Braunschweiger Videobeiträge "Klimaschutz" - Anregungen und Kritik
Erst einmal freut es mich, dass sich Luzi und ein weiterer engagierter Braunschweiger Bürger so engagiert haben
und auf die Schnelle ein paar Beiträge geschaffen haben, die auf das Thema "Abholzung und Klimaschutz - und die VW-Waldvernichtung" in unserer Region hingewiesen haben.
Dafür gebührt zum einen ein klares Lob für die Mühe und die Arbeit.
Danke auch camino für den Link-Wink, wo sich denn jetzt die Braunschweiger Clip-Beiträge zum Thema "Klimaschutz" befinden, das ist ja unabdingbar, wenn man die Leute informieren möchte und vermeiden will, dass die Beiträge überhaupt nicht zur Kenntnis genommen werden.
Wie erreicht man Zielgruppen?
Wenn man allerdings auf die Seite "Illner" kommt, springt einem jedoch ein anderer Clip ins Auge und zudem eine Rangliste von anderen "Bürgerbeiträgen" am rechten Rand der Seite. Dort jedoch ist der Braunschweiger Beitrag auch nicht zu finden, eine Scrollmöglichkeit gibt es auch nicht, so dass nur einige Beiträge von anderen Leuten zu sehen sind.
Erst wenn man weiter unten die Seite betrachtet, findet sich der Braunschweiger Beitrag, gut und markant mit einem witzigen Konterfei Hoffmanns zu sehen. Optisch auffällig inmitten der anderen, hierfür ebenfalls ein Lob. Allerdings muss man diesen Beitrag schon finden wollen, d.h. man muss wissen, dass es ihn überhaupt gibt.
Fazit: Damit ist die eigentliche Zielgruppe, nämlich eine breitere Öffentlichkeit, eigentlich nicht erreicht worden. Es sind nur wieder jene erreicht, die ohnehin bereits darüber Bescheid wissen und wussten und auch wissen, dass es die Beiträge dazu bei Illner gibt.
Ferner wurden auch in der TV-Talkshow Illners die Beiträge überhaupt nicht gezeigt, so dass auch hier keine breitere Öffentlichkeit angesprochen werden konnte. Warum nicht?
Thema (ein wenig) verfehlt?
Das Thema der Illner-Sendung lautete vorrangig:
"Klimaschutz" - und nicht Abholzung! Die Sendung war also gezielt anlässlich des bevorstehenden Klimaschutzgipfels in Kopenhagen platziert. D.h. es ging vorrangig, und das war logisch im Vorfeld bereits erkennbar, nicht um irgendwelche Waldvernichtungen und auch nicht schwerpunktmäßig um Automobilhersteller, die gegen den Klimaschutz arbeiten.
Es ging dafür umsomehr um Energie (Atom- wie erneuerbare und auch kurz um Kohle) und um die Vermeidung von CO2-Emissionen.
Gästeliste beachten!
Dass es also weniger um VW gehen würde und demzufolge das Braunschweiger Thema in einer 45-minütigen Sendung nicht zur Sprache kommen würde, war von vorneherein klar, deshalb hat m.E. der schöne Beitrag irgendwie das Thema der Talkrunde etwas verfehlt und wurde deshalb womöglich nicht gesendet - nicht wie Luzi weiter oben andeutet, weil der Beitrag etwas zu "professionell" angelegt war.
Denn der Beitrag war nicht so professionell, wie hier gemeint wird. Er war meiner Meinung nach nicht ganz passend in seinen Inhalten und seiner Themenstellung.
Als Gäste waren unter anderem Bernotat (e-on-Chef) und der neue Umweltminister Röttgen (CDU) geladen. Die restlichen Gäste, wie oft bei Illner, lediglich Dekoration, um eine gewisse Pluralität zu präsentieren. Eigentlich sollten hier nur der Stromriese e-on und die neue Richtung der Regierungspolitik mittels Minister Röttgen vorgeführt werden.
Demzufolge war doch glasklar, dass es um Waldvernichtung kaum gehen würde, sondern um AKW-Laufzeitverlängerung, "Brückentechnologie" und den Kopenhagener Klimaschutzgipfel und um die Darstellung der handelnden Regierungspolitiker wie Röttgen und evt. auch Merkel, die gar nicht als Talkgast anwesend war.
Fazit: An einer echten Debatte waren die Talk-Macher nicht echt interessiert, sonst hätte man diesen beiden Protagonisten, die sich eindeutig nicht für Klimaschutz einsetzen, nicht so viel Raum und Redezeit zugeteilt.
Anna, die niedliche Klimaschützerin und Umweltaktivistin erntete zwar Beifall, aber das wohl mehr, weil sie gerade heraus war und kämpferisch Bernotat öfter ins Wort fiel, der in satter Zufriedenheit seinen Sessel wärmte.
Die Gästerunde erschien mir - angesichts des wichtigen Themas "Klimaschutz" völlig unausgeglichen. Bernotat und Röttgen beherrschten die Runde mit ihren Worthülsen und faselten von "Brückentechnologien". Nur die Frage, wohin denn die Brücke führe und dass man Brücken in die richtige Richtung bauen müsse, ließen sie offen und auch Illner überging diese wichtige Frage. Dafür gab sie ausreichend e-on und Röttgen das Wort.
Welche Spots oder Clips bevorzugt?
