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Schlossmuseum oder wie Kultur privatisiert wird

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12 Jahre 10 Monate her - 12 Jahre 10 Monate her #6646 von Rosenbaum
Helmhut schrieb:

Man wundert sich keineswegs darüber, dass sich die Stadtväter wieder nach etwas Glanz sehnten.


Nächstes Jahr soll wieder in Braunschweig gejubelt werden. Das hundertjährige Jubiläum des Heiratstermins des letzten Herzogpaares (Stichwort: Kaisertochter Victoria-Luise) soll Braunschweig in Verzücken versetzen.

Das kostet natürlich wieder etwas:

Im Haushaltsplan 2012 waren zunächst für vorbereitende Planungen 150.000 € veranschlagt, nun korrigiert die Verwaltung die Ansätze nach oben und teilt übers Wochende ihre "zwingenden Ansatzveränderungen" zum Haushaltsplan mit:
und da finden sich nun noch mal weitere 500.000 € für 2013 wg. der dynastischen Hochzeitsfeier.

Wohlgemerkt ist das längst nicht alles, denn normalerweise läuft die komplette Werbung, Ausstellungen, Events u.ä. dann über die städtische Stadtmarketing GmbH.
Und auch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz soll nach dem Willen des Oberbürgermeisters in "Kulturentwicklung des gesamten Braunschweiger Raumes" (BZ 7.1.2012, Seite 17) eingebunden werden. Das läßt so einiges erahnen.

Solcherart "Kultur" kommt Braunschweig teuer zu stehen:

die Schlossfassade kostete Braunschweig rd. 17 Mio.€, die Quadriga-Kosten für Statik, Prüfstatik und jährlichen Revisions- und Bewirtschaftungskosten schlugen mit über 100.000 € zu Buche, das Schlossmuseum mit rd. 3 Mio.€. Allein die Renovierung des Fürsten-Throns sowie des fürstlichen Himmelbettes haben die Stadt rd. 100.000 € gekostet, Gemälde des Künstlers Prof. Winner mit Schloss-Motiv für das Büro des Oberbürgermeisters wurden auf Kosten der Städt.Beteiligungsgesellschaft (ehemals Staddtwerke GmbH) angeschafft, Kostenpunkt einige Zehntausend €.

Mal sehen, ob der Rat der Stadt mit neuer Mehrheit die Neuauflage des dynastischen Gehabes erneut absegnen wird, wie in den letzten Jahren das Kaiser-Otto-Jahr und die Einrichtung des Schloss-Museums.
Letzte Änderung: 12 Jahre 10 Monate her von Rosenbaum.

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12 Jahre 10 Monate her - 12 Jahre 10 Monate her #6685 von Helmhut

"Wenn wir die Zukunft stemmen wollen, dann nur mit intelligenten und oft auch neuen Ideen und nicht mit musealen."

unbekannter Helmhut

Wovon lebt der Wirt oder Kultur kann man auch essen

Wenn Ideensuche und Kulturförderung, dann könnten auch neue kulturelle Wege beschritten, Medien und Projekte oder die kulturell tätige Jugend verstärkt gefördert werden und damit mehr soziale Teilhabe - auch für die Touristikbranche.

BIBS-Fraktion im Braunschweiger Rat befürwortet Kulturförderabgabe
Querfinanzierung sozialer Maßnahmen laut Rosenbaum gute Idee.

"Die Ratsfraktion der Bürgerinitiave Braunschweig (BIBS) steht der Einführung einer Kulturförderabgabe positiv gegenüber. Ein entsprechender Ratsantrag der Linksfraktion sieht vor, dass Braunschweiger Hotels und Pensionen von jeder Übernachtung 5 Prozent an die Stadt abführen. Der Erlös von geschätzten zwei Millionen Euro jährlich soll demnach für Maßnahmen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen verwendet werden, unter anderem für einen so genannten „Braunschweig Pass“. Der Gastronomie-Verband Dehoga hatte die so genannte „Bettensteuer“ Anfang der Woche scharf kritisiert. Die BIBS könne sich diese Form der Querfinanzierung dagegen gut vorstellen, sagte Fraktionschef Peter Rosenbaum gegenüber Radio Okerwelle. Auch für seine Fraktion hätten Maßnahmen zugunsten sozial schwacher Bürger bei den anstehenden Beratungen zum Haushalt 2012 Priorität."
www.okerwelle.de/cms/index.php?id=62&tx_ttnews

Geiz macht unsexy!

