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Achtung - Baumkontrolle! - Oder Aktionismus pur

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14 Jahre 5 Monate her - 14 Jahre 5 Monate her #92 von Ulenspiegel
Nachgucken, was demnächst nicht mehr da ist


Querumer Forst - voher...

Biologen sind neuerdings unterwegs im noch stehenden Querumer Forstgebiet, auf der Suche "nach Fledermäusen und Siebenschläfern" (lt. BZ ) und dem, was demnächst Zerstörung anheimfällt, weil 60.000 Bäume einen bequemen Betonteppich für VW-Manager weichen müssen.


Nachher...

Die Flughafengesellschaft hat hierzu das Braunschweiger Planungsbüro "LaReG" (Landschaftsplanung, Rekultivierung, Grünplanung) mit den vorbereitenden Artenschutzmaßnahmen betraut, auch um die im Urteil genannten Auflagen mehr schlecht als recht erfüllen zu können.
Ist diese Schnellprüfung vorm Sägen-Einsatz auch wirklich sinnvoll oder mutet es eher wie Aktionismus an, um uns Bürger und Bürgerinnen zu beruhigen.

"Experten" sollen vor der Rodung noch mal schnell durchkontrollieren, wo im Querumer Forst alte Bäume stehen, um geschützte Arten zu schonen, so die "Expertin", Ann Claire Richter in der Braunschweiger Zeitung.



Es wird so getan, als hätte man keine Ahnung, was denn im Bestand dieses teilweise 250 Jahre alten Forstes eigentlich vorhanden ist. Nun müssen Naturkundler den Wald durchkämmen und es wirkt so, als sähen sie vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr.

Achtung, Baumkontrolle!
Vor der Rodung zur geplanten Landebahnverlängerung sollen die Biologen zudem untersuchen, ob geschützte Arten wie Siebenschläfer oder Fledermäuse gestört werden könnten.
Klingt absurd, wenn man bedenkt, dass hier 60.000 Bäume auf einer 100 Hektar großen naturgeschützten Fläche, der Tierwelt überhaupt die Chance gegeben sei, ungestört dort zu leben, das sind 1.000.000 m², die betroffen sein werden.

Mit dem Fällen der Bäume soll bereits im Januar begonnen werden. Fällarbeiten seien grundsätzlich nur vom 1. Oktober bis Ende Februar erlaubt, um auch nistende Vögel zu schützen, so begründet man das zeitige Fällen. Und um uns gänzlich zu beruhigen, erklärt Umweltplaner Martin Bröckling, dass alle Aktionen in enger Abstimmung mit der städtischen Naturschutzbehörde und dem Revierförster erfolgten. Also muss demzufolge alles in bester Ordnung sein.

Auch Alt- und Totholzbäume wurden inzwischen verzeichnet, heißt es. In diesen Bäumen seien Höhlen der Winterschläfer zu vermuten. 30 Bäume mit Unterschlupfmöglichkeiten seien entdeckt worden. Erstaunlich, wie wenig Tiere dort nisten, dabei kann jeder Spaziergänger zahlreiche Löcher in den Bäumen beobachten und von den unsichtbaren unterirdischen Nist- und Schlafhöhlen von Haselmaus, Siebenschläfer und diversen anderen Arten wie Hummeln, Käfer und Wildbienen redet man lieber mal gar nicht, weil man die eben nicht sieht und darum auch nicht mitzählt.

Wir spielen doch nur, wir tun doch nichts
Mit Kameras sei sogar in die Baumhöhlen geschaut worden, versichert man uns. Bäume, in denen sich Bewohner fänden, würden nicht gefällt, versichert man weiter. Wie, so frage ich mich, soll das möglich sein? Wollen die etwa die vorgesehene Landebahn um vereinzelte Bäume herumführen?
Diese Versicherungen können daher nur für einen kurzen Zeitraum - womöglich bis zur Ende der Winterruhe, also zur Murmeltierzeit im Februar, gelten. Dann werden die Tiere wach und verlassen zur Futtersuche ihre Wohnstätte und dann aber nix wie ran an den Stamm mit der Säge. Herr Bilch kommt zurück und findet nur noch die Abrissspuren seines einstigen Heims vor. Und Frau Fledermaus findet ihre Wohnstube gefleddert.

