Umbau der Presselandschaft mit Gefährdung der Demokratie und der Pressefreiheit?
Die Braunschweiger Zeitung verliert ihren Chefredakteur, dafür gewinnt nun Thüringen diesen fragwürdigen Mediamarktfaktor und stöhnt bereits jetzt, weil sie ihren bis dato überaus kompetenten Chefredakteur nach dem Willen der WAZ-Chefetage in Essen verloren hat.
Die WAZ KG räumt um, und was das für Folgen hat, werden wir wohl nicht aus den Medien der WAZ-Gruppe erfahren, sondern wohl eher in jenen unabhängigen Medien, die weiterhin investigativen Journalismus betreiben wollen.
Derzeit müssen innerhalb der WAZ-Mediengruppe bis zu 113 Mitarbeiter gehen.
113 Mitarbeiter - vorwiegend aus dem Anzeigenverkauf und dem kaufmännischen Bereich in der WAZ KG und
bei den MedienSales-Service GmbHs werden ihre Arbeitsplätze verlieren.
„Fassungslos” so eine Teilnehmerin der Versammlung, nahmen die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Ausführungen zur Kenntnis…“
Weitere Details aus einem Artikel
auf die Medienmoral vom 10.12.2009
medienmoral-nrw.de
Weser Kurier: Altes Eisen raus!
Auch beim Weser Kurier müssen Leute gehen. Als "Neuregelung" und per Post versuchte der dortige Verlags-Vorstand den Mitarbeitern, die Jahrgang 1952 und älter sind, ihre Aussortierung zu verkaufen.
Näheres dazu in einem Artikel von Klaus Wolscher in der
Taz-Bremen
vom 10.12.2009
Welche Folgen haben diese "Sparmaßnahmen?
Erfahrene, langjährige Journalisten, Redakteure und Verlagsmitarbeiter werden nicht aufgrund einer qualitativ mangelhaften Arbeit gechasst, sondern weil Erfahrung gut und besser bezahlt werden muss. Diese Qualität will man sich jedoch sparen, den Zeitungen geht es derzeit finanziell schlecht und das aus gutem Grund. Das Management hat die moderne Zeit, das Internetzeitalter gehörig verschlafen.
Zeichen der Zeit verpennt
Junge Leser informieren sich vorwiegend aus dem Netz, weil es dort oft kostenlos, viel schneller und übersichtlicher Informationen aus aller Welt gibt, die sich zudem noch gut vernetzt und kopierfähig weltweit verbreiten lassen. Hier haben die konservativen Medien wie Zeitungen und auch die TV-Nachrichtenmagazine den Trend einfach verpennt. Und weil deswegen auch die Einnahmen steigen bzw. Werbeeinnahmen wegbleiben, weil per Printmedium nur noch eine geringe Zahl an Kunden erreicht werden, kommen Zeitungen in finanzielle Nöte.
Man hat sich unersetzlich geglaubt und nun werden offenbar die falschen alten Köpfe entlassen. Damit ist natürlich nicht Herr Raue gemeint, der ist ja freiwillig ins Thüringische gezogen, nicht von der WAZ-Gruppe entlassen, sondern bloß versetzt worden. Offenbar will man aber innerhalb der WAZ-Gruppe nicht auf solche "alten Sonntagsprediger" verzichten. Wenn man aber glaubt, mit einer Personalstammhaltung des Kalibers "Raue" den verlorenen Anschluss an Modernität wieder aufholen zu wollen, dann fürchte ich, das Zeitungswesen bald ganz daniederliegt, welches ja im Grunde Meinungs-, Pressefreiheit und damit letzten Endes die Demokratie in unserem Land tagtäglich mit zu erhalten helfen sollte ...
spekuliert Ulensp?egel