Eine kleine Partei, die einst Klientelpolitik gemacht haben soll, ist jetzt unglaubwürdig geworden und mit ihren 2% auf dem eher absteigenden Ast. Wie Finanzkrise und Bankenrettungen zeigen: Der angeblich neoliberale Weg war demzufolge gar nicht neu, sondern trug deutliche frühkapitalistische Züge.Ganze Vorstände treten zurück. Selbst in der ehemaligen Hochburg Treuenbrietzen (einst 37% Wähler-Anteil) wird man nun der immer kleiner werdenden Partei untreu. Dort trat man geschlossen aus dem Ortsverband aus, um "neue Wege" zu suchen.

Neue Wege statt Revisionistisches

Klientelpolitik und das immerwährende Steuerthema, dazu der inflationäre Wechsel der Führungsansprechpartner, all das hat zu beigetragen. Letztes Geschenk der Liberalen war jenes an das Klientel des Hotel- und Gaststättengewerbes. Hier hatte diese Branche schon Bescherung, wie wir uns alle noch sehr gut erinnern können, während andere Branchen und vor allem Bevölkerungsgruppen (Rentner, Sozialhilfeempfänger, Alleinerziehende, Bildungsberechtigte ) leer ausgingen. Stattdessen verhöhnte man diese Gruppen auch noch, FDP-Chef und Außenminister Westerwelle sprach von römischer Dekadenz. In Braunschweig fördert man fragwürdige Kaiser und ganze Kaiserjahre, zieht schlossähnliche Fassaden hoch und hat gar nicht das Geld, anderes Kulturelles zu fördern, was mehr Teilhabe brächte. Mal davon abgesehen, wer sich am Ende für Glanz, Gloria und Kaiser denn noch interessiert. Das ist doch mehr Machtkultur statt Bürgerkultur.

Mehr Kultur hat Mehrwert

Nichts gegen die gelegentliche Unterstützung von Hoteliers und Gaststättenbetreibern, die ja zudem noch zugegeben hatten, dass ihnen dieser liberale Geldsegen dann doch nicht so viel brächte. Aber sie haben es am Ende dann doch wohlwollend angenommen, dieses Geschenk der Dreikönigstags-Partei. Nun aber sind Dreikönigstag, Weihnachten vorbei und neben einem neuen Jahr hat auch eine neue Ratsmehrheit begonnen, ihre politischen Versprechen zu mehr Teilhabe, Sozialem und Kultur wahr zu machen. Warum auch nicht, wenn es dabei mehr Leuten zukommen kann als einigen Wenigen. Weniger Klientelpolitik ist es, was sie da im Fokus haben, eher Kultur- und Sozialpolitik.

Wovon lebt der Gastwirt?

Hier sollen starke Schultern helfen, die Schwachen mitzutragen, wie es ja immer in Ehrenamtsreden der schwarzgelben Koalitionspartner so schön heißt. Erst wurde dem Herbergsvater gegeben und nun soll der auch Kultur und Soziales an seinem guten Standort mitfördern. Warum auch nicht? Nicht mehr als gerecht, obwohl sich wohl noch einige Braunschweiger Wirte und Hoteliers da merkwürdig zieren, so als ob man mit einem Kulturobolus die Betten unter dem Gaste wegversteuert. Der Kultur soll's ja zukommen und von der lebt ja auch am Ende der Wirt oder Hotelier.