Illner läuft ja bereits einige Zeit und wer genau verfolgt hat, welche Clips denn seither stets eine gute Chance auf Sendung hatten, wird bemerkt haben, dass "professionelle" Formate eher weniger eine Chance hatten.
Von daher hätte der Braunschweiger Clip durchaus gute Chancen gehabt, einem breiten Fernsehpublikum vorgestellt werden zu können!
Allerdings waren die Inhalte, wie bereits oben geschrieben, für genau diese Sendung nicht geeignet. VW war nicht Thema, mit Opel hatte man kurz die Abwrackprämie, die soziale Komponente, die Finanzkrise, die Elektroautoentwicklung und auch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz gebündelt. Das reichte. Mit VW wären soziale Komponente und Thema Krise eher zu kurz gekommen. Also sorgt ein Programmregisseur eher dafür, dass er mit einem Stichwort möglichst viele aktuelle Komponenten in die Sendezeit bekommt. Opel war da also geeigneter. Hätte man vllt. beachten sollen, wenn man sich das Thema und die Gästeliste genauer angesehen hätte.
ILLNER - da bin ich skeptisch!
Ob diese Talkshow der richtige Ort ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Sich aber vorzumachen, dass dort wirklich alle politisch brisanten durchdiskutiert und echt angegangen würden, wäre blauäugig.
Bisher ist mir aufgefallen, dass die Maybritt zwar vordergründig freche Fragen stellt (und das macht sie so erfolgreich!), jedoch ihre Gäste aus regierungskritischen Orgs kaum zum Reden kommen lässt, weil sie ihre Fragen geschickt mehrheitlich an die Politiker oder Wirtschaftsfachkräfte stellt, so dass diese sich oft über Gebühr breiter äußern können als die GegnerInnen der jeweiligen Mainstreamthemen.
Oft auch lädt man leider dazu auch mehr oder minder Leute ein, die ein wenig spinnert, wenig redebegabt und recht laienhaft wirken, was am Ende beim Zuschauer die Wirkung
hervorruft, dass die "komischen Typen" ohnehin polemisch seien und kaum Ahnung hätten und am Ende der Gesprächstenor eher auf der Seite der Politik und der Wirtschaft liegt, so dass mehrheitlich deren Statements beim Zuschauer hängenbleiben.
Ein Clip für das Format "Illner“
Desweiteren sollte man auf die Tendenz Illners, möglichst straffe, kleine Beiträge mit einem gewissen laienhaften Darstellungsprofil achten. D.h. ein Beitrag, der für Illner zugeschnitten ist, müsste
1. mit einer Kurzdarstellung eines Sachverhaltes beginnen
2. und mit einer prägnanten Frage
(möglichst sogar persönlich an einen der anwesenden Talkgäste) enden.
Das Profil sollte - rein in der äußeren Form - eher ansatzweise laienhaft rüberkommen, Aufnahme vor Landschaft oder am PC vor der PC-Cam aufgenommen sein, weil Illner ja damit "Bürgernähe" demonstrieren möchte.
Das hat der Braunschweiger Beitrag zwar im Ansatz eingehalten, jedoch mal wieder mit dem ulkigen Vorspann einer Luziefer-Production, was m.E. völlig unnötig war. Besser wäre ein Abspann in dezenter Präsentation gewesen, weil das seriöser wirkt. Aber halb so schlimm, der Clip wird ja meist von Insidern gesehen werden. Professionell ist anders.
Wenn man die Waldvernichtung zum Thema macht, muss auch der gefährdete schöne Wald mit ins Bild, meine ich. Im Clip ist lediglich ein ferner Randstreifen von Grün zu sehen, den man als Wald ausmachen kann. Dazu gehört ein Schwenk auf die jetzige trostlose betonierte Landebahn dort, damit deutlich wird, wie's nach der Abholzung dann dort aussehen wird. Das zeigt eindrucksvoller, was vorgeht, als 1000 Worte.
Medium Film adäquat nutzen
Die 1000 Worte waren zudem in der Tonqualität leider mal wieder auch nicht so toll. Das Medium "Film" sollte auch dementsprechend in all seinen Möglichkeiten genutzt werden, wenn man denn schon filmt. Kopfbilder (meint sprechende Köpfe im Bild) sollten eher wenig vorhanden sein, dafür mehr Schwenks auf die Dinge, die Inhalt des Gesprächs sind. Parallel zum Schwenk kann ja der sprechende Kopf weiter kommentieren, um was in der Botschaft geht, ohne, dass er die ganze Zeit im Bild ist, dazu gibt es ja die Vertonung.
Aufnahme und der Redner sollten vom Outfit eher bürgernah wirken, der Kommentator aber wirkt unausgeschlafen und auch wenn er noch so sehr die Wahrheit sagt, er muss Sympathien wecken und "wach" wirken, weil damit klar werden soll, man weiß, von was man spricht. Das Gesagte, das muss Hand und Fuß haben, angesichts der Kürze, die dieser Spot haben muss, damit er in die Sendung kommt.
Von daher hätte man hier einiges für das nächste Mal ein wenig umzustellen, denke ich.
Alles in allem aber, eine fleißige Arbeit, die da geleistet wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Botschaft über diese greengewashte Firmenpolitik VWs möglichst viele erreicht...
meint Ulenspiegel