DA-Internet derartige Umgehungsmaßnahmen.

Technisch könnten wir selbstverständlich die Protokollierung durch die Stadt unterlaufen – die anderen Fraktionen jedoch vermutlich nicht..."


B) Tja, schon aus diesem Grunde müssten sich Verwaltung und OB fit halten, was die technischen Möglichkeiten angeht.

"... Entgegen der jetzt von der Verwaltung gemachten Aussagen, die Protokolldaten dienten

“ausschließlich zur Datensicherung und zur Dokumentation des ordnungsgemäßen Betriebs der IT-Systeme.” und “Darüber hinaus können Protokolldateien beim Verdacht von Internet-Missbrauchsfällen zu Kontrollen herangezogen werden.” enthält die Dienstanweisung Internet folgenden Passus: “Eine Kontrolle dieser Daten erfolgt ausschließlich hinsichtlich der dienstlichen Nutzung des Internets im erforderlichen Umfang (gelegentliche Stichproben und Anlasskontrollen)”.


Stichproben sind nun gerade _nicht_ von einem Anfangsverdacht abhängig, ganz abgesehen davon, dass für die Verfolgung von Straftaten (die in der DA-Internet explizit aufgezählt werden) die Polizei zuständig ist – und nicht die Stadtverwaltung.

In den Dienstvereinbarungen finden sich auch noch andere weltfremde Regelungen, wie diejenige, dass das Einspielen von Daten von Medien (CDs, DVDs, USB-Sticks) “nur in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Fachbereich Zentrale Dienste” erlaubt ist. Daher beantragen wir außerdem, dass die Fraktionsmitarbeiter die Dienstanweisungen nicht anzuerkennen brauchen. Die Verwaltung schlägt jetzt alternativ eine “Nutzungsvereinbarung” vor, die unter anderem die Aufbewahrungsfrist der Protokolldaten auf 3 Monate ausweiten will, die verlangt, dass EMail-Anhänge an den Fachbereich Zentrale Dienste weitergeleitet werden, und statt der EMail-Betreffzeilen jetzt die Adressen aller Beteiligten speichern will.

Es versteht sich von selbst, dass wir der Überwachung via Nutzungsvereinbarung genauso wenig zustimmen werden, wie der Überwachung via Dienstanweisung.
Wir freuen uns auf eine lebhafte Ratsdebatte."

www.piratenpartei-braunschweig.de/2011/12/uberwachung-abstellen-via-ratsantrag/

:) Freut sich mit![/size]
Helmhut

P.S: Kleiner Tipp an OB und Verwaltung:
Man muss zwar nicht alles wissen.
Aber wissen, wo es steht und wo man Lösungen herbekommt,
sollte man schon. Gilt auch Politiker!

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12 Jahre 4 Monate her #6356 von Helmhut
Mehr Transparenz und moderne Medien im Neuen Rat

Auch hier hat sich gezeigt, wie erfreulich ein kluger Rat, eine neue Allianz im Rat wirken kann.

Dank der PIRATENPARTEI wurde auf ein wichtiges Manko innerhalb der dienstlichen Anweisung zur Nutzung des städtischen Intranets aufmerksam gemacht. Unterstützung fanden die PIRATEN bei den GRÜNEN, die sich in einem öffentlichen Brief an Stadtverwaltung und den etwas "lernunwilligen" Herrn Oberbürgermeister (CDU) wandten.

In der Ratssitzung vom 13.12.2011 zeigte sich dann, dass das Problem zukünftig und zügig behoben wird, um die Daten der jeweiligen Fraktionen besser zu schützen.

Aus den Protokollen:

... 22:24 Thema Internetprokollierung
Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann (PIRATEN): selber Administrator; eine Ausnahme ist immer anhand von IP-Adressen möglich; verwunderlich, dass im Vorschlag zur Nutzungsvereinbarung eine Speicherung von 3 Monaten vorsieht ist verwunderlich, da angeblich keine Differenzierung zur Verwaltung möglich sein soll; … Linux-Einsatz führt nicht zu Sicherheitsproblemen …

Gerald Heere (Grüne): werden den Antrag der PIRATEN selbstverständlich unterstützen; technische Lösungen sollten innerhalb eines Budgets von 8,2 Mio. Euro für die IT umsetzbar sein.