Man sollte sich die Gastlichen, die Gastfreundlichen besonders merken, so groß ist der Kreis ja nun mal in Braunschweig. Die bunten schönen Dornse-Fotos zeigen ja einige bekannte Gesichter, die in Braunschweig anscheinend auf Gäste angewiesen sind. Und unter den Gästen werden ja gerade auch sehr oft Kulturschaffende, kulturell Interessierte, Künstler oder sogar karikativ engagierte Kulturgrößen sein. Was wird das für ein Bild machen, wenn anderswo Gastfreundliche Bewirtung auch mit einer Betten- und Kulturförderabgabe möglich ist, in Braunschweig jedoch das Bett Gewinn bringen und das Drumherum wie selbstverständlich und möglichst kostenlos als Zugabe zu Tisch und Bett gereicht werden soll. Tourismus ist nicht nur Bett & Breakfast, Tisch und Stuhl, sondern Kunst, Kultur, Charme und Sozialaspekt in einer Metropole. Das sollte ein wirklich servicebewusster als auch dienlicher Gastgeber eben nicht vernachlässigen.

Gruß
Helmhut
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12 Jahre 10 Monate her - 12 Jahre 10 Monate her #6725 von Rosenbaum
Rosenbaum schrieb:

Im Haushaltsplan 2012 waren zunächst für vorbereitende Planungen 150.000 € veranschlagt, nun korrigiert die Verwaltung die Ansätze nach oben und teilt übers Wochende ihre "zwingenden Ansatzveränderungen" zum Haushaltsplan mit:
und da finden sich nun noch mal weitere 500.000 € für 2013 wg. der dynastischen Hochzeitsfeier.

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Mal sehen, ob der Rat der Stadt mit neuer Mehrheit die Neuauflage des dynastischen Gehabes erneut absegnen wird, wie in den letzten Jahren das Kaiser-Otto-Jahr und die Einrichtung des Schloss-Museums.
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Die anderen Fraktionen scheinen das auch eher kritisch zu sehen. Prompt weicht Braunschweigs OB`erer Lenker zur Beförderung von Autokratie und Untertanengeist auf die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz aus, in der nb vom 15.1.2012 wird dieser zitiert:

Die Stiftung trage zur Bewahrung Braunschweiger Identität bei, was sich beispielsweise in ihrem Engagement für das Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte oder der Stiftung Braunschweiger Residenzschloss ausdrücke.
(nb, 15.1.2012, S.2)


Bemerkenswert wieder die "Braunschweiger Identität", die schon in der Unterwerfungserklärung, welche das Land im Museumsstreit unterschreiben solle, eine Rolle spielte.

Dort hatte Hoffmann im Museumsvertrags-Entwurf eine Unterwerfungsklausel gleicher Befindlichkeit hineingebastelt, die allerdings von der Landesregierung nicht akzeptiert worden war. So wollte man vom Landesmuseum in den Leihvertrag vom 23.7.2010 über fürstliche Sitz- und Liegemöbel (Bett und Thron des Fürsten) zusätzlich noch eine "Wohlverhaltensklausel" unterschrieben bekommen:
"Das Braunschweiger Landesmuseum ist gehalten, auf schutzwürdige Interessen der Stadt insbesondere auf deren Ruf und Ansehen sowie auf Sinn und Prestige des Schlossmuseums Rücksicht zu nehmen"

Nun soll die Braunschweiger Identität über Boreks Stiftung Residenzschloß Braunschweig gewahrt und finanziell über die öffentliche Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) befördert werden.

Völlig intransparent können Hoffmann und Borek in diesen Stiftungen schalten und walten, ohne jegliche öffentliche Kontrolle...
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12 Jahre 10 Monate her - 12 Jahre 10 Monate her #6730 von Helmhut
Rosenbaum schrieb:

Rosenbaum schrieb:

Im Haushaltsplan 2012 waren zunächst für vorbereitende Planungen 150.000 € veranschlagt, nun korrigiert die Verwaltung die Ansätze nach oben und teilt übers Wochende ihre "zwingenden Ansatzveränderungen" zum Haushaltsplan mit:
und da finden sich nun noch mal weitere 500.000 € für 2013 wg. der dynastischen Hochzeitsfeier.

