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Braunschweig - original

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14 Jahre 4 Monate her - 14 Jahre 4 Monate her #193 von Ulenspiegel
Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes
Braunschweigs Geschichte und Braunschweiger Originale kriminell gut verpackt



Wir schreiben das Jahr 1754 - Braunschweig zur Zeit der Wintermesse. Am Collegium Carolinum, der Hohen Schule des Herzogtums, spukt es. Für den dortigen Direktor, den Abt Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem, ist das eine "peinliche Angelegenheit" neben jener, dass zugleich der Leichnam des Faktotums (Hausdiener) aufgefunden wurde. Peinlich deswegen, weil sich gerade das herzögliche Collegium dem Prinzip der Vernunft, des vernünftigen Denkens und Handelns verschrieben hatte. Wohlweislich musste der heilige Mann um Braunschweigs Rücksturz ins finsterste und abergläubigste Mittelalter fürchten. So sucht der offensichtlich überforderte heilige Mann den Fall zu vertuschen - vergeblich, wie die Geschichte zeigt und Braunschweig nebst Carolinum wird zum Gespött im gelehrten Deutschland.

;) Könnte zeitgenössisch sein, möchte man heute schmunzelnd meinen, ist jedoch, wie die Jahreszahl 1754 zeigt, eine alte Geschichte, die uns die Krimiautorin Isa Schikorsky so spannend erzählt.

Der Leser ziehet mit den Protagonisten auf Maskenbälle, höfische Feste, durch Saufgelage, Liebesleid und Intrigen im damaligen Braunschweiger Rokoko.
Dabei hält sich die Autorin auch an historische Fakten . Ein schön-schauriger Braunschweig-Krimi, der sich gerade anbietet unterm Weihnachtsbaum präsentiert und zwischen den Raunächten in der warmen Stube gelesen zu werden...

meint ein Lese-Narr


Kleine Kostprobe gefällig?

"Bis zum Carolinum waren es nur wenige Schritte. Hofmeister Zachariä marschierte mit der Laterne vorweg, Fritz und fünf seiner Kommilitonen folgten nach. Der Nachtwächter ließ sie passieren. Durch die Vorhalle und den Flur vor den Auditorien erreichten sie den Laubengang, der zu den Stuben im hinteren Trakt führte. Plötzlich schrie Zachariä auf.

Er blieb so unvermittelt stehen, dass Fritz beinahe gegen seinen Rücken geprallt wäre. Fritz machte einen Schritt zur Seite und dann sah auch er, was der Hofmeister gesehen hatte: Am Ende des Hofes stand eine Gestalt. Der grüne Schlafrock, die weiße Gesichtslarve und die weiße Nachtmütze leuchteten im Schein der Fackel, die die Gestalt in der Hand hielt. Fritz spürte, wie sich die Härchen an seinen Armen aufstellten, ein Eisschauer raste sein Rückgrat hinunter. Er spürte den schnellen Atem der anderen im Nacken, doch als er sich umdrehte, waren sie schon in den Laubengang zurückgewichen, wo sie sich eng aneinanderdrängten und starrten.

Zachariä hatte sich inzwischen darauf besonnen, dass er die jungen Herren beschützen sollte. Er riss die Laterne hoch und trabte zögernd los. Doch die Gestalt war fort. Nur die Fackel flackerte im Schnee weiter.

Fritz wurde unbeschreiblich wütend. Wer war dieser Possenreißer, der sich einen Scherz mit dem Carolinum erlaubte und alle in Angst versetzte? Er rannte Zachariä hinterher, hatte ihn bald erreicht und überholt. Beim Laufen spähte Fritz angestrengt, aber die Gestalt war in dem Durchgang, der zum Abtritt führte, verschwunden. Kurz bevor er die Fackel erreichte, hemmte etwas Weiches seinen Lauf. Fritz sah nach unten. Ein unförmiges Lumpenbündel lag dort. Zachariä kam heran und richtete die Laterne darauf. Jetzt war es Fritz, der schrie und schrie und schrie...."


Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes
von Isa Schikorsky
( Kartoniert)
Braunschweigkrimi. 240 S. 19 cm 204g , in deutscher Sprache.
2009 Leda Verlag
ISBN 3-939689-29-7
ISBN 978-3-939689-29-4 | KNV-Titelnr.: 22877167


Über die Autorin:
Isa Schikorsky, geboren 1954 in Helmstedt, absolvierte eine Ausbildung zur Hotelgehilfin, holte das Abitur auf dem Zweiten Bildungsweg nach und studierte dann Germanistik, Geschichte, Philosophie und Pädagogik und promovierte mit einer sprachwissenschaftlichen Dissertation.

Sie lebte zwanzig Jahre lang in Braunschweig, zwei in Hamburg und wohnt und arbeitet seit 1989 in Köln. Das besondere Interesse der Germanistin und Historikerin gilt der Geschichte der Technischen Universität Carolo Wilhelmina in der Gründungsphase. Sie verfasste neben wissenschaftlichen und journalistischen Texten unter anderem eine Biografie über Erich Kästner und einen "Schnellkurs Kinder- und Jugendliteratur".

Isa Schikorsky arbeitet als Dozentin für kreatives Schreiben, freie Lektorin und Autorin in Köln. Sie veranstaltet Schreibseminare und Schreibreisen, leitet Werkstätten zum literarischen und kreativen Schreiben sowie Seminare zum wissenschaftlichen Schreiben. Desweiteren hält sie Vorträge zu Themen der Literatur und Literaturgeschichte, arbeitet als Schreibcoach für Verlage, Institutionen und Autoren und ist als Rezensentin für das Literaturjournal "Lesart" tätig

"Abt Jerusalem und die Hohe Schule des Todes" ist ihr zweiter Kriminalroman.


> Internetseite von Isa Schikorsky
Letzte Änderung: 14 Jahre 4 Monate her von Ulenspiegel.

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