????: Komisch, dass die Partei der Transparenz gegen ebensolche ist.
[Anmerkung red.: Hier sollte wohl die BIBS angesprochen sein.]

Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann (PIRATEN): Wir machen das nicht nur für uns, als PIRATEN könnten wir das auch einfach umgehen.

Reinhard Manlik (CDU): hat sich bestätigen lassen, dass es technisch nicht möglich ist; Vorschlag, die Verwaltung nochmal prüfen zu lassen, ob es technisch wirklich nicht machbar ist.

Peter Rosenbaum (BIBS): Vergleich mit Transparenz ist unerhört; andere Fraktionen haben sich darauf eingerichtet und z.B. bestimmte Mailverkehre unterlassen;

Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann (PIRATEN): es wurde ein technischer Vorschlag gewünscht; Vorschlag: Tunnel von Fraktionsrechnern nach außen;

Lehmann (Verwaltung): kann technische Details nicht einschätzen; verlässt sich auf Aussage der IT, dass Ausnahme von Prokollierung nicht möglich ist bzw. mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden wäre; können Vorschlag der PIRATEN prüfen;

Udo Sommerfeld (Die Linke): habe persönlich kein Problem, dass eine Hand voll Administratoren meinem Verkehr zugucken kann; politisch kann ich Antrag der PIRATEN folgen; wenn aber Antrag dazu führt, dass IT der Fraktionen lahm liegt, eher lassen; möchte Aussage von Verwaltung, ob nach Beschluss die Fraktionen auf sich selbst gestellt sind.

Lehmann (Verwaltung): geht nicht davon aus, dass Internet dann sofort abgeschaltet wird; Verwaltung bräuchte bei Beschluss natürlich Übergangszeit; Protokollierung bei Jahreswechsel abschalten, sofern das technisch Möglich ist.

Manfred Pesditschek (SPD): Im Antrag sind Ziele definiert; mit der Umsetzung will ich mich nicht beschäftigen; kann sich nicht vorstellen, dass es so unmöglich sein soll; würde mich zu Fragen der Umsetzung an PIRATEN wenden;

Abstimmung: angenommen"

[url=]Protokoll der PIRATENPARTEI[/url]

Dass sich hier gerade DIE LINKE äußert, man habe nichts dagegen einzuwenden, dass jemand den eigenen Emailverkehr mitliest, zeigt nur, wie naiv sich zuweilen solche "alten Polithasen" geben - oder sollte es versteckte Scham sein, dass man das Datensammeln und Protokollieren als verantwortliche Fraktion eben leider nicht bemerkt und diese Dienstanweisung kritiklos unterschrieben hat? Die BIBS deutet zumindest an, dass sie sich der Protokollierung bewusst war und "ihre Vorkehrungen" getroffen habe. ;)

Auch dass einige unserer Ratsmitglieder noch ziemlich Nachhilfe benötigen, was Medienkompetenz angeht, die sie ja gerne täglich unseren Kindern in den Schulen zukommen lassen wollen, wird hier endlich mal deutlich. Man kann ja schwerlich so tun, als hätten man noch nie von LINUX und dergleichen vernommen; die Dinge sind seit Jahrzehnten auf dem Markt. :ohmy: Hust, hier staubt's gewaltig!

Müssen hier demnächst Ratspolitiker auch mal wieder zur Fortbildung und auf die Schulbank?
;) Haben die etwa auch jahrelang geschwänzt?

“TOP 42.13
Nichtprotokollierung des Internet-, E-Mail- und Telefonverkehrs und selbstbestimmtes Arbeiten der Fraktionen - Antrag der Piraten (Ds. 2013/11)

Pirat Jens Schicke-Uffmann begründet den Antrag, Gerald Heere (Grüne) kündigt "natürlich" Zustimmung an, CDU-Ratsherr Oliver Schatta hält den Antrag für obsolet.

