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"Geschichtsmächtiger" Auftritt mit Viktoria-Luise

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12 Jahre 3 Monate her - 12 Jahre 3 Monate her #8339 von Rosenbaum
** This thread discusses the content article: "Geschichtsmächtiger" Auftritt mit Viktoria-Luise **



Der Oberbürbermeister verkündete auf einer eigens zum Thema "Kulturprojekt 1913" einberufenen Pressekonferenz am 11.1.2013 im Rathaus, Braunschweig sei zwar klein, werde aber "geschichtsmächtig" bundesweit auftreten.
Unter anderem soll dafür auch eine mondän gekleidete dänische Schauspielerin als "Protagonistin der Moderne" (BZ vom 12.1.13) auf dem Filmfest auftreten und im Potsdamer Plalais mit einer "kleinen Victoria-Luise-Schau Lust auf Braunschweig"  entfacht werden.

Die Kaisertochter zeigte sich vor hundert Jahren selbst eher martialisch in Uniform mit Totenkopfmütze.
Letzte Änderung: 12 Jahre 3 Monate her von Rosenbaum.

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12 Jahre 3 Monate her - 12 Jahre 3 Monate her #8340 von Ulenspiegel
Hört, hört! OB: "Ein großes Kulturprojekt für das ganze Braunschweiger Land"
Veranstaltungsplan "1913" vorgestellt

Dazu nun Ulenspiegels kleines Bürger-Begleitungsscherflein ;)

Der gestrige Vortrag von Stölzl als auch das breite Veranstaltungsprogramm "müssten eigentlich auch den letzten Skeptiker überzeugen können, dass es sich bei diesem Projekt nicht lediglich um eine folkloristische Erinnerungsshow an die große Fürstenhochzeit vor 100 Jahren handele." lässt der OB verkünden.
(Quelle: www.presse-service.de/data.cfm/static/843629.html?CFID=42159942&CFTOKEN=16693924 )

"Was man breitlatscht ist nicht immer breit -
gelegentlich wird es nur flacher..."

Bauer Hinnerk aus Waggum beim Treten in ein Kuhendprodukt
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"Breites Veranstaltungsprogramm"? Das wäre vermutlich richtig, wenn denn das "breite" Veranstaltungsprogramm einer breiteren Bevölkerungsgruppe Braunschweig, also auch uns, den Bürgern, zugänglich gewesen wäre. Der Neujahrsempfang, in dessen Rahmen die Veranstaltung "1913" vorgestellt wurde, bot jedoch nur speziell Geladenen und weniger Gästen Platz, als die Aussage des OB vermuten lässt.

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Zunächst einmal baue man auf dem ("in der Tat"!) insbesondere kulturgeschichtlich "hochspannenden Jahr 1913" auf.
:unsure: Beim politischen Schlagwort "spannend" war ich schon bisher immer skeptisch, denn da kam nie was interessant Spannendes sondern stets eine gehirnwaschende Propagandabotschaft rüber, wenn's nun noch hochspannend wird, dann wirkt das so wichtigtuerisch wie Reklamefritzens XXL-Mega-Superlativen.

Wen interessiert das wirklich?

Eine "gewisse" materielle Grundlage dafür bilde der Bestseller von Florian Illies „1913“. Man werde sich deshalb bemühen, auch diesen Autor zu einer Buchlesung nach Braunschweig zu holen. Ob der überhaupt zu einem solchen Spektakel kommen wird — fraglich.

Und auch klar, weil es in Braunschweigs Autoren- oder Koryphäenkreis der Stadthistoriker bislang niemand für spannend oder notwendig hielt, ausgerechnet über dieses Jahr denn was Vernünftiges zu schreiben. Daher muss man nun auf auswärtige Autoren zurückgreifen. Ziemlich peinlich, wenn man selbst ja scheinbar so viel Interesse an Braunschweiger "Heimat-Geschichte" über das Jahr 1913 zu haben vorgibt.

