Deutschland hat schon Super-Stars:
GRÜNE im Bundestag - Babettchen wird wohl Mitarbeiterin des Monats für die Verbreitung von nicht beabsichtigten Rundmails
Das Bildungskonzept der Politik schlägt zurück.
Die folgende Email sorgte für Aufdeckung der wichtigsten Sicherheitslücke im Deutschen Bundestag:
Sehr geehrte Frau Abgeordnete, sehr geehrter Herr Abgeordneter, sehr geehrte Damen und Herren, eine neue Ausgabe des Kürschners Handbuch “Gesetzliche Grundlagen, Geschäftsordnungen. Deutscher Bundestag – Bundesrat – Bundesregierung” ist eingetroffen.
Einzelexemplare können Sie jederzeit im Informationsbüro im Paul-Löbe-Haus (Zi. 5.042) erhalten, größere Mengen bestellen Sie bitte ausschließlich über den gewohnten Warenkorb im Intranet bzw. Internet.
www.btg-bestellservice.de/index.php?sid=3e4da37f47da6feec17b2b887da9cca2&navi=1&subnavi=50&anr=10037720
Deutscher Bundestag
Referat IO 2
Öffentlichkeitsarbeit
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
netzpolitik.org/2012/spas-im-bundestag-das-kurschnergate/
Diese Mail wurde per "cc" an rund 4.000 Empfänger verschickt. Klasse eine technische Höchst-Leistung! Aber das war weniger beabsichtigt.
Grünen-Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl antwortete als erste auf die Rundmail mit diesem Inhalt:
Liebe Britta,
wenn Ihr Euch eindeckt, bringt Ihr mir eins mit?
Danke und herzliche Grüße
(Name geschwärzt)
Babette Schulz, eine Mitarbeiterin der Abgeordneten Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), bat am Morgen eine Kollegin, ihr ein Exemplar des neu erschienenen Bundestagshandbuch, des "Kürschners", mitzubringen. Aus Versehen verschickte sie jedoch die Mail in Kopie ("cc") an alle Adressaten im Bundestagsverzeichnis - vom Minister bis zum Pförtner.
Offenbar waren der grünen Mitarbeiterin weder die Funktion "cc" ganz bewusst, noch die Folgen. Anfangs war sie allen Ernstes der Meinung, dass sie auf empörte und weniger empörte RE-Mails der unfreiwilligen Adressaten noch antworten müsse. Aber dann entwickelte alles eine ungeheure Eigendynamik, denn auch die anderen Fraktionen scheinen kaum Ahnung vom Emailversand geschweige denn -sicherheit zu haben.
Etwas Positiv-Effekt hat die Sache dann doch noch: Endlich kommunizieren die über viele Standorte und Fraktionen verteilten politischen Mitarbeiter mal miteinander. Vielleicht entsteht daraus ja ein Soziales Netzwerk? Erste Mailinglisten sind vielleicht schon in Planung.
Da sind nicht nur Grüne mit ganz viel keine Ahnung
Hunderte der von Babettchen Angemailten fühlten sich angesprochen und antworteten - wieder im Riesen-Verteiler! Der Schneeball-Effekt war nicht mehr aufzuhalten, der Bundestag elektronisch außer Rand und Band. Immer mehr Nonsens wird versendet ("Ich grüße meine Mutti"), andere antworten mit Wetterberichten: "In Hannover-Linden sind drei Grad, es ist trocken und leicht bewölkt."
Ja, zu lachen gab es allerhand. Im Kurzmitteilungsdienst Twitter häuften sich die amüsierten Kommentare mit den Hashtags (Schlagwörtern) #Babette und #Kürschnergate - gebildet aus Kürschner, dem Bundestagshandbuch und Watergate, dem Inbegriff peinlicher Pannen. Ein Ende ist nicht in Sicht, da dies passend zur Mittagspausenzeit angefangen hat. Erwartungsgemäß steigen spätestens Morgen noch die Wahlkreisbüros ein.
Mittlerweile informiert die IT-Abteilung des Deutschen Bundestages:
Aus gegebenem Anlass wird hiermit daran erinnert, dass EMail-Verteiler ausschließlich für dienstliche Zwecke zu verwenden sind. Aufgrund des derzeitigen Mißbrauchs des EMailsystems können Zustellverzögerungen von bis zu 30 Minuten auftreten.
Mit freundlichen Grüßen
XXX
Referat IT 1
Mitarbeiterin des Monats
"Es ist halt passiert", sagte Schulz gegenüber Nachrichtenagentur dpa. Gelacht hätte man viel darüber. Viele hätten ihr auch parteiübergreifend Verständnis bekundet - es habe sogar den [url=http://www.weser-kurier.de/Artikel/Ratgeber/Multimedia/523534/Babette-tritt-E-Mail-Lawine-im-Bundestag-los.html
]Vorschlag gegeben, sie zur Mitarbeiterin des Monats zu wählen[/url]. Dies sollte man unbedingt tun. Ist es nicht toll, wenn ein Mitarbeiter in einer wichtigen Funktion die Sicherheitsschwächen und -lücken innerhalb einer für das Land systemrelevanten Behörde aufdeckt?
Hhmhh, das dürfte in diesem Fall die Weiterbildung der Mitarbeiter sein?
PR-Beratung - Doofheit wird entschuldigt, Beschiss ebenso
Der Hamburger PR-Berater Markus Mayr schrieb in Anlehnung an ein Jesu-Zitat im Neuen Testament: "Wer nie eine E-Mail an alle geschickt habe, werfe den ersten Stein." (dpa)
Damit ist der PR-Berater ganz auf Linie, der sollte Wulff beraten: "Wer noch nie einen 560.000 EUR-Hauskredit erhalten hat, werfe den ersten Schein!"
Gruß
Helmhut