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Mal sehen, ob der Rat der Stadt mit neuer Mehrheit die Neuauflage des dynastischen Gehabes erneut absegnen wird, wie in den letzten Jahren das Kaiser-Otto-Jahr und die Einrichtung des Schloss-Museums.
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Die anderen Fraktionen scheinen das auch eher kritisch zu sehen. Prompt weicht Braunschweigs OB`erer Lenker zur Beförderung von Autokratie und Untertanengeist auf die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz aus, in der nb vom 15.1.2012 wird dieser zitiert:

Die Stiftung trage zur Bewahrung Braunschweiger Identität bei, was sich beispielsweise in ihrem Engagement für das Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte oder der Stiftung Braunschweiger Residenzschloss ausdrücke.
(nb, 15.1.2012, S.2)

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Nun soll die Braunschweiger Identität über Boreks Stiftung Residenzschloß Braunschweig gewahrt und finanziell über die öffentliche Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) befördert werden.

Völlig intransparent können Hoffmann und Borek in diesen Stiftungen schalten und walten, ohne jegliche öffentliche Kontrolle... [/size]


Als allererstes haben wir ja frischen Wind im Rat. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt haben hiermit eine reelle Chance, dass diese Identitätsanstifter vielleicht ihre ollen Modelle neu überdenken müssen.

Definiere "Braunschweiger Identität". Was ist das?
Womit identifizieren sich die Braunschweiger Bürgerin und der Braunschweiger Bürger denn?

Definiere BraunschweigerIn?
Die oder den Braunschweiger Bürger sind heute und aktuell nicht mehr herzogliche Untertanen. Vielmehr, wie wir aus den stolzen Zuzugszahlen unseres WIR-Gefühls-OB wissen, sind wir in einer gesunden Durchmischung zwischen Alt-Einwohnern und von außen hinzugekommenen Neubürgern begriffen. Und das ist gut so! Bei den Überalterungsbefürchtungen derzeit, tun uns die jungen neuen Familien gut. Sollen die den Rest ihres Lebens in ehemaliger Herzogstreue leben? Geht schwerlich! Und die, deren altes Herz dran hängen mag an solchen Histörchen, sterben allmählich aus. Aber dann, was dann mit dem Plunder?

Braunschweig soll kein Freilichtmuseum herzoglicher Prägung werden - es hat doch mehr zu bieten!

Gerade die Öffnung für neue Orientierungen hin zu einer Zukunft Braunschweigs mit den zukünftigen Anforderungen optimal angepassten Lösungen und Angeboten wäre hier doch nachhaltiger und bürgernaher als das Verharren in überkommenem und muffigem Herrschaftskastendenken - Bürger und HERRlichkeit! Tradition - gut und schön, gehört auch dazu, aber wenn, dann taugt dazu gewiss kein als Schloss verkleidetes Kaufhaus. Und dies ist von Anfang an schief gelaufen hier in Braunschweig.

UNSERE Stadt der Lächerlichkeit preisgegeben

NEULICH...

Aufgebracht zur Aufbringung
Karikatur: Ulenspiegel

Ergebnis: Das Image, das uns hier zwei Personen eingehandelt haben wirkt außerhalb und innerhalb unserer Stadt eher lächerlich, an dünnen Haaren herbei gezogen. Ähnlich die Aktion mit dem längst "vergessenen Kaiser". Vergessen schien der doch zurecht, weil eben enorm peinlich, wenn denn dann die Dinge aus dem kaiserlichen Lebenslauf hervortreten, die eben besser vergessen geblieben wären. So könnte man unschwer jede Menge Aktionen dieses muffigen Stadtmarketings hervorkramen, auf die Gefahr hin, nochmals diese Reihenpeinlichkeiten zu erinnern.

OTTO, ja!

IdentitätsAnStifter?
Karikatur: Ulenspiegel

Die Identität der Braunschweigerin/des Braunschweigers ist also vielseitiger als es uns die MarkeKinglichen weis machen wollen. Sie begrenzt sich weder auf Schlossattrappen, noch Stadtgöttinnen-Anbetung, noch auf gestelzte Christentums-Säulenheilige und auch nicht auf fürstliches Tafelgeschirr. Mit Sicherheit nicht!

Identität muss nicht "gestiftet" werden; SIE IST SCHON DA!

Identität entwickelt sich auch aus Lebensalltag, Brauch und Vorlieben. Das tut sie von ganz allein; sie ist bereits an vielen Stellen vorhanden. Was macht Braunschweig und die Braunschweiger denn aus? Was ist typisch, womit, wobei und wodurch fühlen wir uns zuhause und als Braunschweiger?