Schicke-Uffmann legt Wert auf die Feststellung, er tue das nicht nur für die Piraten sondern auch für die anderen Fraktionen. [Hervorhebung red.]

BIBS-Ratsherr Rosenbaum erklärt, man sei "äußerst dankbar", dass die Piratenpartei sich dieser Sache angenommen habe. Der eigene e-mailverkehr müsse "vor dem Staat geschützt werden", man werde dem Antrag selbstverständlich zustimmen. Manfred Pesditschek (SPD) stellt klar, erstehe "hinter den Zielen dieses Antrages".

--> mehrheitlich angenommen"

Protokoll der BIBS

Mehr Transparenz

Zudem wurde viele weitere Anträge der PIRATENPARTEI beschlossen, die uns Bürgern mehr Einblick und generell mehr Transparenz in das Wirken des Rates gewähren sollen: So wurde die Öffentlichstellung und eine unkomplizierte Verfügbarkeit von Protokollen beschlossen. Nichtöffentlichkeit bei Videomitschnitten soll ebenfalls in Protokollen begründet werden. Das macht vieles besser nachvollziehbar.

Antrag der BIBS abgelehnt
"Peter Rosenbaum (BIBS): Es kam in der Vergangenheit vor, dass in Fragestunden kleinere Fraktionen nicht zu Wort kamen
Manfred Pesditschek (SPD): Lehnen wir ab; es kann nicht sein, dass in Fragestunden ewig diskutiert wird.
???? (Grüne): Wir werden dem Antrag zustimmen.
Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann (PIRATEN): Themen können auch schnell behandelt werden.

Antrag abgelehnt."
Protokoll PIRATENPARTEI

:( Tja, die SPD zeigt sich hier noch etwas eckig. Dabei können auch kleinere Fraktionen wie FDP, LINKE und BiBS durchaus gute Ideen einbringen, wie man ja sieht. Weshalb nur SPD und CDU hier lange reden dürfen, erschließt sich nicht ganz.

Anfragen an den Oberbürgermeister, auch mehr Teilfragen zu erlauben und Rückfragen durch fraktionslose Ratsmitglieder wurden ebenfalls abgelehnt, das zeigt, hier ist noch Bedarf an Bürgernähe bei SPD und CDU und der FDP. ;)

Auch etwas moderner und unter Einbeziehung der heute völlig selbstverständlichen Nutzung der Medien findet endlich Berücksichtigung. So dürfen Ratsmitglieder nun Smartphones und technische Hilfsmittel bei den Redebeiträgen benutzen. Das wird uns mitunter auch vollständig zitierte Protokolle bescheren, was uns nur recht sein kann.
Vertagte Beratungsgegenstände sollen zeitnah behandelt werden. Unser neuer Rat wird also zügiger arbeiten. Einer Veröffentlichung der Ergebnisse von Einwohneranträgen im Internet wurde ebenfalls zugestimmt, während die Möglichkeit von Widerspruchsverfahren bei Einwohneranträgen abgelehnt wurde.

Hier danke ich besonders den Braunschweiger Piraten.

Gruß
Helmhut

________________

ANDERE DURCHLEUCHTUNGEN

Das Thema "Software zur Durchleuchtung der Schulcomputer" hat die Parlamante erreicht. Die Piraten haben zusammen mit Grünen und Linken den Berliner Senat aufgefordert, den Vertrag über die Plagiatssoftware rechtlich zu überprüfen...
www.taz.de/Urheberrecht-in-deutschen-Schulen/!83517/

Sitzung des Niedersächsischen Landtages am 09.12.2011; Fragestunde Nr. 36
Innenminister Uwe Schünemann beantwortet die mündliche Anfrage des Abgeordneten Hans-Jürgen Klein (GRÜNE)

