FB Finanzen (FB20)
Drucksache 14286/15
Datum 09.03.2015
Freizeit- und Erlebnisbad „Wasserwelt Braunschweig“
Baukostenentwicklung, Besucherresonanz sowie neue Tarifstruktur
Nach Eröffnung der „Wasserwelt Braunschweig“ am 14. Juli 2014 gestaltet sich die wirtschaftliche Entwicklung schwierig.
Gründe hierfür liegen – neben den aus verschiedenen Gründen eingetretenen Baukostenerhöhungen – insbesondere in einer deutlichen Verfehlung der geplanten Besucherzahlen sowie in einer eher negativen Außenwahrnehmung.
Es sind insofern Maßnahmen entwickelt worden, die dieser Entwicklung entgegenwirken und zur Steigerung der Besucherzahlen, Verbesserung der Kundenzufriedenheit und somit auch zu einer nachhaltigen Ergebnisverbesserung beitragen sollen.
In der heutigen Pressekonferenz der Stadtbad-GmbH werden neben den festgestellten Baukosten und Besucherzahlen auch die ergriffenen Verbesserungsmaßnahmen vorgestellt und ein Ausblick auf künftig noch zu erwartende Aktivitäten gegeben.
Im Einzelnen:
I. Baukostenentwicklung
Unter Bezugnahme auf die bisherigen Mitteilungen zur Baukostenentwicklung des Freizeit-bades (s. Drucks.-Nr. 13272/13 und 13583/14) wird mitgeteilt, dass von dem mit der Projekt-leitung und –steuerung beauftragten Ingenieurbüro ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH abschließend ein Projektbudget von 35,37 Mio. € errechnet wurde.
Diese Bausumme kann sich bei Anrechnung der für durchsetzbar gehaltenen Regressforderungen der Stadtbad-GmbH in Höhe von 0,65 Mio. € gegenüber am Bau beteiligten Vertragspartnern noch auf 34,72 Mio. € reduzieren.
II. Besucherresonanz
Die derzeitige Entwicklung erfordert einen positiven Imagewandel, der durch ein Maßnahmen-bündel zur Kundengewinnung und zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit erreicht werden soll. Hierzu hat die Gesellschaft eine veränderte Tarifstruktur entwickelt, die neuen Tarife sollen ab Mitte März 2015 gelten. Parallel hierzu sind zielgerichtete Marketingaktivitäten sowie eine aktive Pressearbeit der Gesellschaft vorgesehen.
III. Verbesserungsmaßnahme neue Tarifstruktur
Ein Kernpunkt der Verbesserungsmaßnahmen bildet eine neu entwickelte Tarifstruktur, mit der die erkannten Schwächen und Kritikpunkte der Besucher aufgegriffen und zum großen Teil beseitigt werden.
Die von der Gesellschaft entwickelte neue Tarifstruktur basiert insbesondere auf folgenden Änderungen:
- Entfall des Parkplatzentgelts für Sauna- und Badegäste, Fremdparker zahlen
weiterhin 5,00 € pro Stunde
- Verlängerung der Karenzzeit beim 1-Std.-Tarif um 15 Minuten (neu gesamt: 30 Minuten)
- Entfall des bisherigen 2-Std.-Tarifs
- Reduzierung des Preises der Tageskarte von 8,20 € auf 5,90 € (ermäßigt: von 6,00 €
auf 4,50 €)
- Neueinführung einer Familientageskarte zum Preis von 17,00 € (2 Erwachsene + 2 Kinder,
bzw. 1 Erwachsener + 3 Kinder), für jedes weitere Kind werden 4,00 € erhoben.
Weitere Einzelheiten ergeben sich aus der Pressemitteilung der Stadtbad-GmbH, die als Anlage beigefügt ist.
I. V.
gez.
Geiger
Anlage
Stadtbad BraunschweigSport und Freizeit GmbH
Stadtbad GmbH will schlechtes Image aufarbeiten
und mit vielen Veränderungen Besucherzahlen steigern
Tageskarte künftig billiger,
Familienkarte wird eingeführt
und Parkgebühren entfallen
Die Besucherzahlen sind in den Hallenbädern 2014 mit 580.000 im Vergleich zu 600.000 im Vorjahr zwar fast konstant geblieben, der Zuwachs, der mit der Eröffnung der Wasserwelt erwartet wurde, hat sich jedoch nicht eingestellt.