Breiter aufgestellt? Mit Wagner kann das eine rechte Breitseite werden

Das Themenjahr, versucht man breiter aufzustellen und mischt diesem dann - wohl in Ermangelung anderer historischer Highlights auch noch den 200. Geburtstag Richard Wagners und den 100. Geburtstag Willy Brandts hinzu, der bereits anderswo begangen werden wird.
Jetzt erschließt sich uns auch, weshalb ausgerechnet ein CDU-Mann wie Hoffmann den Berliner Platz diesem Festjahr zuliebe umbenennen möchte!

Zu Richard Wagner und Braunschweig wäre hier folgendes zu vermelden:
Geboren ist er zwar 1913, aber nicht in Braunschweig, sondern in Leipzig. Ein Besuch in Braunschweig ist nirgends vermeldet (nicht 1913 und 2013 ebenfalls nicht). Wagner findet nur in Moderhacks "Besucher im alten Braunschweig" Erwähnung, wo er, der sonst keine Autogramme gab, von einem hiesigen Kegelclub mit dem holden Namen "Club der Nibelungen" wohl postalisch um ein Bild gebeten wurde. Dieser Bitte ist er wohl nachgekommen. Das dem Kegelclub übermittelte Bild trug dann folgende Note:

"Für Braunschweig mach' ich eine Ausnahm' von der Regel,
Denn dort schieben Nibelungen Kegel.

Bayreuth, 10. März 1878 - Richard Wagner "

(Moderhack, "Besucher im alten Braunschweig, S.222)

Das mag eine schrullige Anekdote sein, aber reicht das für ein Jahresfest-Event mit Braunschweig-Bezug? Gerade Wagner! "Mit seiner Schrift " Das Judenthum in der Musik " gehört er geistesgeschichtlich zu den Verfechtern des Antisemitismus. Wagners journalistischer Antisemitismus wäre eine Randnotiz geblieben, hätte ihn nicht das nationalsozialistische Regime unter Adolf Hitler vereinnahmt." (Wikipedia)

Wieso regional verankert?

"Das Projekt sei regional verankert bei der aufsehenerregenden „Jahrhunderthochzeit“ der Kaisertochter Victoria Luise von Preußen mit dem Welfischen Kronprätendenten Ernst August von Hannover."

Ach was, die Hochzeit fand, wie wir alle längst wissen, in Berlin statt, nicht in Braunschweig. Das gibt man sogar einen Absatz später zu, versucht aber nun das alte "Preußen" zu erwecken für diese "Braunschweiger Idee", doch Berlin reagiert bislang nicht. Vielleicht, weil wir nächstes Jahr den Ersten Weltkrieg (1914-1918) 100 Jahre hinter uns haben und 2014 als mahnendes Gedenkjahr ansteht.

:unsure: Wer hier ein Jahr zuvor fröhliche Herzogsständ' mit Jubeleinzug feiert, der wirkt befremdlich bis merkwürdig.

Man muss sich schon förmlich in Berlin anbiedern: "„Natürlich werden wir dieses Ereignis in Berlin auch gesellschaftlich medienwirksam ausgestalten“, kündigte Hoffmann an. Dort wird weder Hochzeitsjubiläum groß begangen noch Luise groß erwähnt. Am 15. Mai soll lediglich im Berliner Dom das Staatsorchester die Gurre-Lieder von Schönberg aufführen.
Über diese "Gurre-Lieder" gibt es bereits HIER eine kritische Stellungnahme.

Der Herzog von Braunschweig hielt sich auch zuvor in Hannover auf, nicht in Braunschweig. Dort hauste ein Welfe und Herzog, Anhänger der Kolonien und Kriegsgedicht-Sammler als Junggeselle im düsteren Schlossbau. Aber den möchte man keineswegs "breit" aufstellen und zur Diskussion bringen.

Wieso feiern also Hannover und Berlin nicht?