Glauben statt wissenschaftliche Fakten
Mit Glauben und Hoffnung machen sich die "Experten" ans Werk, wie die Aussagen in der BZ deutlich zeigen: "Ich glaube auch nicht, dass wir Bilche entdecken. Und wenn, werden es wohl weniger als fünf Exemplare sein."
Da kann ich sie alleine auf meinen Dachboden führen, da gibt es derzeit drei Bilche, die angelockt von meinem einzigen Haselnussstrauch, bei mir seit zwei Jahren regelmäßig ihre Winter verbringen. Vielleicht ziehen demnächst die Querumer Vertriebenen ebenfalls bei mir ein.

Späte Ruhe eingerechnet?
Außerdem führt der sehr milde Winteranfang jetzt im Monat November dazu, dass sich bei vielen Tieren die Winterruhe ja noch nicht eingestellt hat und deshalb später beginnen wird, was zur Folge hat, dass möglicherweise die Sägen während der verschobenen Ruhephasen schon am Baum nagen wird.

Am Ende sterben Wald und Tiere
Der Förderkreis Umwelt- und Naturschutz Hondelage unterstützt die artenschutzrechtlichen Aktionen zur Minimierung des Eingriffs auf die besagten besonders geschützten Arten und weist aber ausdrücklich darauf hin, dass durch die Maßnahmen nicht alle Tiere gerettet werden können.

So werden durch die Rodung viele Siebenschläfer, die im Boden überwintern, sicherlich umkommen. Das gleiche gilt auch für andere am Boden überwinternden Tiere, wie zum Beispiel Igel oder Wald- und Haselmäuse"

erklärt Gerd Hoppe und befürchtet darüber hinaus, dass die geplante Zahl an Nistkästen nicht ausreiche.

Für die im Frühjahr an der Hondelager Straße zwischen Hondelage und Bevenrode zu ihren Laichgewässern wandernden Amphibien gibt es durch den Ausbau der Landebahn zudem ein noch nicht gelöstes Problem, meint Hoppe. "Die Tiere wandern über die Hondelager Straße, die deshalb in der Vergangenheit gesperrt wurde. Da durch den Ausbau der Landebahn die Umleitungsstrecke entfällt, ist eine Sperrung wohl nicht mehr möglich", so Hoppe weiter.

Summa summarum eine recht dürftige Bilanz, die Experten und Umweltförderkreis hier verlauten lassen können. Mir scheint das genauso nützlich wie der manische Stadtputztag, die sich der Braunschweiger Oberbürgermeister alljährlich leistet...

meint Ulenspiegel
Letzte Änderung: 14 Jahre 5 Monate her von Ulenspiegel.

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  • bruno
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14 Jahre 5 Monate her #96 von bruno
Reine Beruhigungspillen, zu denen leider die Zeitung immer noch vonseiten der VW-Lobby benutzt wird.

Diese Zeitung nimmt zwar die wachsenden Bürgerproteste und die Sorge um Natur und Bäume in dieser Stadt offenbar wahr, klammert aber die Arbeit der Bürgerinitiativen immer noch weitgehend aus.
Man hofiert die vermeintliche Macht von VW oder traut sich einfach nicht, Klartext zu schreiben.

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  • camino
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14 Jahre 5 Monate her #98 von camino
VW will die biologische Vielfalt sichern, schreiben sie zumindest auf "Mission Statement"

Auszug:
Als globales Unternehmen setzt sich VW an allen seinen Standorten
gleichermaßen für die Belange des Artenschutzes ein.
Wir respektieren Sinn und Zweck von geschützten Biotopen.
Ausgewiesene Naturschutzgebiete und Nationalparks dürfen
wirtschaftlich nicht genutzt werden............
www.volkswagen.de/etc/medialib/vwcms/virtualmaster/de/Unternehmen/mobilitaet_und_nachhaltigkeit/downloads/artenschutz.Par.0001.File.pdf/Mission%20Statement%20Biodiv.pdf

Außerdem hat VW seine Liebe zum Planeten entdeckt:
www.volkswagen.de/vwcms/master_public/virtualmaster/de3/unternehmen/mobilitaet_und_nachhaltigkeit/management___daten/artenschutz/artenschutz_in_mexiko.html

... und den Schutz der Biologischen Vielfalt:
www.volkswagen.de/vwcms/master_public/virtualmaster/de3/unternehmen/mobilitaet_und_nachhaltigkeit/management___daten/artenschutz/artenschutz_als_weltgemeinschaftsaufgabe.html

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