Ganz persönliche Rede an der Klagemauer
Hoffmann zum Mauerbau
Anlässlich "60 Jahre Mauerbau" wurden überall im Lande und besonders auch in der Springer-Presse wichtige Reden gehalten.
„Jetzt zeigt sich, wie sinnvoll die Initiative der Axel Springer AG war," so Hoffmann zum
kleinen Mauerbau in Braunschweig
. Jetzt kann auch unser OB an seinem eigenen Stückchen Mauer persönliche Befindlichkeiten mitteilen.
(Foto:
Volksstimme
)
Oft kam man dabei mit zwei Worten aus. "Brutal" war der Eingriff in die Menschenrechte und die DDR ein "Unrechtsstaat". Dabei muss bei letzterem doch mal juristisch nachgedacht werden, ob es einen Unrechts"staat" überhaupt gibt, bevor es alle politischen Akteure brav nachplappern. Ohne Zweifel aber, das DDR-Regime hat Unrecht begangen.
Mehr Demokratie und Menschenrechte
Christian Wulff (CDU) hat in seiner Rede zum Jahrestag dazu aufgerufen, weltweit für Demokratie und Menschenrechte einzutreten. Er redete auch von Freiheit und meinte: "Am Ende ist die Freiheit unbesiegbar“, was so natürlich erst einmal 28 Jahre ganz anders aussah, meinte hier aber wohl eher, dass der Drang nach Freiheit durch ein Regime nicht zu besiegen war. .
Dank an Bürgerrechtler und Gorbatschow
Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) dankte vor allem den DDR-Bürgerrechtlern und osteuropäischen Freiheitsbewegungen. "Sie haben den Weg zur Überwindung der Teilung geebnet."
Er dankte aber auch dem früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow. So ist ja, falls das jemand vergessen haben sollte, gerade auch mit Gorbatschows diplomatischer Hilfe gelungen, den Fall dieser unsäglichen Mauer möglich zu machen.
An der Bernauer Straße in Berlin wurde auch der zweite Abschnitt einer Mauer-Erinnerungslandschaft unter freiem Himmel eröffnet. Die Straße galt als Symbol der Teilung, weil die Häuser zum Osten gehörten und der Bürgersteig im Westen lag. Hier spielten sich nach dem Mauerbau dramatische Fluchtszenen ab.
Kritik auch am Westen
In der taz wird auch die Haltung des Westens gegenüber dem Mauerbau auch mehr differenziert und kritisch betrachtet:
"Mensch, Mauer!
Mit dem Mauerbau zog die Industrie aus Berlin weg, es kamen die Kriegsdienstverweigerer. Im Biotop Westberlin blühte die linke Szene - mit all ihren Irrtümern..."
www.taz.de/Verstaerker-fuer-die-linke-Szene-in-Westberlin-/!76173/
Alle leisteten ihren Beitrag zum Gedenktag "60 Jahre Mauerbau". So auch Braunschweigs Oberbürgermeister Hoffmann.
Dieser hielt aber eine ganz
persönliche Rede. Schließlich stammte er ja aus Berlin und hatte den Bau der Mauer miterlebt.
Er überschrieb seine Rede zwar mit "Freiheit", nahm sich dann aber dieselbe und erzählte von Hass und Anschlag und Kommunismus - es ist ja Wahlkampf in Braunschweig, wie wir alle wissen.
Hoffmann: "Freiheit ist ein hohes Gut..."
Ja, richtig! Das muss uns natürlich gerade jemand erzählen, der jahrelang in der NPD war. "Freiheit, ein Gut, das bewahrt werden muss..." meinte er.
Und vor allem, das man sich sogar jeden Tag erkämpfen muss, meine ich. Denn täglich kommt so ein Trickser daher und strickt sich das daraus, was so aussieht, wie Freiheit. dann aber recht zwanghaft wirkt.
"Hass, Anschlag und Kommunisten"
(Hoffmann-Predigt zu 60 Jahre Mauerbau)
"Der Bau der Mauer sei ein unfassbarer Anschlag auf die Menschlichkeit gewesen, sagte Hoffmann, "der ihn als damals 15-jähriger Berliner stark erschüttert und in seiner ablehnenden Haltung zum Kommunismus sehr geprägt habe. ... Es entstand natürlich ein großes Hassgefühl auf die Kommunisten, die unsere Stadt so unmenschlich geteilt hatten..."
Und deshalb ist er dann - erschüttert - in die weitaus menschlicher handelnde NPD eingetreten, der Nachfolgepartei jener der Menschlichkeit dienenden National-
Sozialistischen Deutschen Arbeiter Partei (NSDAP)? Hatte ja auch angeblich Sozialismus drin.
Entschuldigung der NPD-Zeit oder Wahlkampf?
Vermutlich dachte Hoffmann, dass man das Mauerbau-Jubiläum mit all seinen schmerzlichen Erfahrungen auch gut als Entschuldigung für einen Eintritt in den Nationalsozialismus verwenden und so für die eigenen polititschen Fehler Verständnis erringen kann. Eine Win-Win-Situation also; es ist ja auch Wahl.
Parallel dazu konnte er auch mal wieder Stimmungsmache gegen Linke oder gegen Kommunisten? Die NPD aber existiert weiter, die kann die CDU nicht so einfach verbieten, wissen wir ja. Deshalb, von welcher Gefahr, versucht man uns hier zu überzeugen?
Wer hat Berlin eigentlich zuvor in Sektoren ge- und verteilt? Und warum eigentlich? Sicher wieder eine der Erinnerungsschwächen des Braunschweiger Oberbürgermeisters, die sich gelegentlich auch auf die Tatsache seiner NPD-Mitgliedschaft auswirkt.
Und damit diese sehr persönliche Rede über Hass, Anschläge und Kommunisten auch überall gut ankommt, darf er sie höchstpersönlich auf der offiziellen Stadtseite verbreiten, damit Braunschweigs Kampf gegen Unrecht so deutlich wird, wie nirgends sonstwo. Prima, Braunschweig wird mit dieser ganz persönlichen Ansicht seines Meisters der Rhetorik sicher eine absolute Ausnahme in den Reihen der bundesweiten Reden bilden. Während es woanders um Bürgerrechte, Demokratie und Menschenrechte ging, reduzierte Hoffmann das Ganze auf persönliche Befindlichkeiten. Sehr anschaulich!
Aber ein demokratisches Volk, ein demokratisches Land kann ja alle Politiker und Parteien, egal welcher Couleur, durchaus aushalten. Auch die NPD, auch Kommunisten. Und Demokraten wollen wir ja alle sein, auch die CDU und Hoffmann, hoffe ich. Aber offenbar traut hier die CDU der eigenen Demokratie und uns, dem Volke nicht, dann muss man wohl von Hass, Anschlägen und Kommunisten predigen, so kurz vor der Wahl, dabei kandidiert Hoffmann gar nicht.
Gut gemacht, Herr Oberbürgermeister![/size]
Gruß
Helmhut