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15 Antworten - Rede und Gegenrede zur Landebahn

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14 Jahre 9 Monate her #1296 von Lord Schadt
In der Braunschweiger Zeitung findet sich heute mal wieder ein sehr einseitiger Artikel für den Flughafenausbau, in dem 15 Argumente der Ausbaugegner scheinbar widerlegt werden.

Was macht diesen Artikel so einseitig?

1) Wie sonst nur bei Werbeanzeigen üblich, wird kein Redakteur benannt. Vermutlich haben sich Ernst Johann Zauner und der Ralph Herbert Meyer zusammen gesetzt und ihr Traktat gegen die Flughafengegner verfasst. Auch die Protagonisten der Flughafengesellschaft, mit denen das 'Interview' geführt wurde, werden nicht namentlich erwähnt. Bullshit-Journalismus nennt man sowas.

2) Flughafengegner werden - wie so oft - in einen Topf geschmissen. Dass es sehr unterschiedliche Gruppen gibt, die aus wiederum sehr unterschiedlichen Gründen gegen den Ausbau protestieren, wird dabei nicht beachtet. Waggumer Bürger, die zum Beispiel nur gegen die Sperrung der Grasseler Straße protestieren, kommen gar nicht zu Wort. Auch die Einwendungen von Klaus Marwede gegen das Verfahren des Ausbaus werden nicht erwähnt.

3) Problematisch am Artikel ist, dass ausschließlich die Argumente der Flughafengegner (scheinbar) entkräftet werden. Guter Journalismus berichtet ausgewogen über Pro- und Kontra-Argumente. Durch die Form des Artikels ist das Ergebnis schon vorweg genommen. Dass es zum Teil auch gute Argumente gegen die Gegenargumente der Flughafengesellschaft gibt, wird gar nicht in Betracht gezogen.

4) Einige Argumente sind sehr schwammig gehalten: "Die Verlängerung der Start- und Landebahn ist zur Stärkung des Forschungsflughafens und des High-Tech-Zentrums in Braunschweig und aus Gründen der Flugsicherheit erforderlich." Eine solche Antwort hinterlässt mehr Fragen als Antworten. Was zur Hölle heißt "zur Stärkung erforderlich"? Welche High-Tech-Firmen benötigen die Erweiterung? Welche Forschung soll getätigt werden, die ohne Erweiterung nicht möglich ist? Welche Gründe der Flugsicherheit sprechen für den Ausbau?

Ebenso das Argument:
"Die Flughafengesellschaft ist nach dem Planfeststellungsbeschluss zu konkreten Ausgleichspflanzungen verpflichtet." Auch hier stellen sich Fragen ohne Ende. Wo finden die Pflanzungen statt? Wann findet sie statt? Wie lange dauert es, bis eine vergleichbare CO2-Reduktion durch die neuen Bäume entsteht?

Zum Teil sind die Argumente in sich schon widersprüchlich:
"Bislang wurden rund 18 000 Bäume gefällt. Weitere Bäume im Randbereich wurden mit der Hand gefällt." Was heißt hier "weitere Bäume"? 18 Tausend + x Bäume heißt definitiv mehr als 18 Tausend Bäume. Außerdem stellt sich hier die Frage, ob jemand die gefällten Bäume gezählt hat oder ob es ein Schätzwert ist. Dazu keine Angabe. Vermutlich auch keine Recherche. Ein Argument für die Bio-Tonne, wo jetzt vermutlich schon Tausende weitere Bäume liegen.

5) Es fehlt auch Argument 16 der Flughafengegner: "Die Berichterstattung der Braunschweiger Zeitung wird durch die Flughafengesellschaft erkauft. Objektive Berichterstattung und Meinungsbildung ist daher in der BZ nicht möglich."

Was steht zwischen den Zeilen?

Interessant am Artikel ist wieder einmal, was zwischen den Zeilen steht:
a) VW möchte den Ausbau, damit Manager 40 Minuten Fahrweg zum Flughafen nach Hannover sparen. (Die Rechnung der BZ mit 93 Kilometern zum Flughafen ist zwar richtig; es zählt jedoch beim Ausbau die Zeitersparnis, und diese beträgt nur 40 Minuten laut Routenplaner.)
b) Waggumer müssen ein verstärktes Flugaufkommen auch nachts befürchten. Zwischen 0 und 5 Uhr darf zwar durchschnittlich nur ein Flugzeug pro Woche starten. Der Durchschnittsbürger schläft jedoch in der Regel zwischen 22 und 7 Uhr.
c) Für den Wegfall der Grasseler Straße ist noch keine Lösung gefunden worden. Wie das "die vom Ausbau betroffenen Anlieger in Braunschweigs Norden beruhigen soll" (BZ), ist mir nicht verständlich.
d) Ich persönlich lese die Braunschweiger Zeitung hauptsächlich wegen des Lokalteils. Da jedoch täglich kostenfrei Werbeblätter in meinem Briefkasten landen, kann ich auf die BZ getrost verzichten. Werbung von Aldi, Penny und Real hat wenigstens den Vorteil, dass sie nicht den Anschein erweckt, journalistisch recherchiert zu sein.

Einen fröhlichen & erfolgreichen 50. Protesttag
wünscht
Lord Schadt

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