Braunschweiger Zeitung: Ex-Mitarbeiter schildern Zustände in Asse
Sie berichten von einem schlampigen Umgang mit Atommüll in dem einsturzgefährdeten Lager. Selbst in abgesperrten „Kontrollbereichen“ der Asse haben Beschäftigte früher offenbar ohne Dosimeter und Schutz gearbeitet. „Uns wurde gesagt, es gibt keine Belastungen“ – so schilderte der frühere Asse-Mitarbeiter Eckbert Duranowitsch (48) als Zeuge vor dem Asse-Untersuchungsausschuss des Landtags die Grundphilosophie unter Tage.
(Zeichnung: Ulenspiegel)
„Man hat seine Arbeitstasche schon mal auf ein Fass gestellt“, erzählte Duranowitsch. Die Darstellung oben, als Karikatur gedacht, kommt also den wirklichen Zuständen in der Asse schon ziemlich nahe. Wer hätte das vermutet?
„Wir sind da frei rummarschiert“. „Keiner der Mitarbeiter hat Dosimeter getragen“, berichtete Duranowitsch den Abgeordneten über den Arbeitsalltag im Atommülllager. Die Asse gelte seit jeher als einsturzgefährdet. Auch in noch offene Kammern mit Atommüll mussten die Mitarbeiter. Als 1988 vermehrt Laugen in das Bergwerk flossen, habe es geheißen: „Jungs, darüber haltet ihr die Klappe“.
Späte Einsichten für die niemand haften möchte
„Es war in den 60er Jahren ein
elementarer Fehler, die Asse als Atomlager auszuwählen“, sagt Landtagsabgeordneter Karl-Heinrich Langspecht (CDU). Vor 20 Jahren, als erste Probleme auftraten, wurde die Gefahr offenbar nicht erkannt oder nicht ernst genommen, versucht man nun diese gefährlichen Nachlässigkeiten zu erklären. Wer haftet denn nun für diese 20 Jahre alten Versäumnisse und Fehler? Und wer wird für die heutigen haften?
Dass diese Verharmlosung heute noch stattfindet und Fehler aber auch heute noch so herunter gespielt wird, kommt jedoch gar nicht zur Rede. Heute heißt es, dass von Krebshäufigkeit in Nähe von Atommülllagern und Atomkraftwerken keine Rede sein kann. Wie können wir diesen Aussagen überhaupt noch trauen?
Frau Mundvoll