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Mit NS-Akten gegen Minna Faßhauer?

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11 Jahre 6 Monate her #8035 von Rosenbaum
Oberbürgermeister Hoffmann lehnt eine Ehrung Minna Faßhauers u.a. mit Bezug auf Informationen aus Nazi-Akten aus den 30er Jahren ab.

In einer offiziellen Mitteilung - von Hoffmann am 10.9.2012 (Drucksache 12543/12) selbst verfasst und unterschrieben - begründet er die Ablehnung der Verwaltung bzgl. eines linken Antrages von vor einem Jahr, Minna Faßhauer offiziell zu Ehren und dafür ein Konzept zu erarbeiten.
Interessanterweise begründet er dies u.a. mit Zitat aus "Faßhauers Gefängnisakte aus den 1930er Jahren", wonach sie in die Nähe terroristischer Gewalt gerückt wird ("Dynamitverbrechen").

Die genaue Jahreszahl wie die genaue Quelle hat Hoffmann nicht angegeben, obwohl er mit Gänsefüsschen zitiert. Das muss der OB nun für den nächsten Kulturausschuss nachliefern, wohin sein Elaborat hinüberwiesen wurde.

Unwidersprochen blieb allerdings die Nachfrage von Udo Sommerfeld, dass es sich doch um die Prozeß-Akten aus dem Jahre 1935 handeln müsse.

Weiterhin führt Hoffmann in seiner "Mitteilung" gegen Minna Faßhauer ins Feld, "daß sich Minna Faßhauer bis zu ihrem Tode mit der Partei [KPD] und ihren Zielen voll inhaltlich identifiziert, also mit vollem Gewußtsein einer verfassungsfeindlichen Partei in der Bundesrepublik Deutschland angehört und von dieser sich nie distanziert hat." (Hoffmann´s Mitteilung Drucksache 12543/12, obwohl öffentliche Mitteilung nicht im Ratsinfo-System eingestellt)

Der Oberbürgermeister führt in seinem Papier erläuternd weiter aus: "Und bei dieser Betrachtung ergibt sich eindeutig, dass sie als Mitglied der KPD auch nach 1945 in der Bundesrepublik in einer Partei und Organisation geblieben ist, die auch die neue Demokratie und Verfassung aktiv, aggressiv und denunziatorisch bekämpft hat. Folgerichtig hat das Bundesverfassungsgericht im Jahre 1956 die KPD als verfassungsfeindlich verboten." (Hoffmanns Mitteilung Drucksache 12543/12, ebd.)

Elke Flake hakte nach, dass doch Minna Faßhauer bereits 1949 verstorben sei, wie könne man sich dann gegen sie auf ein KPD-Verbot von 1956 beziehen?

Spannende Fragen, oder?
Vor allem: angesichts niemals erfolgter Distanzierung Hoffmanns von der NPD kann er folgerichtig nur noch hoffen, dass die NPD niemals in der BRD verboten wird...

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  • bruno
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11 Jahre 6 Monate her - 11 Jahre 6 Monate her #8040 von bruno
Das Thema nachträglicher Distanzierung hätte sich Hoffmann vielleicht lieber nicht leisten sollen.

Hat er doch gerade den fürstlichen Bräutigam von 1913 hervorgehoben, den er für die teuren Feierlichkeiten gewürdigt sehen möchte, mehr noch als die Kaisertochter Victoria-Luise, so wird Hoffmann jüngst zitiert:

Mehr als Victoria Luise interessiert ihn dabei deren Ehemann: „Wie hat Ernst August eigentlich regiert? Was hat er bewirkt?“
www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/ausstellungen/jetzt-schlaegt-s-13-der-tanz-am-abgrund-id762621.html


Nun schimmert auch da die weiße Weste etwas bräunlich.
Ernst August hat sich nach 1945 in Verhören der Alliierten nicht klar von der Naziherrschaft distanzieren wollen, wird in einem Buch des Fürsten-Enkels Heinrich von Hannover offenbart.

In einem FAZ-Artikel vom 1.3.2012 zur Vorstellung des Buches "Kaiserkinder" (Verleger: Prinz Heinrich von Hannover, Enkel des zu feiernden Bräutigams) ist Folgendes wörtlich zu lesen:

"Das Buch beschönigt nicht die Verquickung Einzelner mit dem Nationalsozialismus.
Ernst August habe sich vor der Spruchkammer des Internierungslagers, abgebildet 1948, uneinsichtig gezeigt."

www.faz.net/aktuell/gesellschaft/neuer-bildband-der-kuenftige-kaiser-ist-kopiert-11668995.html


Da stellt sich doch die Frage:
Welchen Vorbildern eifert also Herr Hoffmann immer noch nach ?
Letzte Änderung: 11 Jahre 6 Monate her von bruno.

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11 Jahre 6 Monate her #8043 von bruno
Bei der Verächtlichmachung von Minna Faßhauer steht Hoffmann nicht alleine.
Auch in den Ausführungen in der Familienchronik des Hauses Borek aus dem Jahre 1968 ging man diskriminierend mit der ersten Kultusministerin Deutschlands um, weil sie politisch verabscheut wurde :

Die Geschehnisse in Braunschweig während der Revolution sind bekannt. Schneider Merges war Präsident, eine Scheuerfrau Kultusminister usw. Die Matrosen hatten das Schloß besetzt und hausten darin ein halbes Jahr.
Erst die Truppen von Merker räumten mit der Bande auf. Ich war zufällig dabei, als man die rote Fahne vom Schloß herunterholte und die scharz-weiß-rote ...
(Quelle: Richard Borek, Die Geschichte der Familie Richard Borek, Verlag Richard Borek, 1968, Kapitel 30. Juni 1874 - 13. Mai 1947, Kaufmann in Braunschweig... S.90)

Bereits im anderen Thread hatte ich darauf Bezug genommen:
www.braunschweig-online.com/bibs-forum/48-artikel-der-startseite/7487-borek-macht-private-stadtgestaltung--nun-auch-mit-eigener-statue.html#7501

Es ist doch immer wieder interessant, wie hier themenübergreifend die Stadtpolitik zwischen Hoffmann und Borek läuft: hier die verunglimpfende Ablehnung von Minna Faßhauer bei gleichzeitiger Würdigung des letzten Fürsten mit bekleckerter Weste.