Von selbst kommen die gar nicht auf so etwas, genau wie die "Preußen" oder Berliner. Dazu muss man quasi den alten Mann der Welfen-Erben nach Braunschweig hinbitten. Der hat sich selbst auch nicht aufgedrängt, kommt aber natürlich gerne, wenn er eingeladen wird zum Neujahrsempfang.
Das Braunschweiger Schloss wurde nach der Hochzeit, als das Paar sich noch bei Schwiegerkaiservater Wilhelm in Berlin aufhielt, überhaupt erst bewohnbar gemacht. Victoria Luise beschreibt das und die immer noch vorherrschende "Ungemütlichkeit" selbst und wie sie die dortigen Räume mit ihren eigenen Möbeln wohnlicher gestaltet hat (bei Moderhack auf Seite 243).

Aber nun möchte man natürlich den "Einzugstag des Brautpaares herum (3. November 1913) in den Fokus rücken, weil dieser tatsächlich stattgefunden hat. Man beachte: WIR Braunschweiger feiern also ein gutes ganzes Jahr lang uns selbst, obwohl das zugrunde gelegte Ereignis erst knapp 8 Wochen (November!) vor Jahresende stattfand. Unglaublich, wie sich ein paar Wochen Braunschweigaufenthalt zu einem "Jahresevent" samt Bürgerfest aufbauschen lassen.

Ein breites Bild politischen und sozialen Lebens?

Gegen eine Ausstellung im Städtischen Museum „Braunschweig 1913“, in der es dann angeblich um ein breites Bild des politischen und sozialen Lebens in der Stadt in diesem Jahr und nicht nur "zum Zeitpunkt des Ereignisses" (Einzug) geht, wäre nichts zu sagen, wäre sogar wünschenswert, weil damals sozial und politisch durch ein sehr schräges Klassen-"Wahlrecht" die Arbeiterschaften erste Fundamente unserer heutigen Sozial- und Wahlgesetzgebung gelegt haben, die heute im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus gelten.

Das wäre ein wirklicher Anlass zu feiern, weil wir noch heute alle davon profitieren. 1913 wurde übrigens das "Rote Schloss" (heute Gewerkschaftshaus) gegenüber dem alten ungemütlichen Schlosskasten der Herrschaften neu errichtet, wo sich Arbeiterverbände, Gewerkschaftler und Sozialdemokraten trafen.

Wozu Diskussionen und Anlass simulieren?

Die Podiumsdiskussion mit dem Titel „Faszination Adel – Leitbild oder Anachronismus?“ hat der OB ja schon in seiner Neujahrssprache beim Empfang über die Presse beantwortet. Anachronismus kann das für ihn, den Fürstenfreund, also nicht sein. Das Ergebnis, wie wir begleitenden Bürger diesen Aufzug und die Konzentration auf die Fürstenhochzeit zu werten haben, scheint schon vorher festzustehen.

OB. „Natürlich soll es dabei auch um den spezifisch braunschweigischen Aspekt der Hochzeit gehen und die Rolle, die die Welfen hier gespielt haben".

Also doch Nabelschau und Fürstenhochzeit mit Luise Kaisertochter.
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Wozu das Ganze?

OB: "Wer seine Heimatgeschichte kennt, erlebt Verankerung und Halt in unsicheren Zeiten".
Ach ja, jetzt wissen wir, wozu wir zum Adel und suspekten Führungspersonen aufsehen und diese auch noch feiern sollen. Unsichere Zeiten wie heute schreien offenbar nach Führernaturen. Nicht nur ein sehr schlichtes sondern auch ein sehr gefährliches Konzept, denn es brauchte nur ein Jahr zum Ersten Weltkrieg und weitere 19 Jahre nach 1913 und da benötigte man erneut Führernaturen, um den Zweiten vorzubereiten. Wer jedoch 1913 die bereits beginnenden Kriegsvorbereitungen aussparen möchte, wird das mitnichten eine kritische aufgeklärte Veranstaltung nennen können.