„Der Geschäftsverlauf der Wasserwelt kann nicht zufriedenstellen.“
Dieses Resümee zog Geschäftsführer Jürgen Scharna rund ein halbes Jahr nach Eröffnung des Freizeitbades im Juli 2014 in einer Pressekonferenz.
Als Ursache sieht Scharna ein großes Imageproblem. „Dieses Bad ist viel besser als sein Ruf“, betonte der Geschäftsführer. „Deswegen sind eine veränderte Tarifstruktur und zielgerichtete Marketingaktivitäten erforderlich, um einen besseren Zuspruch zu erreichen. Damit kommen wir auch vielen Kritikern entgegen.“
Nach Scharnas Angaben liegen die Besucherzahlen über die gesamte Angebotspalette Schwimmbad, Kurse, Schul- und Vereinsschwimmen und Sauna gerechnet am 31. Dezember deutlich hinter der Prognose
zurück. Enttäuschend sei die Zahl von nur 95.500 Badbesuchen, denn über einen Zeitraum von sechs Monaten sei mit rund 150.000 kalkuliert worden, und erst Recht die Zahl der Sauna-Besuche, die rund 14.500 statt der prognostizierten 45.000 betrug.
Die niedrige Zahl der Kurse - 3.200 Kursteilnehmer statt der erwarteten 25.000 - erkläre sich daraus, dass das Aktivbecken häufig von Schulen und Vereinen belegt war.
„Ich halte die Prognosezahlen nach wie vor für erreichbar“, betonte Geschäftsführer Scharna. „Deshalb werden wir schon Mitte des Monats ein ganzes Maßnahmebündel an Veränderungen vornehmen.“ Dazu gehöre auch die Gestaltung der Tarife, die aber immer auch eine Gratwanderung sei. Scharna: „Sie ist eine Optimierung im Zielkonflikt zwischen möglichst geringen Preisen und einem möglichst geringen Defizit – denn Gewinn kann man mit einem öffentlichen Bad ohnehin nicht machen.“
Dabei habe sich die Stadtbad GmbH auch an den Preisen im Umland orientiert.
Danach können Sauna- und Badegäste künftig frei parken, denn so Scharna: „Die Parkgebühren haben viele von einem Besuch abgehalten“. Ferner wird erstmals eine Familientageskarte angeboten. Und auch der Zwei-Stunden-Tarif entfällt. Für die, die schnell ihre Bahnen ziehen wollen, gibt es dann nur noch den Ein-Stunden-Tarif mit 30-minütiger Karenzzeit, für alle anderen eine verbilligte Tageskarte, die statt 8,20 Euro nur noch 5,90 Euro kostet. Scharna: „Das sind gerade einmal 90 Cent mehr, als für die bisherige Zweistundenkarte bezahlt werden muss, und rechnet sich durch den Wegfall der Parkgebühren auch für den, der bisher noch den alten Tarif in Anspruch nimmt.“ Die Sauna wird für Kinder vom dritten bis 16. Lebensjahr von 16 auf 10 Euro ermäßigt, Studenten zahlen 12 Euro.
„Die schlechte Besucherresonanz spiegelt sich auch in der Bilanz des Bades wider“, fuhr Scharna fort. Während der Aufwand im erwarteten Rahmen geblieben sei, fielen die Erträge mit rund 1,2 Millionen Euro um rund 1,9 Millionen Euro geringer aus als vor Betriebsaufnahme erwartet.
Das Bad sei schon vor der Grundsteinlegung mit schweren Hypotheken belastet worden, sagte Scharna. Als Beispiele nannte er Kritik an der beabsichtigten Schließung alter, nicht zeitgemäßer Bäder, gerichtliche Auseinandersetzungen, Baufirmen, die schlecht gearbeitet haben, langanhaltende Bauarbeiten direkt vor der Tür an der Hamburger Straße, die das Bad fast abriegelten - und immer wieder Baukostenerhöhungen trotz Einschaltung renommierter Ingenieurgesellschaften und Bauunternehmen.
