C_Mann schrieb:Rechenkunststück
Nee, Daniel, du musst die offiziellen Angaben bloß richtig kombinieren, dann kommst du den wahren Zahlen ein gutes Stück näher...
R.-H. Meyer sagt, die Hälfte der Protestierer seien innerhalb des Zauns gewesen.
www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2048/artid/11635150
Nach Lehmanns Sprachrohr Jürgen Sperber "drangen gut 150 Personen in den umzäunten Bereich ein".
www.presse-service.de/data.cfm/static/753073.html
Die andere Hälfte wartete demnach draussen.
insgesamt waren wir also 300
Wir fühlen uns, mit Verlaub, geschmeichelt...
Sollte es die Polizei da noch wagen, der eigenen Obrigkeit zu widersprechen?
Wir empfehlen: besser nicht.
C.M.
Ja, geschmeichelt fühlen allemal.
Zum einen, weil der Protest und auch dessen Ablauf offenbar die verantwortlichen Politiker unserer Stadt immens zu treffen scheint. Da wird medial wie pressetechnisch mächtig herum gewirbelt, wie wir erkennen.
Sonst hält man ja eher Ignorieren für die beste Strategie, diese Bürger"anwandlungen" herunter zu spielen, mit dem Versuch, sie im Keime zu ersticken. Offenbar hat die Art und Weise des Bürgerprotestes, der jetzt über Waggums, Querums und Braunschweigs Grenzen hinaus befördert wurde, zu einem Strategiewechsel in den OBeren Rängen geführt. Das ist schon mal was, und das könnte uns schmeicheln. Bürger werden also nicht nur herausgepickt und kriminalisiert, sondern man muss damit auch zugeben, dass man erzürnt ist und den Bürgerwillen jetzt sogar wahr genommen hat.
Kriminalisierung von Bürgern befördert Widerstand
Zum anderen geschieht folgendes: Die vielen verantwortlichen Beteiligten sprechen sich offenbar nicht so gut ab, wie es eine erfolgreiche Strategie verlangen würde. Das Herauspicken einzelner führt gegenwärtig gerade zum Gegenteil, anständige Bürger und Bürgerinnen samt Kindern mögen sowas gar nicht. Schließlich hat man ihnen jahrelang weis gemacht, dass alles demokratisch zu laufen hat und das Demonstrations- wie auch das Versammlungsrecht gelte.
Durch die strafrechtliche Verfolgung verschärft sich der Widerstand offenbar noch. Hinzu kommt, dass man die Zahl der engagierten Bürger, die sich tagtäglich den Allerwertesten abfrieren gering schätzt - im wahrsten Sinne des Wortes!
Zahlenspiele zeigen lediglich Geringschätzung
So kommt es zu differierenden Zahlenangaben. Und C_Mann hat das mit seiner o.g. Rechnung gleich klar gestellt. Es muss logischerweise mehr als 300 Bürger gegeben haben, die gegen die Waldvernichtung sind. D.h, der Widerstand ist weitaus größer als zugegeben. Um so arroganter wirkt die Geringschätzigkeit, die mit diesen Zahlenspielereien zu tage kommt.
Ungereimtheiten auch bei der Definition von "Fällung" und "Rodung"
Noch vor einigen Tagen hieß es, dass die Naturzerstörung im Querumer Forst keine "Rodung" - d.h. Ausrottung mit Stumpf und Stiel - darstellen würde, man spielte - merkwürdig beflissen, den Bürger über das wahre Ausmaß der Aktion hinzuhalten - mit Begrifflichkeiten. Nannte das ganze verharmlosend "Fällung", was am Ende doch auch bedeutet: Es wird kein Baum mehr stehen - ob mit oder ohne Wurzel!
Zeigt es doch, für wie blöd man den Bürger im eigentlichen Sinne hält. Nun - aktuell:
Was denn nun - Fällung oder Rodung?Wegen Behinderung der Fällarbeiten: Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen elf Personen eingeleitet
Braunschweig. Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen elf Personen und zwei Straftatbestände, die an die Staatsanwaltschaft übergeben wurden, das ist die ungewöhnliche Bilanz nach knapp einem Monat Rodungsarbeiten im Querumer Forst zur Erweiterung der Landebahn des Flughafens. [...] Die Störungen der Arbeiten waren nicht hinnehmbar, so Lehmann. „Die Rodungsarbeiten setzen schließlich geltende Rechtslage und wirtschaftliche Rechte eines Unternehmens (Flughafen GmbH) um.“
Dies teilte heute der Erste Stadtrat Carsten Lehmann (CDU) mit.
Offensichtlich ist er mit vorhergehenden offiziellen Definition "Fällung" statt "Rodung" nicht ganz eingeweiht gewesen.
Wenn jedoch die "Rodung" hier als geltendes Recht von Lehmann verteidigt werden, weshalb war dann vor einigen Tagen diese Rodung abgestritten und als Fällung ausgerufen worden?