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Schlusswort des OB: „Das hatten wir in dieser Form seit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt nicht wieder, dass ein Projekt so viele Pfeiler hat, auf denen es ruht. Dass das hier bei uns möglich ist, ist auch hervorragende Werbung für unsere Stadt.“ Wenn der Hauptpfeiler Fürstenhochzeit, Gurre-Liedgut und ausgerechnet Wagner sein muss, hat das gewiss wenig mit frei entfalteter Vielfalt zu tun.

:huh: Der letzte Satz zeigt, wie viele Zweifel er doch hegt, der Stadthistorienverwalter, dass er damit wirklich unabhängige historisch bewanderte Experten von außerhalb für diese seltsamen Projekte wirklich begeistern kann. Das war schon beim "Otto"-Reinfall ersichtlich...

meint
Ulenspiegel (< begleitet diese Denke aufmerksam
und will seinerseits Werbung machen)

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(Collagen by Ulenspiegel)
Letzte Änderung: 12 Jahre 3 Monate her von Ulenspiegel.

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12 Jahre 3 Monate her #8341 von klartext
Und noch ein paar Bilder mit Totenkopf-Uniform:

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12 Jahre 3 Monate her #8342 von Rosenbaum
Man hört ja nur wenig bis gar nichts zum Thema seitens der heutigen Sozialdemokraten.

Umso erfreulicher ist folgendes Lebenszeichen eines Braunschweiger Sozialdemokraten, gepostet als Kommentar auf BZ-online:

Es bleibt dabei, dass hier Steuergeld verschwendet wird, um an Kriegsverbrecher und ihre Kinder und Enkelkinder zu erinnern, die noch heute nicht begriffen haben, dass ihre Familien Millionen 18jähriger Europäer auf dem Gewissen zu haben. Bezeichnend bleibt, dass es auf dem Schloßplatz unverändert keine heute verständliche und jubelnde Erinnerung an den Sieg der Demokratie 1918 gibt, keine ehrende Erinnerung an die Millionen Opfer der Monarchie, des Nationalismus, des Faschismus. Das wäre für deutlich weniger als 1 Million Euro zu haben. Ein Jammer und eine Schande, dass die DemokratInnen in Stadt und Land Braunschweig dieses monarchistische Spektakulum des seltsamen Herrn Doktor Hoffmann und diesen Herrn nicht verhinderten. Die Laberei des Herrn Stölzl, der uns in finaler Verdichtung mitteilt, dass wir durch das Beäugen durch was auch immer nicht zum Monarchen werden, hat da gerade noch gefehlt, musste uns und den "heutigen Mitgliedern der beiden Adelsfamilien ... allen voran der Chef des Hohenzollern-Hauses, Georg Friedrich, ein Urgroßneffe Victoria Luises, und der junge Erbprinz des Welfenhauses, Ernst August, ihr Urenkel" dieses neueste Forschungsergebnis zur Frage, wie werden Menschen zum Monarchen, doch zur Kenntnis gebracht werden. Diente das alles nicht der Verschleierung der Verantwortung für Menschenschlachterei 14/18, wäre es auch nicht lustig, so bleibt das nur ein Brechmittel, ist zum Kotzen. Oder nicht? Ulrich Wegener, Sozialist in der SPD

www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/monarchie-und-moderne-im-brennglas-id856751.html

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12 Jahre 3 Monate her - 12 Jahre 3 Monate her #8354 von Ulenspiegel
Apopros Stille SPD. Die dankt ja dem OB für seinen Vorschlag, den Berliner Platz in Willy-Brandt-Platz umzubenennen.

Böse Zungen behaupten jetzt: Vielleicht erhält man fürs Stillhalten ja den Willi-Brandt-Platz aus den Händen des OB? Natürlich kann der arme Willy gar nichts für. Das Fell eines toten Bären verteilt sich gut
.