Der Abgeordnete hatte gefragt:
"Nach der Kritik von Datenschützern und dem Chaos Computer Club (CCC) im Oktober 2011 und trotz Unterrichtungen im Innenausschuss und im Ausschuss für die Kontrolle polizeilicher Datenerhebung des Landtages sind die niedersächsischen Aktivitäten und die Aktivitäten von Polizeibehörden anderer Bundesländer in Niedersachsen bei Trojanereinsätzen nicht vollständig geklärt. Unklar ist zum Beispiel, ob bei den zwei bestätigten Einsätzen im Land die Firma Digitask in der Lage gewesen war, beliebige Daten und Programme auf die betroffenen Rechner nachzuladen, ohne dass dies für die Polizei kontrollierbar gewesen wäre. Die bisherigen Angaben der Landesregierung dazu sind widersprüchlich. Nach Auffassung von Beobachterinnen und Beobachtern hat die Öffentlichkeit ein Recht auf weitere Informationen.

Ich frage die Landesregierung:
1. Aus welchen Gründen genau hat die Landesregierung die Zusammenarbeit mit der Firma Digitask beendet?

2. Kann die Landesregierung ausschließen, dass die Firma Digitask bei den Trojanereinsätzen in der Lage gewesen wäre, unbemerkt von der Polizei Daten und Programme auf die Festplatte des betroffenen Computers nachzuladen?

3. Wie beurteilt die Landesregierung die Auswirkungen eines Trojanerprogramms, das unbemerktes Nachladen weiterer Daten ermöglicht, im Hinblick auf die gerichtliche Verwertbarkeit der Daten eines betroffenen Computers im Falle einer späteren Beschlagnahmung durch die Behörden?

Innenminister Uwe Schünemann beantwortete namens der Landesregierung die Anfrage wie folgt:..."
www.mi.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=14797&article_id=101297&_psmand=33

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12 Jahre 4 Monate her #6369 von Helmhut
Piraten-Lösung für alle Fraktionen im Rat

So überschreibt Jörn Stachura seinen Artikel in der newsclick , der über die "Datenprotokollierung im städtischen Intranet" und die vergangene Ratssitzung kurz informieren möchte.

"Die umstrittene Frage, ob die Stadtverwaltung weiter das Recht haben soll, den Datenverkehr der Rats-Fraktionen kontrollieren zu können, ist vom Rat der Stadt mit einem einstimmigen "Nein" beantwortet worden.
Im Rat ging es nur noch um die Frage: Was ist technisch möglich?

Jens-Wolfhard Schicke-Uffmann, Fraktionschef der Piraten, hielt das Angebote der Stadtverwaltung, neue Internet-Leitungen legen zu lassen oder die Modalitäten der Überprüfung zu verändern, für unzureichend. Er zweifelte die Behauptung von Stadtrat Carsten Lehmann an, technisch sei nicht mehr möglich. Als System-Administrator wisse er das besser.
Der Aufforderung Lehmanns, dem Rat ein Lösungsbeispiel zu nennen, kam Schicke-Uffmann nach: "Man könnte zum Beispiel einen VPN-Tunnel über das HTTPS-Protokoll einrichten." Das sei eine billige, aber nicht die einzige Lösung..."

Manfred Pesditschek (SPD-Fraktionschef), soll sich eine "technische Diskussion im Rat" verbeten haben, schreibt Stachura. Zu verdenken ist es ihm das natürlich nicht. ;)
Haben die von der BIBS und den Piraten veröffentlichten Protokolle dieser Ratssitzung am 13.12.2011 doch deutlich gezeigt, dass die Fraktionen fraktionsübergreifend - mit Ausnahme der Piraten - hinsichtlich Netztechnik doch diversen Nachholbedarf haben.

Deshalb macht es der SPD-Chef kurz und bringt es auf den Nenner:
Pesditschek will: "die Lösung, die auch die Piraten wollen. Es spielt keine Rolle, ob das erst Heiligabend, Neujahr oder am Drei-Königs-Tag funktioniert."

Am Montag werde es ein Expertentreffen geben, eine Lösung abzustimmen, kündigte der Ratsherr der PIRATENPARTEI, Schicke-Uffmann, an. Man bleibt also am Ball.

Gruß
Helmhut

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