Wolfenbüttel - von Braunschweigs Oberbürgermeister gelernt
Wolfenbütteler Linke beantragen Bürgerbefragung zu Stadtbad
Braunschweig/Wolfenbüttel (dpo) - In Braunschweig gibt es kürzlich echte Bestrebungen die direkte Demokratie einzuführen. Der dortige Oberbürgermeister habe aus Stuttgart 21 gelernt und lässt auf Steuerkosten nun im Februar eine Bürgerbefragung zum Ausbau des Stadions durchführen.
Aus Stuttgart gelernt?
Aus Stuttgart lernen wir jedoch gerade Gegenteiliges, eine Bürgerbefragung zum Ausbau des Hauptbahnhofes findet unter der Regide von Ministerpräsident Mappus (ebenfalls CDU) dort nicht statt. Im Gegenzug hat Mappus so entsetzlich viel Bürgernähe geschaffen, dass viele Bürger hautnah erleben mussten, wie sie niedergeschossen wurden von Wasserwerfern und Augenverletzungen erlitten aufgrund von massiven Pfeffersprayeinsätzen.
Bürgernähe Stuttgart 21: Näher ging's nimmer!
(Foto: ad-hoc-news)
Gelernt haben die Stuttgarter nun, dass Mappus daran keine Schuld trage. Soweit die Lehren aus Stuttgart 21. Aber auch Oberbürgermeister Hoofmann gibt frei und frank zu, dass auch er eigentlich kein Freund direkter Demokratie ist und das hat er in der Vergangenheit zuhauf bewiesen, denn früher wurden die Braunschweiger einfach nicht oder nie gefragt, wenn es um wichtige Entscheidungen und Bauvorhaben ging.
Glanzleistung: Geduldete Demokratie in Braunschweig
Die jetzige vom Oberbürgermeister geduldete Umfrage in Braunschweig - eine bürgernahe Glanzentscheidung der Braunschweiger CDU-Fraktion ist aber vor allem deshalb umstritten, weil man den Braunschweiger Bürger nicht auch schon vorher die Gelegenheit gegeben hatte, sich zu anderen Großbauprojekten äußern und abstimmen zu dürfen, wie zum Beispiel beim Spaßbad-Projekt, bei der Verlängerung der Startbahn des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg und der damit einhergehenden Abkopplung der Gebiete, die rings um den nun reichlich dezimierten Querumer Forst liegen oder etwa beim Bau einer schlossähnlichen Fassade des ECE-Kaufhauskomplexes. Derzeit werden auch Stimmen laut, ob es nicht besser wäre, nicht vorrangig die vielen anderen sozialen Projekte lieber finanziell mehr auszustatten als das Eintracht-Stadion.
Braunschweig - Vorbild für Wolfenbüttel
Während der Oberbürgermeister angeblich aus Stuttgart 21 gelernt haben will, haben nun die Wolfennbütteler Linken ihrerseits daraus gelernt und dies zum Anlass genommen, eine eigene Bürgerbefragung zu starten. Dort aber geht es nicht um Fußballsport und Stadion, sondern um den Erhalt des Freibades.
Hier zeigte sich die christdemokratische Wolfenbütteler Stadtregierung jedoch weniger bürgernah. Eine Initiative für den Erhalt des Freibades hatte zuvor ein Bürgerbegehren zum Wolfenbütteler Stadtbad-Neubau gestartet. Doch dieses Bürgerbegehren wurde laut Verwaltungsausschuss der Stadt als rechtlich unzulässig beschlossen, verkündete nun die
Braunschweiger Zeitung
. Begründung: Weil der Stadtbad-Neubau nicht direkt von der Stadt, sondern von einem Tochterunternehmen der Stadt (die Stadtbetriebe, die Red.) betrieben werde. Hat man das Begehren also an die falsche rechtliche Adresse gestellt? Laut Gemeindeordnung dürfe kein Einfluss auf kommunale Eigengesellschaften genommen werden. "Über den Beschluss darf ich keine Auskunft geben", erklärte Bürgermeister Thomas Pink (CDU) auf Nachfrage. Bei den so genannten kommunalen Eigengesellschaften hat demzufolge der Bürger nichts mehr zu sagen, zu melden oder gar etwas zu begehren. Eigenartige demokratische Verhältnisse - juristisch ins Gegenteil verkehrt, mag man da denken, aber es ist ja nur zum Schutze vor uns selbst. Vor uns Ungebildeten, zu deren Desinformation und Verdummung man selbst ja täglich nur allzu gerne beiträgt.
Wenn nur Juristen wissen, was der Bürger begehrt
Sind das also die Nähe und die demokratischen Instrumente, die man sich für die Bürger erdacht hat? Es geht, wie es scheint, somit letztlich nur um juristische Finessen, weniger um das, was Bürger wirklich begehren. Auch hieraus kann was gelernt werden. Die Politik verlangt eben umfassend informierte und juristisch so durchgeschulte Bürger, wenn diese auf- und generell etwas begehren wollen. Da jedoch der Pöbel oftmals nicht in der Juristerei bewandert ist, wähnte sich die Stadtverwaltung und deren Juristen als Gewinner gegen die unbeholfene Bürgerschaft.
Wolfenbütteler - nicht so alternativlos
Dank Braunschweigs Leuchtturm in Sachen Demokratie und Bürgernähe, Oberbürgermeister Hoofmann, aber, fanden engagierte, geschickte Bürger innerhalb der Kreise der Wolfenbütteler Linken, eine Alternative, das abgeblockte Bürgerbegehren in anderer direkter Form durchsetzen zu können.
Eine Bürgerbefragung nach Vorbild der Nachbarstadt Braunschweig wurde kurzum beim Bürgermeister beantragt. Der Antrag, so der Wunsch der Linken, soll in der Sitzung des Rates am Mittwoch, 2. Februar, auf die Tagesordnung kommen. Wir alle dürfen gespannt sein, inwieweit die Wolfenbütteler CDU es hier mit ihrer Demokratie Ernst meint.
Stichwort: Befragung und Spaßbad -
Was können die Braunschweiger daraus lernen?
(Foto:www.waggum.de/bilder/waggum_de/volksfest_2010)
Nun aber könnten wiederum die Braunschweiger Bürger etwas lernen, denn in Braunschweig gibt es ja ebenfalls eine Debatte um ein so genanntes "Spaßbad" und den Erhalt diverser Freibäder, und da die Wolfenbütteler nun eventuell umfragen dürfen, wäre dies sicherlich auch für die Braunschweiger Bürger von großem Interesse. Daran könnte auch das neu entdeckte und verkündete Interesse des Braunschweiger Oberbürgermeisters wachsen, seinen Braunschweigern mehr Mitsprache, Teilhabe und Demokratie einzuräumen - nicht nur beim Stadionausbau sondern auch beim Erhalt der Freibäder.