Zurück zum Leserbrief:

"Es bleibt dabei, dass hier Steuergeld verschwendet wird, um an Kriegsverbrecher und ihre Kinder und Enkelkinder zu erinnern, die noch heute nicht begriffen haben, dass ihre Familien Millionen 18jähriger Europäer auf dem Gewissen zu haben..."

Ulrich Wegener, Sozialist in der SPD
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:unsure: Was heißt hier "Europäer" auf dem Gewissen? Es war bereits Völkermord!

Saubere Familie! Des Kaisers Töchterlin feiert Hochzeit und Schwiegerpapa verübt einen Holocaust - Deutschlands vergessener Völkermord und die kolonialen Wurzeln des Nazitums...


Video anklicken (1.56 Min.)
Quelle: article.wn.com/view/2011/12/13/BOOK_REVIEW_The_Kaiser_s_Holocaust/

Dazu der Originaltext in Englisch:

The Kaiser’s Holocaust: Germany’s Forgotten Genocide and the Colonial Roots of Nazism is an unnerving historical account of the oppression and abuse of a people. Germans under the rule of Kaiser Wilhelm II butchered Namibian tribes. The atrocities have not been well-documented — or, at least, few people have taken an interest in them. Thus, this book, which details a dark episode in history, deserves some attention. It may compare the treatment of the Namibians to Nazi Germany but the links are tenuous. It is also irresponsible to say.

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Deutsche Herrschaften in Kaisers Namen in Afrika

Bis 1884/85 kam das Land Namibia mit Ausnahme der Walvis Bay, welche unter britischem Einfluss blieb, unter die Herrschaft des Deutschen Reiches und wurde zur Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Im Mai 1885 trafen die ersten deutschen Beamten ein, unter ihnen Reichskommisar Ernst Heinrich Göring .

Na, klingelt was?
Ja, genau. Der Vater von Hermann Göring !

Kolonialkrieg 1904 - 1907

Es kam in der Folge zu einem deutschen Kolonialkrieg gegen die Herero und Nama, der von 1904 bis 1907 dauerte und sich zu einem Vernichtungskrieg auswuchs, der schätzungsweise 60.000 bis 70.000 Männer, Frauen und Kinder das Leben kostete.
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Namibia )

Gefangene Herero und Nama wurden von den Deutschen in eigens für sie errichtete Konzentrationslager gebracht.Gesunde Gefangene wurden zur Zwangsarbeit im Straßen-, Wege- und Bahnbau eingesetzt. Die Bedingungen waren dermaßen hart, dass nicht einmal die Hälfte der Gefangenen die Strapazen überlebten-(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Herero_und_Nama )

Konzentrationslager - Parallelen rein zufällig?

Mit insgesamt etwa 15.000 Mann unter Generalleutnant Lothar von Trotha wurde der Aufstand der Herero bis zum August 1904 niedergeworfen.

Der größte Teil der Herero floh daraufhin in die fast wasserlose Omaheke, einen Ausläufer der Kalahari. Von Trotha ließ diese abriegeln und die Flüchtlinge von den wenigen dort existenten Wasserstellen verjagen, so dass Tausende Herero mitsamt ihrer Familien und Rinderherden verdursteten. Den so in die Wüste Gejagten ließ von Trotha im sogenannten Vernichtungsbefehl mitteilen:

„Die Herero sind nicht mehr Deutsche Untertanen. […] Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen.“


Vertreibung - auch nur Zufall?

Die Kriegführung Trothas zielte auf die vollständige Vernichtung der Herero ab

„Ich glaube, dass die Nation als solche vernichtet werden muß […]“

und wurde darin insbesondere vom Chef des Generalstabs Alfred Graf von Schlieffen („Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die Vernichtung einer Partei abzuschließen.“) sowie von Kaiser Wilhelm II. unterstützt,

Sein Vorgehen gilt in der Wissenschaft daher als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts.