Wer hier also von "Stiften" spricht, also davon, man müsse diese Identität und die Gefühle dazu ankurbeln, unterstellt quasi den Untertanen, dass sie selbst nicht wüssten, was sie sind, wozu sie stehen oder was sie bevorzugen. Das nenne ich mal daher ANstiften zur Identitätsverdrehung.

Nur ein paar Beispiele

Identität wird von Bürgerinnen und Bürgern sogar gefordert, lautstark sogar. Aber hier hören weder Borek, noch Hoffmann oder die SBK genau hin. Es schreit nach Identität, die eigenen kleinen Stadtbäder vor Ort zu erhalten, weil man dort an so manchem Sommertag quasi den Familienzuwachs aufwachsen und seine ersten Schwimmerfolge machen sah.

Identität ist zweifellos auch mit Eintracht und dem Fußball verbunden, dafür wurde ja schon einiges getan. Und da Verein und Sportereignisse nach lange Identität "stiften" können, wie es ja von Hoffmann und SBK angestrebt wird, hat es sein Gutes, diesen Zusammenhalt zu fördern.

Braunschweig und seine Kunst - auch das ist Identität. Kaum eine Stadt hat so viele gute Künstler, Musiker, Satiriker und Kreative zu bieten. Wo werden die gefördert mit 500.000 Euro?
Staatsheater - hier sogar im doppelten Sinne - ist doch nicht alles! Buntheit, Vielfalt, Originalität warten drauf, Braunschweigs bunte Kultur in die Welt zu tragen. Das Feedback könnte mehr Geld in die Kassen spülen, als Stadthalle jetzt als Manko zu beklagen hat.

Braunschweig - Rizzihaus. Eine mal modernere Ausrichtung wagen. Der dortige Förderverein ruft auf, das einzige Rizzi-Haus in Europa, ja weltweit, zum Museum für die frischfreche Farbenkunst des weltbekannten Rizzis zu machen. Bislang verkümmerte dieses Kleinod - weil ziemlich unschön und wüst gelegen - geradezu.
Hier wollen ansässige Bürger und Galeristen mehr draus machen. Und Recht haben sie. Hier hat sich Braunschweig einst ein von vielen als unpassend hingestellter bunter Kasten empfundenes Haus geleistet, welches aber nun Braunschweigs Trendsetting über den gesamten Globus hin bekannt machen könnte. Das Hundertwasser-Haus in Wien und Dresden UND NUN das Rizzi-Haus (Museum) in Braunschweig. Das wäre was!

Aber nein, dafür ist dann kein Geld da! ( nB vom 15.1.2012, LOKALES ). Weshalb nicht?

Antwort: Weil OB und StadtmarkeKings glauben, dass man nicht auf "zwei Hochzeiten" tanzen kann? Weil man Hundertausende lieber für Herzogliches und deren Hochzeiten raushauen möchte?
Der Herzogliche Hochzeitsakt wird genau nach Muster des vorjährigen Pfingsttreffens im Otto-Jahr ablaufen, mit den gleichen pseudo-historischen Anhängsel und übertriebener Romantisierung. Klar, mag der gewöhnliche Braunschweiger auch mal seinen Hochzeitstag vergessen, aber den des Herzogs SOLL er nicht vergessen, was?

Ein exorbitantes einzigartiges RIZZI-Haus/House mit Museum (in dem man natürlich auch lokale Künstler mal immer wieder eine Ausstellung präsentieren lassen könnte), dazu eine etwas anders gestaltete Außenanlage mit Rizzi-Spielplatz-Skulpturen und Straßencafé könnte dort ein ebenso einzigartiges cosmopolitisches Stadtensemble entstehen lassen - Braunschweigs Tor zur Moderne, Aufbruch dahin und damit ein Tor zur Welt... wenn man mal die Spinnweben aus dem reaktionären OBerstübchen lüften würde. Hirnputz statt Stadtputz wäre hier dringend geraten.

BraunschweigerInnen, wehrt euch!
Ihr wisst, was ihr wollt und vor allem, wer ihr seid.

