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Schmerzvolle Erinnerung mit Roselies teilen

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8 Jahre 7 Monate her #10588 von Rosenbaum
Roselies und KUFA (neues Kultur- und Bildungszentrum) am Freitag 11.9. ab 15 Uhr im Kulturausschuss

- unter anderem gibt Dezernentin Hesse einen Bericht von der Reise nach Roselies/Belgien und das Landesmuseum referiert das Ergebnis der (über) einjährigen Forschung zu den (seitens identitätsstiftender Kreise relativierten) Kriegsverbrechen auch Braunschweigischer Regimenter von vor 101 Jahren.

Das Belgische Nachrichtenportal flanderninfo.be hat hiesiges Herumeiern wohl im Auge:

"Der Kaiser und der Herzog forderten auch von den „92er“ ein hartes Vorgehen beim Durchmarsch durch Belgien gen Frankreich.

Wenn es sein musste, auch gegen die Zivilbevölkerung.


... nach heutiger Lesart waren die dortigen Vorgänge Kriegsverbrechen.
Das allerdings sahen die Nazis anders und nannten eine Kaserne nach der geschundenen belgischen Stadt.
Auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Name der Ortschaft Roselies in Braunschweig z.B. für die Benennung eines Neubaugebietes genutzt - offenbar ohne große Sachkenntnis zu dem Geschehen im August 1914."
(siehe: deredactie.be/cm/vrtnieuws.deutsch/I.WK/1.2423673 )


Wer mag, sehe sich am Freitag ab 15 Uhr im Großen Ratssitzungssaal an, wie ernst es hiesiger Politik und Geschichtsforschung (Braunschweigisches Landesmuseum) mit einem Neuanfang und mit einer Erinnerungspartnerschaft mit Roselies ist.

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8 Jahre 7 Monate her #10606 von Rosenbaum
Eine lange und qualifizierte Sitzung des Kulturausschusses führte zu wichtigen Einsichten und brachte auch noch eine interfraktionelle Beschlussfassung über einen zu schaffenden Ort der Erinnerung für Roselies.

Ausführlich hatte der Historiker Dr. Zimmermann des Braunschweigischen Landesmuseum seine akribisch aufgearbeiteten Abläufe des 21.,22. und 23. August 1914 rund um Roselies referiert und weitere Fragen aus allen Fraktionen beantwortet:

Ja, Erschießungen von Zivilisten in und um Roselies haben stattgefunden.
Ja, es waren - auch nach damaligem internationalem Recht - Kriegsverbrechen.

Nun ist es an der Kulturverwaltung der Stadt, diese Erkenntnisse auch z.B. für die im Roselieser Neubaugebiet plazierte Garnisonstafel umzusetzen.

Schließlich wollen alle Fraktionen demnächst Gäste aus dem Belgischen Roselies im hiesigen Baugebiet gleichen Namens empfangen, ohne sich für alte Nazi-Propaganda schämen zu müssen.

Gerade noch rechtzeitig konnten Peinlichkeiten in einer städtischen Pressemeldung zum Roseliesbesuch korrigiert werden!

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8 Jahre 7 Monate her #10607 von Rosenbaum
Nach Offenbarung der schmerzlichen Erkenntnisse im Kulturausschuss, dass die herzöglichen Truppen im 1. Weltkrieg Kriegsverbrechen im Belgischen Roselies begangen haben, steht der Ehrenhain im Zwielicht.

Wurde die Stadt mit den Ehrensteinen hinters Licht geführt?

Die ausweichende Antwort der Kulturdezernentin auf eine Frage der BIBS-Fraktion nach der Schutztruppe Deutsch-Südwest und nach der Garde Maschinengewehr-Kompanie (v.Wrangel im 1.Weltkrieg) offenbartein Dilemma für die Stadt.
Beim Aufstellen der Steine auf öffentlichem Grund waren sie den Ratsgremien nicht explizit genannt worden:

Die Schutztruppe Deutsch-Südwest und Garde Maschinen-Gewehr-Abteilung 1 sind also auf dem Gedenkstein der „Traditionsverbände des Panzerbataillons 24“ auf einer Tafel mit sieben weiteren militärischen Einheiten integriert.
(Stellungnahme der Kulturverw. vom 11.9.2015, Nr.15-00503-01)

Also gegenüber den Ratsgremien nicht genannt, sondern "integriert" - also vor den Ratsgremien versteckt.

Welch eine Überraschung!

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8 Jahre 7 Monate her - 8 Jahre 7 Monate her #10608 von Rosenbaum
(Achtung: Rekonstruktion meines Beitrages nach versehentlicher Löschung!)

Nach Offenbarung der schmerzlichen Erkenntnisse im Kulturausschuss, dass die herzöglichen Truppen im 1. Weltkrieg Kriegsverbrechen im Belgischen Roselies begangen haben, steht der Ehrenhain im Zwielicht.

Wurde die Stadt mit den "Ehrensteinen" hinters Licht geführt?

