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Wann darf eine Kulturstiftung ihr anvertraute Kulturgüter vernichten?

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14 Jahre 2 Monate her - 14 Jahre 2 Monate her #1509 von Redaktion
** This thread discusses the content article: Wann darf eine Kulturstiftung ihr anvertraute Kulturgüter vernichten? **

Die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz verwaltet Wald- und Kulturgüter in größerem Umfang.

Per Stiftungsgesetz und von Alters her sind diese Stiftung und die sie verwaltenden Organe der Bewahrung von Kultur, der Pflege und der nachhaltigen Bewirtschaftung der überkommenen Güter, Wälder und Ländereien verpflichtet.

An der weitgehenden Abholzung des Querumer Forstes scheiden sich nun die Geister auch innerhalb der Stiftung.

Ging es dabei bislang um die Bewahrung hochgeschützter Natur, so kommen jetzt auch noch denkmalgeschützte Wölbäcker hinzu.

Der Stiftungsrat mit seinen insgesamt 15 Mitgliedern hat dazu nun Post von der Bürgerinitiativen-Fraktion aus dem Rathaus bekommen.

Nach einer Beschreibung, worum es bei dem Kulturgut der Wölbäcker geht, mündet der Brief an die 15 Stiftungsratsmitglieder und -mitwirkenden sowie an den Direktor der Stiftung mit der Aufforderung:

"Der Verlust historisch alter Waldstandorte und kulturhistorischer Wölbäcker kann nur durch die „Nullvariante“ vermieden werden. Eine Kompensation für die einmal vernichteten Wölbäcker ist nicht möglich!
Hiermit möchte ich Sie um Nachprüfung bitten, wo genau sich Wölbäcker auf Ihren Stiftungsflächen befinden.
Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die kulturellen und historischen Belange des ehemaligen Landes Braunschweig zu wahren und zu fördern. In diesem Sinne appelliere ich an Sie, dafür einzutreten, dass die Wölbäcker im Sinne Ihrer Stiftungsaufgabe geschützt und erhalten bleiben."

Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz
Direktor Tobias Henkel

Cc Mitwirkende/Mitglieder des Stiftungsrates
Löwenwall 16
38100 Braunschweig

Braunschweig, 17. März 2010

Wölbäcker in den Stiftungswäldern der SBK

Sehr geehrter Herr Henkel,
sehr geehrte Mitglieder und Mitwirkende des Stiftungsrates,

wir möchten Sie auf einzigartige Kulturdenkmale aufmerksam machen, die sich im Norden Braunschweigs, insbesondere im Querumer Forst sowie auf Stiftungsflächen der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz befinden.
Diese so genannten Wölbäcker, auch Ackerhochbeete oder Hochäcker genannt, werden durch die geplante Erweiterung des Flughafens Braunschweig- Wolfsburg bedroht.

In einigen Bereichen des Querumer Forstes, westlich von Hondelage sowie südwestlich von Waggum, wurden Hoch- und Wölbäcker des 14., 15. und 16. Jahrhunderts als Relikte kulturhistorischer Bewirtschaftungsformen festgestellt. Somit weist der Querumer Forst, durchgehend bewaldet seit 1780, als Element der historischen Kulturlandschaft eine besondere Bedeutung auf.

Wölbäcker sind nach § 1 des niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes (NDSchG) "zu schützen, zu pflegen und wissenschaftlich zu erforschen. Im Rahmen des Zumutbaren sollen sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden."

Wölbäcker sind in der Regel etwa 1-2 Ruten breite, zur Mitte hin aufgewölbte Ackerbeete des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Sie setzten den Beetpflug voraus und bewirkten eine bessere Entwässerung der Ackerstreifen. Entstanden sind sie durch das Hochpflügen des Ackerbodens zur Mitte des Ackerbeetes hin.

Durch die Verlängerung und Verbreiterung der Start-/Landebahn auf 2300 Meter, den Bau einer Parallelrollbahn, der Erweiterung des Vorfeldes, der Parkplatzflächen und der Straßenbaumaßnahmen würde es zu Flächenversiegelungen, die zu einem vollständigen Verlust der Bodenfunktionen
führen, kommen. Durch die Flughafenerweiterung würden damit kulturhistorische Waldstandorte des Querumer Forstes verloren gehen. Bei der Realisierung der so genannten „Nullvariante“ wären keine Auswirkungen auf Kultur- und Sachgüter zu erwarten.

Wölbäcker befinden sich nach der Niedersächsischen Denkmalkartei (nach Schreiben der BezReg. vom 25.07.2002:

- Östlich und südöstlich der Flughafengebäude auf einer Fläche von ca. 1300 x 600 m (bis auf Randstreifen, die im Zuge der Verbreiterung der BAB A2 überbaut wurden, allerdings nicht genau vermessen),

- Im Forstort „Waterföhren“ nordwestlich von Hondelage zusammen mit Grabhügeln.

Die in der Umweltverträglichkeitsstudie dargestellten Standorte und Größen der Wölbäcker orientieren sich an alten Informationskarten. Weitere und konkretisierende Erhebungen, auch zu Triften, waren im nachfolgenden Planverfahren mit der Bezirksregierung, Dezernat 406 (Denkmalpflege) abzustimmen.

Diese Erhebungen in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde reichten dabei offenbar nicht aus:
Im Planfeststellungsbeschluss zur Flughafenerweiterung wurde nämlich zur Auflage gemacht, die Lage und Ausdehnung der Wölbäcker vor Baubeginn genau zu kartieren und dokumentieren (vgl. Punt 2.5.1. Planfeststellungsbeschluss).

Noch einmal möchte ich festhalten: Der Verlust historisch alter Waldstandorte und kulturhistorischer Wölbäcker kann nur durch die „Nullvariante“ vermieden werden. Eine Kompensation für die einmal vernichteten Wölbäcker ist nicht möglich!

Hiermit möchte ich Sie um Nachprüfung bitten, wo genau sich Wölbäcker auf Ihren Stiftungsflächen befinden. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die kulturellen und historischen Belange des ehemaligen Landes Braunschweig zu wahren und zu fördern.
In diesem Sinne appelliere ich an Sie, dafür einzutreten, dass die Wölbäcker im Sinne Ihrer Stiftungsaufgabe geschützt und erhalten bleiben.

Mit freundlichen Grüßen
Peter Rosenbaum,
Ratsherr der Bürgerinitiative Braunschweig im Rat der Stadt

Letzte Änderung: 14 Jahre 2 Monate her von Redaktion.

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14 Jahre 2 Monate her #1510 von bruno
T´schuldigung, aber was für eine (blöde) Frage!

Die Herren und die eine Dame als Sachwalter für Natur, Geschichte und Kultur haben dafür zu sorgen, ja sogar zu kämpfen, dass diese schlimmen Entscheidungen zur Vernichtung des Querumer Forstes umgehend ausgesetzt und rückgängig gemacht werden, sonst haben sie ihr (Kultur)Dasein verraten und verkauft.

Schlimm genug, dass sich solche Leute wie Gropper (Staatstheater), Huck (Kulturverein Salve Hospes), Hesselbach (TU Braunschweig) oder auf Landesebene Frau Schwandtner (Kultusministerium) dafür hergeben, die doch eigentlich wegen der Kultur in dieser Kulturstiftung sitzen.

Die können sich doch nicht ständig darauf rausreden, dass sie nichts wussten, dass sie vom OB´ersten Kulturbanausen missbraucht worden sind
:angry: :evil:

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