"Wir erwarten von Ratspolitikern mehr als eine Resolution gegen Rechts"
Armin Kraft und Gundolf Algermissen fordern mehr Courage gegen Neonazis
Mehr Courage als vor fünf Jahren fordern Propst i.R. Armin Kraft und der frühere DGB-Regionsvorsitzende Gundolf Algermissen von den Ratspolitikern, wenn es am 4. Juni 2011 tatsächlich zu der angekündigten Neonazi-Demonstration in Braunschweig kommen sollte.
Mit durchsichtigen Ausreden, so Kraft, hätten sich beim letzten Aufmarsch der Rechtsextremisten 2005 die meisten Ratspolitiker ihrer Verantwortung entzogen. Dabei hatte es zuvor eine einstimmig im Rat beschlossene Resolution gegen Neonazis gegeben. Als es auf der Straße zum Treueschwur hätte kommen müssen, hätten viele Kommunalpolitiker, aber auch andere lokal relevante Persönlichkeiten nur durch Abwesenheit geglänzt.
Mit Blick auf die bevorstehenden Geschehnisse im nächsten Jahr fordern die beiden, seit langem im Widerstand gegen Faschisten führenden Protagonisten, endlich eine breite Bewegung. "Hinter dem existierenden Bündnis gegen Rechts können sich viele gesellschaftlich relevante Gruppen dieser Stadt nicht versammeln", sagt Algermissen.
Kraft fügt hinzu: "Wir brauchen kein Bündnis gegen Rechts, sondern ganz präzise ein Bündnis gegen Nazis. Der Begriff Rechts ist viel zu undifferenziert. Hinter ihm können sich genauso rechte Sozialdemokraten wie Thilo Sarrazin, konservative Christdemokraten oder sogar rechte Muslime verbergen."
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Algermissen und Kraft befürchten, dass dieser gesellschaftspolitische Ansatz im Kommunalwahlkampf unterzugehen droht. "Das jetzt ein politischer Streit in Braunschweig schon darüber entbrannt ist, wer die Gegendemonstration anmeldet, ist katastrophal. Das spielt nur den Neonazis in die Karten", so Kraft.
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Algermissen und Kraft warnen davor, dass das eigentliche Thema zwischen Fremdenhass und Integration im kleinkarierten politischen Alltagsgeschäft zerredet werden könnte. Sie sehen auch die Gefahr, dass die Neonazis durch das Parteiengezänk gar überbewertet werden.
Deswegen fordern sie einen Wettbewerb der Aufklärung. Algermissen sagt: "Es gibt eine Reihe von Institutionen, die das in Braunschweig können, von der Arbeitsstelle gegen Rechtsextremismus und Gewalt bis hin zu den Kirchen. Ob sie das wollen, das ist eine andere Frage."
Zur Aufklärung gehöre auch der Dialog mit den Zuwanderern – insbesondere mit jenen, die als konservative Muslime gelten. "Wir müssen miteinander und nicht übereinander reden", sagt Kraft.
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Quelle:
www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2048/artid/12863574
Das kann ich voll mit unterschreiben und vortallem den letzten Satz:
Für Algermissen und Kraft gibt es nur ein Rezept: Reden, reden, reden – und zuhören.
Zuhören nicht weghören sollte vielleicht noch zu gefugt werden.