Auch Hofberichterstatter Ralph-Herbert Meyer tut es dem Pressesprecher der Stadt gleich, spricht erst noch von "Fällarbeiten" und vertut sich in mehreren Zahlenbeispielen.
Gestern gab es die zweitgrößte Demonstration gegen die Verlängerung der Start- und Landebahn am Flughafen seit Beginn der Fällarbeiten im Querumer Forst am Morgen des 8. Januar.
Etwa 100 Gegner protestierten nach Polizeiangaben gegen den Ausbau. Rund die Hälfte von ihnen besetzte zwischenzeitig das Baufeld. Die Fällarbeiten mussten kurz unterbrochen werden. Die Veranstalter der Demonstration sprechen von 180 Teilnehmern.[...]
Demzufolge also 50 im Baufeld.
Den Angaben der Demonstranten zufolge dann 90 im Baufeld.
Lehmann sprach von 150, demnach also 300. Wow! Jawohl, es ist die zweitgrößte Demo geworden, ganz wie Meyer es zu Anfang behauptet hat. Also mehr als die 200 beim letzten Mal. Stolz können wir sein!
Dann spricht auch Meyer von Rodung:
[...]Danach folgt das Roden der Wurzeln. Der Zeitplan sieht dafür die Monate von März bis Juni vor. [...]
Offiziell wird jetzt also doch einvernehmlich von Rodung gesprochen. Unglaubwürdig damit die vorangegangenen Versuche, die ganze Rodungsaktion herunter zu "fällen".
Und damit hat Lehmann in einer Äußerung völlig Recht: "Wie soll Politik da Vorbildcharakter für junge Leute haben?“
Sollen die etwa lernen, wie man andere ignoriert, klein redet, Halbwahrheiten von sich gibt, keine Verantwortung übernimmt? Sind das etwa Lehmann'sche Werte?
Drohungen und Waldzerstörer agieren mit "Waldgesetz"
Die Stadtverwaltung habe das Eindringen in den Sicherheitsbereich als Verstoß gegen das Niedersächische "Waldgesetz" und das Versammlungsgesetz daher konsequent geahndet und werde das weiter tun, heißt es in der Pressemitteilung an uns, das Volk. Da erdreistet man sich sogar mit einem "Waldgesetz" zu wedeln, dort, wo bald von "Wald" keine Rede mehr sein kann. Und das nur, um dort zu roden oder zu fällen mittels juristisch absurder Verdrehung der Tatsachen, die dort täglich geschaffen werden.
Wieviele Bäume denn nun?
Wie bekannt, sind derzeit 60.000 Bäume vorgesehen, die gerodet und gefällt werden sollen. Die verantwortlichen Politiker und Initiatoren dieser Abholzungsaktion redeten auch hier die Zahl herunter; sprachen von lediglich 18.000 Bäumen, die für die Startbahnverlängerung weichen müssten.
Meyer spricht in seinem Artikel von bisher 16.000 Bäumen, die gefällt wurden:
Die Harvester haben nach Angaben der Flughafengesellschaft bislang rund 16 000 Bäume gefällt. Dabei handelte es sich überwiegend um so genanntes Stangenholz. Betroffen waren in erster Linie recht junge Eichen und Buchen, weniger Eschen und Birken.
Es sollen hierbei
nur junge Bäume gefallen sein.
Die Bilder zeigen anderes > siehe Webalbum Wolfgang Buechs
Ein Harvester hat seine Arbeit bereits beendet, betont Meyer. Der zweite Harvester werde bereits am Montag abgezogen. Wenn das wahr ist, müssten dann noch 2.000 Bäume wegrasiert werden, damit die städtischen Angaben "18.000" stimmte. Dann müssen die stärkeren Bäume - also 2.000 - im Randbereich per Hand gefällt werden.
Wir sollten nun mit dem Zählen jedes einzelnen Baumes beginnen - bei 2.000 müsste dann Schluss sein!
Dies wäre zu dokumentieren und zu kartieren. Das beauftragte Forstunternehmen schätzt, dass das Fällen spätestens am 15. Februar abgeschlossen sein wird. Das heißt, am 15. Februar müssten 2.000 Bäume - gemäß der offiziellen Angaben seitens der Verantwortlichen - gefallen sein, wenn man der öffentlichen Verlautbarung trauen kann. Da müsste pro Tag 125 Bäume fallen, d.h. mit insgesamt 350 Baumfällern pro Tag (2 Mann sind Pflicht, glaube ich, bei solchen "schwierigen" Fällungen) im Einsatz. Na dann, wir werden sehen, ob das so kommt.
Ab dann, nur mal der verqueren Logik der Stadt folgend, dürfte dann ja kein einziger Baum mehr fallen!
Mal sehen, ob auch das nicht schon wieder gelogen ist...
meint Ulensp
egel