Gruß
Helmhut
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12 Jahre 10 Monate her - 12 Jahre 10 Monate her #6916 von Helmhut
Braunschweig quo vadis? - Denk mal - Wert & Tugenden?

Architektur der Sieger?
Herrscher gefielen sich darin, die Welt nach ihren Vorstellungen zu gestalten, schreibt die Osnabrücker Zeitung. Wuchtige Residenzen künden davon, ebenso wie imposante Denkmäler, mit denen sie zentrale Plätze schmückten. So feierten sie ihre Macht und Stärke. Das war das Recht der Starken.

:unsure: Und heute? Wie sieht's damit heute aus, liebe Braunschweiger Leserinnen und Leser?

Setzen heute Bauwerke und Denkmäler im Idealfall Zeichen oder manifestieren sich Zukunftsvisionen gleichermaßen wie ein Geschichtsbewusstsein in den neuen "Denkmälern"?
Offenbar hat Deutschlands Merkelpolitik gerade ein dringendes Problem mit Identität, Selbstverständnis und vor allem Selbstwert. Deshalb auch wohl die Braunschweiger CDU. Da bröckeln nicht nur Bundespräsidenten herunter zu gewöhnlichen Lügnern und Schnäppchenjägern, nein, man fürchtet Landtagswahl, Befleckung der Niedersachsen-CDU, den "Werteverfall" schlechthin, den man ja als Christenpartei immerhin jahrzehntelang selbst propagiert hat. Aber statt in sich zu gehen, drückt man uns offenbar "wert(e)losen, tugendlosen" Bürgerleins Moralforderungen und Tugendlisten auf. Fordert gerade von uns Nachsicht, Gnade, Verständnis.

Made iniges Germany - Ideenlosigkeit macht's möglich

Inzwischen hat uns die hochgelobte Wirtschaft infolge der Globalisierung so madig gemacht und nach außen vertreten, dass das ehemalige Markenzeichen "Made in Germany" nicht nur offen angezweifelt wird (Stichwort: Rückholungen diverser Fahrzeuge, deutsche Rüstungsexporte etc.), sondern auch museal wird.

Man versucht - ohne Witz - gerade und wahrhaftig eine " Neuauflage von 'Made in Germany' in Hannover , und zwar museumsreif!
Von Mai bis August gibt es in Hannover eine Neuauflage der museumsübergreifenden Ausstellung "Made in Germany". Zum zweiten Mal ist dabei zeitgenössische Kunst zu sehen."

Zeigenössische "Kunst" - aha, da verrät man sich mangels wirklicher Neuheiten und innovativer Ideen sogar selbst. Muss quasi das ehemals angesehene deutsche Markenzeichen der Technik nun mit Kunst verknüpfen (zeitgenössische! - also nicht ganz altes Blech) und stellt ad absurdum indirekt damit sie ins Museum. Nur gucken, nicht anfassen oder gar gebrauchsfähig. Wenn das nicht die beginnende Bankrotterklärung ist?

Werte, was ist das?

Werte, was immer das sein soll, hat uns die so genannte christlich-jüdisch-abendländische "Kultur" vorgesagt. So etwas wie Mitmenschlichkeit, Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit. Politisch kamen dann noch Demokratiewerte und Gerechtigkeitsanspruch hinzu. Nun, jeder kann sich in diese Begrifflichkeiten für sich selbst hineindenken, was er gerade mag. Der kleine Mann oder die Frau mag sich dran halten, mag all diese Schlagworte, die ihm als wert und vorbildhaft angepriesen werden, mit eigenen erlebten durchweg positiven Beispielen füllen und sich vor allem selbst dran halten. Die Regierenden selbst denken nicht daran, die propagierten "Werte" mit Inhalten zu füllen.

Nun möchte man offensichtlich - in allen Systemmedien schallt's herüber - die "preußischen Tugenden" wieder für uns Wahlvolk entdecken. Daher kommt der 300. Todestag des ollen Fritzes gerade recht. Der olle Fritz wurde ja nicht nur der Alte sondern auch "der Große" genannt. Und wer groß ist, kommt sicher gut an in der derzeitig maroden Werterepublik. Also stellen wir nun die angeblichen Tugenden des Preußen-Deutschen heraus. Deutschgründlich sind natürlich diese Preußen-Tugenden sogar katalogisiert.