Spätestens die ausweichende Antwort der Kulturdezernentin auf eine Frage der BIBS-Fraktion nach der Schutztruppe Deutsch-Südwest und nach der Garde Maschinengewehr-Kompanie (v.Wrangel im 1.Weltkrieg) im letzten Kulturausschuss am Freitag offenbart ein Dilemma für die Stadt.
Beim Aufstellen der Steine auf öffentlichem Grund waren zwei belastete Verbände den Ratsgremien nicht explizit genannt worden:

Die Schutztruppe Deutsch-Südwest und Garde Maschinen-Gewehr-Abteilung 1 sind also auf dem Gedenkstein der „Traditionsverbände des Panzerbataillons 24“ auf einer Tafel mit sieben weiteren militärischen Einheiten integriert.
(Stellungnahme der Kulturverw. vom 11.9.2015, Nr.15-00503-01)


Also gegenüber den Ratsgremien nicht genannt, sondern "integriert" - also vor den Ratsgremien versteckt.

Welch eine Überraschung!

Keine "Ehren"steine

Die "Garnisonsstadt" ist nun nach den neuen schmerzlichen Ergebnissen für Braunschweig eine doppelte Bürde (zweiter und nun auch noch 1. Weltkrieg mit Kriegsverbrechen).

Die Traditionslinien der Steine im "Ehrenhain" laufen dagegen ungebrochen von der Bundeswehr zurück über 2. und 1.Weltkrieg bis zur Schwarzen Schaar mit ihrem Totenkopf und gefährden damit nicht nur das Bundeswehr-Bild des demokratischen Deutschland nach ´45 (und noch deutlicher das des Bürgers in Uniform), sondern auch ganz aktuell die spezielle städtische Erinnerungspartnerschaft mit dem Belgischen Ort Roselies.

Vor Eintreffen des Gegenbesuches aus Roselies/Belgien müssen wohl noch einige Steine aus dem Wege geräumt werden.[/size]
Letzte Änderung: 8 Jahre 7 Monate her von Rosenbaum.

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8 Jahre 7 Monate her - 8 Jahre 7 Monate her #10611 von Rosenbaum
Heute berichtet auch die BZ im Lokalteil zu den Ergebnissen der über einjährigen Forschung der Historiker.

Das Ergebnis der Historiker führte dann im Kulturausschuss zur einmütigen und einstimmigen Annahme eines interfraktionellen Antrages - fußend auf den BIBS-Antrag -
im Baugebiet Roselies einen Erinnerungsort zu schaffen.

siehe dazu auch: www.bibs-fraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF/Statement_2015_09_14_Roselies.pdf

Historiker berichten von Kriegsverbrechen in Roselies
Die Forschungsgruppe des Landesmuseums legt ihren Bericht über die Ereignisse vom 22. August 1914 vor.

Von Henning Noske
Braunschweig. Eine Forschungsgruppe des Landesmuseums hat herausgefunden, dass Soldaten des Braunschweigischen Infanterieregiments (IR) 92 vor 101 Jahren am 22. August 1914 im Zusammenhang mit dem Gefecht um das belgische Roselies Kriegsverbrechen begangen haben. Während der Kämpfe habe ein Offizier des IR 92 im nördlich von Roselies liegenden Tergnee zwölf Gefangene - zehn Zivilisten und zwei französische Soldaten - erschießen lassen, so Historiker Ole Zimmermann auf Anfrage unserer Zeitung. "Wahrscheinlich aus Vergeltung."

Der Bericht der Historiker Christina Erkelenz, Wulf Otte und Ole Zimmermann an Landesmuseumschefin Heike Pöppelmann spricht von massiven Kriegsverbrechen, die Soldaten des IR 92 in Tergnee und Roselies verübten:

Neben der genannten Erschießung handelte es sich um Plünderungen, die Zerstörung von zivilem Eigentum, das Schießen auf flüchtende Zivilisten mit Todesfolge.

Im Bericht heißt es wörtlich: "Alle genannten Verbrechen waren weder durch das Kriegsrecht gedeckt, noch geschahen sie aus Unachtsamkeit - alle Verbrechen wurden vorsätzlich und in voller Kenntnis der Handlungen begangen. Keiner der beteiligten Soldaten wurde für die begangenen Taten belangt." [...]

epaper.bzv-service.de/index.php?jahr=2015&monat=09-September&tag=17&ausgabe=BZ&ressort=Gesamt&seite=15.5380651.d&seitenID=5380651.html

(... leider nur über bezahlten Internetzugang lesbar...)


BIBS-Delegation beim Eintreffen in Roselies/Belgien am 22.8.2015
Letzte Änderung: 8 Jahre 7 Monate her von Rosenbaum.

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8 Jahre 7 Monate her #10612 von klartext
Herzlichen Glückwunsch an die Historiker des Landesmuseums.
Vor allem aber auch an den Braunschweig-Spiegel, der viele der nun vom Landesmuseum präsentierten Fakten und Quellen bereits in den letzten Monaten aufgearbeitet hatte.

Welch ein Rückschlag für die Kulturpolitik im Braunschweiger Rathaus, war nicht gerade noch mit dem Kulturprojekt 1913 das Herzogpaar um die Kaisertochter Victoria-Luise gefeiert worden?

Jetzt deutet sich der nächste Rückschlag an:

Der Schwarze Herzog – doch kein Held! (1)

Veröffentlicht am Mittwoch, 16. September 2015
Geschrieben von Andreas Matthies

Die doppelte Klitterung: Der Schwarze Herzog“ als "Held" vor dem "Schloss"
War der „Schwarze Herzog“ nun ein Held oder nicht?
Die Ausstellung des Landesmuseums beantwortet diese Frage klar: ...
www.braunschweig-spiegel.de/index.php/politik-2/kultur/6177-der-schwarze-herzog-doch-kein-held-1

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