Vom um 1904 auf rund 80.000 bis 100.000 Personen geschätzten Hererovolk lebten 1911 nur noch 15.130 Personen. Der Völkermord in Deutsch-Südwestafrika hatte also 65.000 bis 85.000 Herero sowie etwa 10.000 Nama das Leben gekostet.
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Herero_und_Nama )

Vollständige Vernichtung, na, dämmert's euch allmählich?

Erst 2004 bekannte sich die Bundesrepublik Deutschland zur deutschen Schuld in der Kolonialzeit. Statt Entschädigungszahlungen wurde erhöhte Entwicklungshilfe zugesagt.
(Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Namibias )

Wie wir wissen, war ja auch der in Braunschweigs damaligen Schloss hausende damalige Herzog - heut nicht vorzeigbare Johann Albrecht - ein Freund und reger Beteiligter der Kolonialherrschaft. Näheres dazu hier im Forum. Kaiser-Wilhelm-Freund und -verehrer war auch Ernst-August. Da gab es also kaum Kritik.

Sicher nicht der Verwaltung und der Befürworterschaft imagetechnisch so zuträglich, dass uns dieses Herrschafts-Imitat am Schlossplatz nun immer auch daran erinnern wird.

Dem damaligen Volk jedenfalls reicht's mit den Adelsherrlichkeiten


(Collage by Ulenspiegel)

Im Zuge der Novemberrevolution in Braunschweig musste dann Ernst August am Nachmittag des 8. November 1918 gegenüber dem örtlichen Arbeiter- und Soldatenrat unter Führung von August Merges abdanken – einen Tag früher als sein Schwiegervater Wilhelm II. in Berlin. Bereits am folgenden Tag verließ der Abgedankte Braunschweig zusammen mit seiner Familie nach Schloss Cumberland bei Gmunden ins österreichische Exil. Von dort aus führte er zahlreiche Prozesse unter anderem gegen das Deutsche Reich und den Freistaat Braunschweig.

Damals kein Ehrensold, dafür eine saftige Abfindung

1924 erhielt er vom Land Braunschweig im Wege der Fürstenabfindung die Schlösser Blankenburg und Marienburg, das Hausgut Calenberg, die Domänen Hessen und Heimburg (bei Blankenburg), das Rittergut Westdorf sowie das ehemalige Gut Kloster Michaelstein (insgesamt ca. 10.000 Hektar) zurück erstattet.

1924–1933 klagte er auf Rückgabe des sogenannten Welfenfonds (auch als „Reptilienfonds“ bezeichnet). Ein Reptilienfonds ist im weiteren Sinn eine „schwarze Kasse“ aus anderweitig aus Haushaltsgeldern abgezweigten Mitteln oder aus vor der Steuer verstecktem Schwarzgeld, die in der Regel zur politischen Einflussnahme oder zur Zahlung von Schmiergeldern benutzt wird und über deren Verwendung keine öffentliche Rechenschaft abgelegt werden muss. Alles aus Steuergeldern der Braunschweiger selbstverständlich beiseite geschafft!

B) Übrigens: Reptilienfonds. Sowas wird heute in Expertenkreisen "Dispositionsfonds" genannt.

Das Gericht entschied auf eine Erstattung von acht Millionen Reichsmark für den tragischen Verlust Ernst-Augusts Schwarzgeldfonds.

Das einnehmende Wesen der Braunschweiger Herzöge. war bereits länger bekannt. Das hatte wohl Tradition.