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11 Jahre 5 Monate her - 11 Jahre 5 Monate her #8152 von Nachtschatten
Nun melden sich die Linken, auf braunschweig-spiegel zu Wort.

Keine Ehrung von Minna Faßhauer Aufgrund von Nazi Akten!

"...Die Verwaltung konnte Ihre eigene Mitteilung nicht erläutern..."
Sie brauchten bis vor kurzem, ja auch nur vorlesen, was OB Hoffmann diktierte :laugh:.
Danke fürs Nachfragen!

Und wie "bruno" in diesem Thread schon schrieb:

Es ist doch immer wieder interessant, wie hier themenübergreifend die Stadtpolitik zwischen Hoffmann und Borek läuft: hier die verunglimpfende Ablehnung von Minna Faßhauer bei gleichzeitiger Würdigung des letzten Fürsten mit bekleckerter Weste.

Und ich gehe noch weiter, die sollten sich bei der SPD schämen, das sie einen Kriegstreiber Ehren wollen!
Die SPD spottet dabei, ihren eigenen Wurzeln.
Glaubwürdig geht anders!
Das die CDU diesen Fürsten und seine Fürstin Ehren will, spricht für sich, sie stehen ja bekanntlich auf Führung und Borek braucht einen Grund, eine neue Münzreihe prägen zu können. [/size]
Letzte Änderung: 11 Jahre 5 Monate her von Nachtschatten.

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11 Jahre 5 Monate her - 11 Jahre 5 Monate her #8161 von Nachtschatten
Letzte Änderung: 11 Jahre 5 Monate her von Nachtschatten.

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11 Jahre 4 Monate her - 11 Jahre 3 Monate her #8232 von Nachtschatten
Nun denn, die Verwaltung wurde von VA in der letzten Sitzung gebeten, eine Aufarbeitung der Biografie von Minna Faßhauers unter Hinzuziehungen von Fachleuten vorzunehmen:

"...Dazu teilte die Stadt BS Referat für Wissenschaft und Stadtarchiv/ Fr. Hesse folgendes mit: Die Verwaltung hat den Direktor für BS Regionalgeschickte, Herrn Prof. Biegel, um eine Anfertigung einer schriftlichen Einschätzung zur historischen Einordnung und Bewertung von Leben und Werk Minna Faßhauers geben..."

Zu der gesamten Mitteilung: ratsinfo.braunschweig.de/index.php?site=fulltext&action=openblob_treffer_to&type=pdf&id=7549&idx=0&source=Mitteilung&&showto=1&db_database=0

Dafür bekommt Hr. Biegel 3.000 Euro.
In anderen Städten werden Menschen geehrt, weil sie für Ihre Überzeugungen waren im KZ waren, in BS wird man auf Grund "dessen" oder was die NS dort "in Verhörenen herausfanden" abgelehnt!

Mal nebenbei:
Eigentlich dürften diese Ausgabe übel aufstoßen.
Sagt doch Hr. Stegmann gerade:
das der Haushalt schwer belastet ist!
www.braunschweig.de/politik_verwaltung/nachrichten/143010100000203108.html

Oder meine er damit die verdeckten Schulden die noch auf uns Braunschweiger Bürger zukommen, die Hoffmann und seine Verwaltung schön gerechnet haben ;-).

Oder er könnte er auch die „hoch herzogliche Kriegsverehrer Hochzeits Verehrungs Feier“ meinen, die mit 1,2 Milionen bezahlt wird?

Ich für meinen Teil, habe jetzt angefangen mich über Minna Faßhauers Leben und Wirken selbst zu informieren und könnte sie für mich als eine Leitfigur für BS vorstellen!
Schließlich wirkte sie in Braunschweig als Frauenrechtlerin, erste Frau im "Ministerrang", Kriegsgegnerin und wurde vom Naziregim verfolgt.

Doch die Verwaltung der Stadt Braunschweig sieht sich trotz der nachhaltig feststellbaren Mermale und Umstände, die eine Person erfüllen muß um geehrt zu werden und die alle auf Minna Faßhauer zutreffen, nicht in der Lage ein Konzept zu erarbeiten, in dessen Folge Minna Faßhauer geehrt werden kann!

Und wenn der halbe Berliner Platz schon umbenannt werden sollte (wie Hr. Hoffmann es unverständlicher Weise "fordert" - vielleicht als wahnwitziges Leckerli f. d.SPD?), was ich persönlich für absolut überflüssig halte, sollte diese Frau mit Ihren Namen als Namensgeberin, den Berliner Platz ersetzen.
Weil diese Frau hat einiges für die BS- Frauen gemacht.

Um einiges mehr, als ein Kriegstreiber, wenn wir nächstes Jahr unser "herzögliche Disneyland Feier" bekommen!
Steht Minna Faßhauer doch für die Einführung des Frauenwahlrechtes und ist die erste Frau die überhaupt einen Ministerposten bekleidete!
Das nenne ich mal ein Vorbild für Braunschweig-der?

Aber mal sehen, was der Hr.Hoffmann nahe (?!) Hr. Biegel draus macht?[/size]
Letzte Änderung: 11 Jahre 3 Monate her von Nachtschatten.

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