Äch, die heutige Jugend - Lokalblatt entdeckt Jungwähler
Blondschweig (krauters) - Auf dem pic zum "Jugendartikel" in der BrZ räkeln sich vier Jugendliche lässig auf 'ner Treppe - aber nicht auf der vorm Braunschweiger Kaufschloss, dort sind wir nicht so gern gesehen. "Abhängen vor Schlossattrappen" nicht erlaubt, sogar 'nen Flasmob wollten Oberbürgermeister und die hiesige Stadtverwaltung vergeblich mobben.
Im Text dann bemüht sich die Berichterstattung anfangs noch um ein wenig Lobhudel für die heutige Jugend: "Sie prägen die Gesellschaft von morgen. Gut ausgebildet, auf dem Sprung ins Berufsleben. Optimistisch und gutwillig..."
HA HA!
MIT EUCH SPIELT WOHL KEINER?
Damit möchte uns Generation Klecks ihre neue Serie über das "Lebensgefühl der 18- bis 30-Jährigen" anpreisen, die sie als "Generation Rastlos" bezeichnet und uns auf "ihre Facebook-Seite " locken.
Beteiligung, Interesse an BrZ-Themen scheint eher mäßig! Wozu sonst euer Aufruf? Gähnung wie bei den Leserblogbeiträgen der Online-Version newsclick.
Der Braunschweiger an sich, ist Macher, nicht Schwätzer.
Die 3 Gründe des sonderbaren Jugendartikels ist gleich klar: "Wenn es zum Beispiel darum geht, zur Wahl zu gehen, tun sich die unter 30-Jährigen laut offizieller Wahlstatistik nicht besonders hervor." Wahlen! Wahlen! Wahlen! Und diese "so gut ausgebildete", pragmatische Jugend geht nicht hin. Weshalb das so ist, wird gar nicht erst hinterfragt.
Nicht meckern, sondern machen!
Prompt wissen die Reakteure auch sofort, wer sich besonders fürs Politische zu interessieren scheint und auch für welche Partei sich so ein jugendliches Interesse lohnt. Dazu musste man wohl, weil es in Braunschweig an Nachwuchs mangelt, einen jungen Peiner importieren:
"... ist dagegen einer, der sich einsetzt. Der 21-Jährige ist Kreisvorsitzender der CDU-Nachwuchsorganisation Jungen Union... Für ihn gilt: „Nicht meckern – mitmachen.“
MITMACHEN WOBEI?
Genau, nicht meckern, mitmachen!
Egal wobei? Gemeckert wird in CDU-Nachwuchskreisen doch genau so wenig wie bei den alten Parteihasen, auch wenn die derzeit ja arg gebeutelt werden und's mit dem "Machen" recht schwer haben. Machen jawoll, aber was denn nur? Ihre Kanzlerin fragt sie nie bei ihren Alleingängen. Aber gemeckert? Nee, gemeckert wird da nicht. Kritik gibt's nur hintenrum und klammheimlich. Nun soll die Jugend zu Facebook gehen und dort die Redaktion dieses Blattes möglichst mit Interesse zutexten - politisch und öffentlich!
Aber dann noch schnell einen Prof von der Leibniz-Universität Hannover dann am Ende warm-warnend empfehlend herbeizitieren: „Wer sich sehr viel in Kontaktnetzen bewegt, läuft Gefahr, nicht mehr für sich sein zu können.“
IN EINEM ANDEREN UNIVERSUM...
läuft gerade die Jugend in Demos auf, protestiert gegen die "guten BILDungsangebote", gegen Turbo-Tele-TAbi und Studienabzocke in Form von Studiengebühren. Fein eingebildet die Herren Althusmann, Schawan und alle die mundlosen Frauen mit ihrer Oberschulmeistertaktik. Anderswo steht Jugend gegen die CDU-rein-raus-bist-du-Atompolitik, Chancenungerechtigkeit, Jugendarbeitslosigkeit, gegen Genfood und Klonfleischverkostung, gegen eure Inkompetenz bei PC-Spielverbotrufen, bei IT- und Internetfragen auf, um nicht nur ihre digitale Welt sondern auch ihre analoge dazu zu erhalten.
Anderswo halten sie Schünemännchens Großmannssucht und Flashmobverbote für ziemlich abg'fahr'n (meint hier auf altdeutsch: spinnert) und inkompetent. Und anderswo lesen die Jugendlichen überhaupt keine Mainstream-Printmedien mehr. Anderswo sind Informationen weitaus günstiger zu haben als in teuren Abos. Gerade deshalb musstet ihr ja zwangsläufig auf Facebooking umsteigen. Wer so lange zum "posten" braucht, ist eben mitnichten so "hipp", wie er sein möchte - gähn!
WAS LERNEN? VON WEM?
Ihr Schreiberlinge seid einfach zu behäbig, zu spät dran. Die Jugend ist bereits deutlich besser vernetzt als ihr alten Druck- und anders Geschwärzten. Nutzt längst and're Möglichkeiten der Facebook- und anderen social-networks. Sie ist dabei sogar höchst politisch, was sonst? Sie ist am Leben sogar besonders, nur an eurem Kram ziemlich desinteressiert, weil ihr ziemlich langweilig daher kommt und längst unglaubwürdig geworden seid.
"Wenn du eine Revolution organisieren willst - dann okay, mach weiter, benutz Facebook!" meint der
Internetaktivist Richard Stallman
über die Bedrohung durch Unternehmen und Regierungen, die die Freiheit im Netz einschränken wollen. Aber dazu benötigt die heutige Jugend gewiss nicht ausgerechnet das Facebook der Braunschweiger Zeitung.
Für Nerds:
de.wikipedia.org/wiki/Richard_Stallman
Aloha
Helmhütchen
(Helmhuts Jüngster)