"Die Herzöge zeigten sich einfallsreich wenn es darum ging ihre Untertanen zu schröpfen und zu bevormunden. In seinem Band (2005) weist Roger Klittich viele Ankündigungen neuer Steuern nach, aber keine einzige Mitteilung, die eine bestehende Abgabe aufgehoben hätte. Die Herzöge bedienten sich mitleidloser Steuereintreiber, die Steuersünder noch im letzten Winkel aufspürten. Diese Bevollmächtigten hatten auch das Recht zu strafen. Was ein Herzog anordnete, war amtlich und konnte auf dem Gerichtswege unter keinen Umständen angefochten werde.
Herzog Carl II. bringt die Bevölkerung durch seinen ungeschickten Regierungsstil und sein absolutistisches Gehabe gegen sich auf, was in einen Volksaufstand mündet: Der oben erwähnte “Graue Hof” wird 1830 von Kleinbürgern, Handwerkern und Arbeitern gestürmt und eingeäschert, Carl II. bleibt nur die Flucht in die Schweiz - im Gepäck Kunstwerke von unschätzbarem Wert. In Braunschweig können derweil Recht und Ordnung nur durch die von Ratsherr Wilhelm Bode gegründete Bürgerwehr aufrechterhalten werden. "

Quelle: elm-asse-kultur.de/html/herzogtum.html

Ernst-August übersiedelte dann 1930 mit Familie von Schloss Cumberland in Gmunden/Österreich und lebte auf Schloss Blankenburg im Harz. Von hier flohen er und Familie nach Ende des Zweiten Weltkriegs vor den sowjetischen Truppen.

Umzugskosten inbegriffen

Da aber zunächst britische Truppen den Harz besetzt hatten, wurde zuvor ein Umzug von der britischen Armee durchgeführt. Ca. 30 Lkws (!) räumten die Schlösser in Blankenburg leer. Das Umzugsgut ging größtenteils zum Schloss Marienburg. Am 30. Januar 1953 starb Ernst August auf Schloss Marienburg bei Hannover.
Am 6. Februar 1953 wurde eine Trauerfeier für den Verstorbenen in der Marktkirche von Hannover abgehalten, der Leichnam zum Berggarten in Herrenhausen überführt und vor dem Welfenmausoleum begraben.
Wollte man da ihn nicht reinlassen oder was?

Damaliger Zeitgeist, mögen einige nun noch entschuldigend sagen, längt vorbei, vergessen... Von wegen, alles vorbei, alles vergessen und alles alte Geschichten. Aktuell gehen uns die Herrschaften immer noch auf'n Sack. Nicht wie ihr jetzt denkt, das feiste Greifen in unser Staatssäckel hat immer noch kein Ende.

Immer noch nicht genug "entschädigt"?

Ernst Augusts Enkel klagte nach der Wiedervereinigung auf Rückgabe der Güter nebst Schlösser in den ostdeutschen Ländern (Wert 2005: ca. 100–150 Millionen Euro), er verlor diese Prozesse. Sein Ur-Enkel Ernst August jr. ließ 2005 große Teile dieses Umzuggutes durch Sotheby’s versteigern und erzielte damit ca. 25 Millionen Euro.

Eine makabre Vorliebe für Totenschädel

Im Jahr 2011 besuchte eine hochrangig besetzte Delegation aus Namibia Deutschland, um 20 Totenschädel von Namibiern- ein Teil der deutschlandweit geschätzten ca. 3.000 in der Berliner Charité zur Rückführung in Empfang zu nehmen. Diese Schädel waren seinerzeit nach Deutschland verbracht worden und konnten so nicht beerdigt werden.
Mitglieder der namibischen Delegation beklagten sowohl vor wie während des Besuches eine weitgehende Ignoranz durch die Bundesregierung. Während der Übergabefeierlichkeiten der Totenschädel kam es zu einem Eklat, als die einzige anwesende offizielle Vertreterin der Bundesregierung, Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP) vorzeitig die Veranstaltung verließ und den namibischen Minister so brüskierte. Anlass waren für sie Buhrufe aus dem Publikum wegen ihrer als unzureichend empfundenen Rede. Staatssekretärin Emily Haber erklärte später auf eine Kleine Anfrage, dass die „aufgebrachte Stimmung und die konfrontative Grundhaltung einiger Teilnehmer“ Anlaß für den Sicherheitsdienst der Charité waren, Pieper aus dem Saal zu führen.
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_der_Herero_und_Nama

Um was geht es Hoffmann und der CDU?