Das sind "Werte" oder "Tugenden" wie etwa:

-Aufrichtigkeit
-Bescheidenheit (klassisch hierfür, nach dem Beispiel Kaiser und König Wilhelms I. von Preußen, die Kornblume als Lieblingsblume)
-Disziplin
-Fleiß
-Gehorsam (jedoch nicht ohne Freimut)
-Geradlinigkeit
-Gerechtigkeitssinn („Suum cuique“ = Jedem das Seine)
-Gottesfurcht bei religiöser Toleranz ( „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“)
-Härte, gegen sich mehr noch als gegen andere
-Mut
-Ordnungssinn
-Pflichtbewusstsein
-Pünktlichkeit
-Redlichkeit
-Selbstverleugnung ( „Wer je auf Preußens Fahne schwört, hat nichts mehr, was ihm selbst gehört.“ [1])
-Sparsamkeit
-Tapferkeit ohne Wehleidigkeit („Lerne leiden ohne zu klagen“)
-Treue
-Unbestechlichkeit
-Unterordnung
-Weltoffenheit
-Zurückhaltung („Mehr sein als scheinen!“)
-Zuverlässigkeit

de.wikipedia.org/wiki/Preußische_Tugenden

:S Aber mal ehrlich, sehen Sie mal genau hin und denken drüber nach - "mit genau diesen Tugenden könnte man auch ein KZ führen!"
Dieses Zitat ist nicht von mir. Aber gehen Sie die Liste ruhig mal durch und prüfen Sie's genau! B)

Es fehlt uns Deutschen hier irgendwie der Überblick, finde ich.
Da ist grundlegend mal Nachdenken angesagt.

Was mit den hehren "DENK"-Malen?

Gewiss, Geschichtsbewusstsein fördert man nicht, in dem man alle Denkmäler abreißt. In Osnabrück geht es gerade um ein Marx-Engels-Denkmal , in Braunschweig und im Braunschweiger Land findet sich kaum ein solches Werk, das dem Kommunismus verpflichtet ist, dafür aber gibt es in Braunschweig merkwürdiger Weise vieles aus einer Epoche, die an Herrschaftszeiten, Diktatorische Führungsköpfe und -personen, Standesdünkel, Kriegsverherrlichung und zum Teil auch Unterstützer unseres einstigen anderen Führers.

So umstritten die beiden Herren Marx und Engels auch sind, heißt es selbst milde aus Osnabrück: Sie waren keine Diktatoren und Menschenschlächter. Sie haben sich lediglich Gedanken über die Gesellschaft gemacht, und das hat der DDR-Sozialismus pervertiert und ad absurdum geführt. Diesen Kontext herzustellen ist die Aufgabe einer verantwortungsvollen Stadtarchitektur.

Seh' ich auf Braunschweig, was sieht wohl die Welt? ...

Frage nun? Wie stehen eigentlich jene aus dem Dunstkreis unseres städtischen Privatstifters Boreks und des politischen Akteurs der Braunschweiger Denkmalereien und Siegerkunststiftungen zu dieser merkwürdigen Gedenkstätten-Häufung nicht nur überholter politischer Haltungen sondern auch antidemokratischen Geister? Oder war Herzogs- und Kaiserzeit unter Willem etwa keine Kriegshetzerei?

Wird Zeit, dass diese Denkmale ebenso einen erklärenden Kommentar erhalten, weshalb man sie stehen lässt oder restauriert, wie es bei einer Veröffentlichung von "Zeitzeugen" oder "Mein Kampf" aktuell auch erfolgen muss, um nicht noch versehentlich antidemokratisches oder nationalsozialistisches Gedankenschlecht zu verbreiten.

Her mit den Beschilderungen, die einen ausgewogenen Kontext herstellen zu den gesammelten HERRlichkeiten in unserer modernen demokratisch orientierten Stadt.
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Gruß
Helmhut

P.S. Ach, wollen wir nicht ganz so verknispelt pruzzisch sein. Die kommentierende Beschilderung per Namensschild am OB selbst kann man sich gerne sparen, weiß eh' jeder, wo der einst herkam! B)
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