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(taz)Castor-Sanitäter erheben Vorwürfe gegen Polizisten
Die ehrenamtlichen Sanitäter, die für die Atomkraftgegner bei den Castor-Transporten im Einsatz waren, haben schwere Vorwürfe gegen Polizisten erhoben. Bei einer Protestaktion in Leitstade hätten Polizisten verhindert, dass eine schwerverletzte Frau mit einem Oberschenkelbruch abtransportiert werden konnte, sagte die Sprecherin der Sanitäter, Gabriele Pelce, am Dienstag auf der Abschlusspressekonferenz der Bürgerinitiativen in Trebel. In derselben Gegend seien in Verbindung mit Aktionen der Gruppe "Castor schottern" Sanitäter, die deutlich kenntlich Verletzte versorgt hätten, selbst mit Polizeiknüppeln attackiert worden.
Am Dienstag seien zwei Kletterer, die sich nahe der Ortschaft Gorleben von Bäumen abgeseilt hatten, mit Pfefferspray heruntergeholt worden und dann noch am Boden mit Knüppeln traktiert worden, sagte Pelce gestützt auf Berichte der eingesetzten Sanitäter weiter. Sie kritisierte zudem den "inzwischen fast routinemäßigen Einsatz von CS-Gas und Pfefferspray", was Augenverletzungen hervorrufe. Insgesamt bewerteten Sprecher der Anti-Atom-Initiativen das Vorgehen der Polizei gleichwohl als in den meisten Fällen verhältnismäßig. (sfp)
www.sueddeutsche.de/politik/endlagerpruefung-angeordnet-salzstock-gorleben-erkunden-erlaubt-1.1021563Das niedersächsische Landesamt für Bergbau erlaubt die Erkundung des umstrittenen Salzstocks Gorleben. Die SPD sieht darin eine "unerträgliche Provokation".
Der Castor-Transport ist in Gorleben angekommen, doch die Frage, wo der Atommüll langfristig gelagert werden soll, ist noch lange nicht gelöst. Jetzt ist klar: Die Erkundungsarbeiten in Gorleben werden wieder aufgenommen. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Hannover hat den Sofortvollzug angeordnet: Es soll wieder geprüft werden, ob sich das ehemalige Salzbergwerk in Gorleben als Endlager eignet...
Anwohner, die evangelische Kirche und Atomgegner hatten vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg gegen die Wiederaufnahme der Erkundungsarbeiten für das mögliche Atommüllendlager in Gorleben geklagt. Diese Klagen hatten aufschiebende Wirkung. Mit Anordnung des Sofortvollzuges kann die Erkundung nun laut Sanders Sprecherin losgehen.
Die rot-grüne Opposition in Ton- und Granitformationen in Bayern oder Baden-Württemberg nach einem Endlager zu suchen. Das CDU-geführte Umweltministerium lehnt das ab: Eine Suche nach einem möglichen Endlager im Süden stehe nicht zur Debatte.
Die Wut der Menschen während des Castor-Transports richtete sich auch gegen die weitere Erkundung in Gorleben. Die Bundesregierung setzt weiter auf den Standort - und kann jetzt mit der Erkundung beginnen.
Quelle: WDRWDR Klartext
Demonstrieren für die Meinung der Mehrheit
Autor: Jürgen Döschner
Sie schlugen Polizisten – mit Strohsäcken, bewarfen Beamte – mit Erdklumpen. Sie setzten sich auf Straßen und Gleise und ließen dabei auch den einen oder anderen Schotterstein mitgehen. Sie provozierten Polizisten mit Trillerpfeifen und Gesängen. Ja, man kann den Demonstranten im Wendland so einige Missetaten vorhalten.
Doch die eigentlichen Übeltäter, die schlimmsten Provokateure, die saßen nicht auf Straßen und Schienen im eisigen Wendland, sondern in ihren warmen Büros in Berlin, Essen und Düsseldorf. Merkel, Röttgen und ihre Freunde in den Chefetagen der Atomkonzerne konnten sich an fünf Fingern ausrechnen, dass ihre in Hinterzimmern abgekartete Verlängerung der Laufzeiten für deutsche Atomkraftwerke ein Spiel mit dem Feuer ist. Für ein paar lumpige Milliarden Euro wurde der mühsam ausgehandelte gesellschaftliche Konsens über das Ende der Atomenergie leichtfertig über Bord geworfen.
Der tausendfache und teils radikalisierte Protest im Wendland ist die erste, aber sicher nicht die letzte Quittung für diese schändliche Politik. Diese Proteste waren in ihrem Ausmaß absehbar, verständlich und – abgesehen von einigen extremen Übergriffen – auch völlig gerechtfertigt. Und wie dumm oder ignorant muss ein Umweltminister Röttgen sein, der den Demonstranten vorhält, der Müll in den Castoren sei doch alt, und habe nichts mit der Laufzeitverlängerung zu tun. In einem einzigen Castorbehälter ist so viel radioaktives Material, wie bei der Katastrophe in Tschernobyl freigesetzt wurde. Allein diese Zahl macht die Dimension des Risikos Atomkraft deutlich. Und deshalb gingen die Menschen im Wendland auf die Straße.
Umfragen zeigen: Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland – übrigens auch die Mehrheit der CDU-Wähler – war und ist gegen die Verlängerung der AKW-Laufzeiten. Wir sollten den Tausenden, die rund um Gorleben friedlich demonstrierten, sich die eisigen Nächte um die Ohren schlugen, die Schikanen, Schläge und Strafen riskierten, danken – dafür, dass sie so mutig für die Meinung der Mehrheit demonstriert haben.
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