Oberbürgermeister Gert Hoffmann stellte klar:

„Es geht nicht darum, eine Hochzeit zu verklären. Es geht um die geschichtliche Bedeutung des Jahres 1913 für das Land und um die Folgen.“ Er erkannte Positives an der aktuellen Debatte: „Das ist gut. Sich mit Geschichte zu befassen, ist spannend und wichtig.“

Und Anke Kaphammel (CDU) erklärte, dass die Welfenhochzeit lediglich der „identitätsstiftende lokale Anlass im Kontext der vielen europäischen Ereignisse im Jahr 1913“ sei, die alle beleuchtet werden müssten. (Quelle: Braunschweiger Zeitung )

:unsure: Welche Identität will Frau Kaphammel denn da (an)stiften?
Feiern, dass die Tochter eines Massenmörders einen Schwarzgelddealer ehelicht?
Dass es Deutschland erst 2004 fertig gebracht hat, Namibia seine Toten ordentlich zur Bestattung zurück zu bringen und dann eine deutsche Repräsentantin das Protokoll auch noch vermasselt?

Tja, und die Folgen, die Herr Hoffmann versucht mit in die Feierdebatte zu bringen, die Folgen dieser Hochzeit stehen oben. Da heiratete der Braunschweiger Adel in eine weitere adlige Familie von Massenmördern, Selbstbereicherern und auch sonst recht sonderbaren Privilegierten. Eine saubere Familie, die wir da feiern sollen! Ob unser seriöser Stadtspender und Mäzen Borek, der das mitsponsert, das auch weiß? Oder ein Stölzl oder ein renommiertes Bankhaus, das diese "Familienfeier" auch mitfinanzieren möchte? Kaum vorstellbar!

Und mal ehrlich, selbst wenn Mucke, Bier und Festlaune für uns Bürgers beim "1913-Bürgerfest" läuft, wer will dabei auch noch Statist spielen, sein Geld lassen oder dort auch noch mitmachen?

fragt euch
Ulensp?egel
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12 Jahre 3 Monate her #8358 von bruno
Der schon hier vorstehend zitierte Ulrich Wegener hat offensichtlich den Ball aufgenommen ;)

[...]
Wir nehmen die Hochzeit einer asozialen, schmarotzenden jungen Frau und eines asozialen, schmarotzenden jungen Herrn im Jahre 1913 als einen besonderen Anlass.
Verschweigen, dass die junge Frau die Tochter eines Kriegsverbrechers ist, was die Tochter wohl selbst im Himmel noch nicht verstanden hat.
Diese Tochter selbst hat den Vater trotzdem kritiklos verehrt, dessen Duldung und Förderung der deutschen Faschisten unter Adolf Hitler, ja des Kaisers Jubel über deren Krieg und Völkermord nicht nur nicht widersprochen, nicht nur geduldet, sondern öffentlich unterstützt. Ließ zu, dass auf dem Grab ihres Vaters Hitler den größten Kranz legen ließ. Dass diese da nicht mehr junge, aber immer noch schmarotzende Frau dabei von Pfaffen und Redakteuren Beifall erhielt, entschuldigt diese Frau nicht.
Das alles zu verschweigen, selbst zwischen den Zeilen, ist eine Schande. Lassen Sie das, meine Kritik auch noch nett zu tolerieren und als Beweis für was auch immer zu missbrauchen. Sie lieber Noske können doch Klartext, haben Klartext schon gelernt. Zeigen Sie, beweisen Sie das vor allem sich selbst und damit uns.
Sie wollen doch erhobenen Kopfes und geraden Rückgrats in Braunschweig an der Oker spazieren gehen. Oder nicht? Fragt sich Ihr Ulrich Wegener, Sozialist in der SPD

www.braunschweiger-zeitung.de/lokales/Braunschweig/offen-gesagt-1913-hoert-nie-auf-id858194.html

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