Das mit der Projektleitung und –steuerung beauftragte Ingenieurbüro ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH habe weitere Kostensteigerungen errechnet, fuhr Scharna fort. Danach würden nach Vorlage aller Schlussrechnungen die Baukosten von rund 32 Millionen Euro (Stand März 2014) auf 35,37 Mio. Euro steigen. Entgegen stehen für durchsetzbar gehaltene Forderungen der Stadtbad GmbH von 650.000 Euro, so dass sich Baukosten von 34,72 Mio. Euro ergeben. „Das ist nach jetzigem Kenntnisstand der maximal mögliche Betrag.“ Die Mehrkosten erklärten sich aus Nachträgen und Ersatzvornahmen – angefangen von Mehrkosten, die auf Rechenfehler in Leistungsverzeichnissen beruhen, aber nicht schadenersatzfähig sind bis zu unumgänglichen Mehrfachbeauftragungen (z.B. Putzerfirmen) wegen Firmeninsolvenzen und nicht vorhersehbarer Kosten wegen Bauzeitverschiebung und Bauzeitverlängerung.
„Dieses Bad ist mit seinen großen Vorzügen bei den Braunschweigerinnen und Braunschweigern noch nicht im Bewusstsein verankert“, sagte der Stadtbad-Chef. „Das wollen wir ändern. Es gibt einen großen Nachholbedarf im Marketing.
Daher wollen wir mit Aktionen Anreize schaffen, damit sich möglichst viele ein Bild von den Qualitäten des Freizeitbades machen können.“ Das Bad sei ideal für Eltern mit Kindern und passe zur familienfreundlichen Politik der Stadt. Es eigne sich genauso gut für Schwimmer.
Deshalb wird schon Mitte März bei der Stadtbad GmbH ein Marketing-Experte in Zusammenarbeit mit einer Agentur mit seiner Arbeit anfangen.
Diesem Plan stimmte auch Aufsichtsratsvorsitzender und Ratsherr Frank Graffstedt zu: „Im operativen Geschäft muss es Änderungen geben.
Die hohen Erwartungen, die wir an das Freizeitbad gerichtet haben, haben sich bisher nicht erfüllt.
Speziell im Marketing waren die Ressourcen knapp bemessen. Da werden wir entschlossen gegensteuern.“ Der Aufsichtsrat stehe fest hinter Herrn Scharna und seinen Aktivitäten, die Attraktivität des Freizeitbades zu verbessern.
Die neuen Tarife im Überblick:
• Parkplatzentgelt entfällt für Sauna- und
Badegäste; Fremdparker zahlen weiterhin 5,00 €/Std.
• 1-Stundentarif mit 30-minütiger Karenzzeit 2,70 €,
Karenzzeit um 15 Minuten verlängert.
• Tagestarif 5,90 € für Erwachsene,
4,50 € ermäßigt, bisher 8,20 € bzw. 6,00 €.
• Einführung einer Familientageskarte
2 Erwachsene und 2 Kinder oder 1 Erwachsener und drei Kinder 17,00 € (statt 20,80 € bzw. 19,40 € im Vergleich zum neuen Tarif).
Jedes weitere Kind zahlt 4,00 € (statt 4,50 €).
• Ermäßigtentarif für die Sauna: 10,00 € für Kinder vom 3. bis 16. Lebensjahr, 12 € für Studenten.
• 2-Stundentarif (bisher 5,00 €) entfällt.
Die Gäste des Freizeitbades, die bisher diesen Tarif nutzen und mit dem Auto kommen, sparen künftig mit der Tageskarte 1,20 €.
Die neuen Tarife gelten ab Mitte März, der Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben
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Die anstehende Neueröffnung des Gliesmaroder Bades könnte der Wasserwelt an der Hamburger Straße viele Kunden kosten.
Es drohen noch mehr Einbußen, wenn wahrscheinlich am 1 April 2016 das Gliesmaroder Bad wieder seine Türen öffnet.
Dazu passend auch eine weitere Schreckensmeldung aus der Braunschweiger Zeitung von heute, dass die Wasserwelt die Gastronomie abgeben will, da der Verlust bei sage und schreibe 300.00 Euro im Jahr liegt.
Sage keiner, man hätte das nicht prognostiziert, aber der Beitrag oben von Peter Rosenbaum zeigt den Irrsinn wunderbar auf.
Man darf gespannt sein, wann die Wasserwelt wegen Unwirtschaftlichkeit endgültig schließen muss.
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