VW-Betriebsratschef m"eckert"* über Grüne in Niedersachsen
Wir erinnern uns: Wenzel hatte erklärt, die Grünen wollten nach der gewonnenen Landtagswahl als Regierungspartei Einfluss auf Personalpolitik und Entwicklungen bei der Produktentwicklung hin zu umweltfreundlicheren Modellen beim Volkswagen-Konzern nehmen.
Der "Wirtschaftswoche" hatte er gesagt: "Ich würde mich freuen, wenn bei Volkswagen Frauen in Führungspositionen besonders gefördert werden und dabei auch im Aufsichtsrat Gleichberechtigung einkehrt." Osterloh erinnerte daran, dass bei VW schon lange "spezielle Karriereprogramme für Frauen" üblich seien. Fein, das wäre ja mal geklärt!
Der Betriebsrat des Autobauers Volkswagen ist "erzürnt über Äußerungen des niedersächsischen Grünen-Spitzenkandidaten Stefan Wenzel.
"Er hat mit einer gesunden Portion Halbwissen etwas erzählt", sagte VW-Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh am Donnerstag in Wolfsburg".
Und Osterloh kontert offenbar mit gleicher Münze zurück.
Osterloh sagte, "die niedersächsischen Grünen hätten bisher nie das Gespräch mit den Arbeitnehmervertretern gesucht".
NEIN, sowas!
Frage: Weshalb auch, die waren ja bisher weder im Aufsichtsrat noch an der Regierung. Aber jetzt, in Regierungsverantwortung und da Klimaschutz als auch Energeifragen zu den Hauptressorts der Grünen gehören, ist es doch nachvollziehbar, oder?
Und richtig ist doch auch, dass das Land Niedersachsen rund ein Fünftel der VW-Anteile hält, VW auch ein "VW-Gesetz" (Sonderrechte) gegenüber der Konkurrenten eingeräumt und bisher immer zwei Regierungsmitglieder in den Aufsichtsrat entsendet hat.
Osterloh: "Es gilt als sicher, dass der designierte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in das Gremium einzieht. Unklar ist, ob erstmals auch ein Grünen-Politiker in den VW-Aufsichtsrat geht. Wenzel selbst wird als Kandidat für das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium gehandelt".
Eben! Und was unklar ist, sollte man erst mal voll kritisch kommentieren.
Frage: Meint man etwa, mit der SPD weniger Frauenquote oder umweltfreundlichere Produktpolitik machen zu können?
Die SPD wird sich gewiss mächtig über die Aussage Osterlohs freuen, dass man sie für nachsichtiger und sogar entgegenkommender hält, was eine Befürwortung vom Erhalt des Status quo in den männlichen Chefetagen oder gar die Zurückhaltung umweltfreundlicher Modellpolitik betrifft, oder?
Man meint sich nur schwach zu erinnern, dass auch SPD für mehr Frauen in den Chefetagen war und auch für Energiewende und mehr E-Mobilität in unserer Region sowie für mehr Klimaschutz. Aber ich will mich da nicht festlegen.
Und dann am Ende muss selbst Osterloh nach seinem Vorgepoltere zur Frage eines Grünen-Politikers als VW-Aufsichtsrat nüchtern feststellen:
"Wenn die Parteien das beschließen, dann ist das so. Wir akzeptieren jeden, der kommt."
Fein, das ist doch mal sowas von souverän für ein Unternehmen mit Anteilen aus einem demokratisch geregeltem Volkseigentum!
Da jedoch SPD und Grüne in Niedersachsen erst bis zum 10. Februar ihre Koalitionsverhandlungen abgeschlossen haben, kann man natürlich jetzt schon gegen ein etwaig eintreffendes Aufsichtsratsmitglied (vom Volk beauftragter Vertreter) schießen, aber ob das Vollwissen ist und nicht auch ein wenig Halbwissen, steht dahin.
Aber es war ja Osterloh, der uns da sein Wissen mitteilt und der ist ja Betriebsrat, nicht VW-Chef. Er spricht ja eigentlich für Belegschaft und für uns als Niedersachsen, die ja immerhin noch mit 5 % Anteilseigner am Unternehmen sind.
meint
Ulensp!egel
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eckern
= eine Unterart des aus dem Tierreich übertragenen umgangssprachlich verwendeten Begriffes "meckern" im Hinblick des Äußerns von kritischen Bemerkungen.
Unter
eckern
versteht man eine herablassende, selbstgefällige Bemerkung (rhetorische Sprachfigur), die besonders in gewissen Thuner Chefetagen gepflegt wird, wenn man mit Bevölkerung und Bütteln zu reden glaubt.
Offenbar hält diese rhetorische Sprachfigur mehr und mehr Einzug in die Chefetagen anderer Konzerne.